Vom Oberland nach Venedig

Zwei Männner, vier Wochen, 550 Kilometer und 30.000 Höhenmeter. Der Rottacher Felix Wolf marschierte im Sommer mit seinem Vater vom Tegernsee bis nach Venedig. Uns hat er vom seinem Trip berichtet und erklärt, warum er sich fast gar nicht auf die Tour vorbereitet hat und wie es sich anfühlte plötzlich am Ziel zu stehen.

Felix Wolf hat zusammen mit seinem Vater die Alpen überquert – hier sieht am die beiden am Ziel in Venedig

Felix Wolf ist einer, der das Tal liebt. Einer, der jedes noch so kleine Fleckerl kennt und mit seinen 28 Jahren ein unglaubliches Auge für die Details seiner Heimat entwickelt hat. Durch die Fotografie hat der gebürtige Rottacher seine Leidenschaft für die Natur und vor allem für die Berge entdeckt.

Im August erfüllte er sich einen lang gehegten Traum: Er überquerte gemeinsam mit seinem Vater Christian Mündl die Alpen. Vom Tegernsee nach Venedig – in vier Wochen. Insgesamt marschierten sie 550 Kilometer und bewältigten um die 30.000 Höhenmeter. „Für uns stand von Anfang an fest, dass wir den sogenannten Traumpfad von München nach Venedig gehen – vom Marienplatz zum Markusplatz. “1974 lief Ludwig Gassler diesen Weg erstmals“, so Felix.

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Auf dem Weg von der Gliederscharte nach Pfunders

„Vor allem der erste Tag – Rottach-Egern, Aueralm, Lenggries, Brauneck, Tutzinger Hütte – hatte es wirklich in sich“, erinnert sich der 28-Jährige. Über das Karwendel ins Inntal, über die Zentralalpen nach Italien ging es dann weiter. Auf einer alten Schmugglerroute über die Gliederscharte in Richtung Lüsener Hochalmen, dann über die Puez-Geisler Gruppe auf die Piz Boè, den höchsten Punkt der Tour mit 3.152 Metern, vorbei an der Marmolada nach Alleghe.

Sie marschierten entlang der Crivetta auf die bellunesischen Dolomiten, über die Schiara nach Belluno und somit raus aus den Bergen. „Die letzten Tage gingen dann durch die Prosecco-Region und entlang des Piave in Richtung Jesolo und mit großen Schritten in Richtung Venedig“, berichtet der Rottacher.

Sonnenaufgang auf der Piz Boe

Ein Mammutmarsch. Und trotzdem hat sich der 28-Jährige nur wenig auf die Tour vorbereitet. „Das habe ich allerdings schon in den ersten paar Tagen gemerkt“, lacht er. Nur zehn Tage sei er zuvor jeden Tag auf den Wallberg gelaufen, um den Körper an die kontinuierliche Belastung zu gewöhnen. Die Ausdauer sei im Laufe der Tour gekommen.

Rund sechs Stunden am Tag waren die beiden zu Fuß unterwegs – Lifte, Busse oder andere Hilfsmittel nutzten sie nicht. Überrascht war der 28-Jährige darüber, dass er noch nicht einmal Muskelkater hatte. An Motivation jedenfalls mangelte es Vater und Sohn die gesamte Tour über nicht. „Im Gegenteil, solange wir in den Bergen waren, wollte ich immer weiter, um endlich ankommen“, so Felix.

Mit Oropax das Schnarchen ausgeblendet

Als Herausforderung beschreibt Felix vor allem die Schlafstätten. Sechs Matratzen für acht Personen seien keine Seltenheit gewesen. „Die Tür nach draußen ging nachts alle zwei Minuten auf und zu. Schnarchen der Matratzengenossen war im Geräuschpegel inbegriffen. Also Oropax rein, Mütze auf und irgendwie in den Schlaf finden…“, berichtet er von seinem nächtlichen Dilemma.

„Was mich wirklich jeden Tag aufs Neue beeindruckt hat ist, wie weit weg der Berg am Abend ist, an dem man am Morgen noch gestartet ist“, so der Rottacher. Einer der emotionalsten Momente sei für ihn der Grenzübertritt nach Italien gewesen: „Und plötzlich war da das Schild – Willkommen in Südtirol Alto Adige. Was für ein geiler Moment! Aber 100 Meter nach dem Grenzübertritt nach Italien hat es dann angefangen zu regnen, und ich dachte mir nur – echt jetzt? Italien – wir müssen reden…“

Letzer Sonnenaufgang der Tour auf der letzten Etappe von Jesolo nach Venedig

Am Ende sei es für den jungen Fotografen aber komisch gewesen, am Ziel anzukommen. „Ich konnte es irgendwie kaum glauben, dass wir tatsächlich am Ziel sind. Immerhin sind wir 28 Tage lang morgens mit „Venedig“ auf unserer Fahne gestartet.“ Das Ende sei eine Mischung aus Glück und Stolz und ein bisschen Trauer gewesen.

Verändert hat ihn die Wanderung in jedem Fall. „Man hat nach so einer Reise einfach einen anderen Blick auf manche Dinge. Auch Dinge, von denen man vorher gedacht hatte, man würde sie auf der Tour brauchen, waren auf dem Trip total überflüssig…“ Generell lerne man viele tolle und inspirierende Personen kennen. Auf die Frage, ob nun schon die nächste Tour geplant sei, schmunzelt Felix. „Es gibt ein paar Ideen.“ Mehr verrät er erstmal nicht.

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