Vom Spital zum Krankenhaus zur Brache

Seit dem Abriss des ehemaligen Tegernseer Krankenhauses und der Einweihung in Agatharied 1998 gibt es hier im Tegernseer Tal kein eigenes Krankenhaus mehr. Mehr als 15 Jahre liegt das Krankhaus-Areal jetzt brach. Alle Bemühungen, das Gelände zu verkaufen, sind bisher gescheitert.

Aber wie das Spital einst überhaupt entstanden ist, und wie die medizinische Versorgung im Tal vor der Eröffnung funktioniert hat, das wissen nur die wenigsten.

Das Distriktkrankenhaus Tegernsee, um 1890 / Quelle: Das Tegernseer Tal in historischen Bildern
Das Distriktkrankenhaus Tegernsee um 1890 / Quelle: Das Tegernseer Tal in historischen Bildern

Die Krankenversorgung im Tegernseer Tal wurde in den früheren Jahrhunderten in erster Linie durch das Kloster bestimmt. Innerhalb des Klosters war die Versorgung durch medizinisch geschulte Patres gesichert, da es zu dieser Zeit noch keine wissenschaftlich geschulten Ärzte gab.

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Erste Anzeichen auf ein Klosterhospital gab es 1048 unter Abt Seyfried. 1134 wurden bereits zwei Klostergüter als Hospital für Reisende erwähnt.

Heilpraktiken als einzige Heilmethode

Im Libellus Medicinalis – dem Buch der Medizin – wurde 1497 Doktor Johann Eichenfelder als erster Arzt am Tegernsee genannt. Trotz allem war die Versorgung der Menschen zu jener Zeit sehr schlecht. Nur Heilkräuter aus alten Überlieferungen oder benachbarte Heilkünstler wurden im Krankheitsfall zurate gezogen. Es gab zwar fahrende Ärzte, Heilpraktiker oder Zahnbrecher. Aber wenn sie gebraucht wurden, waren sie selten vor Ort.

1832 bekam Landarzt Alois Reinhard die Erlaubnis, in seinem Haus eine Apotheke einzurichten. Er war zu dieser Zeit der einzige Arzt im gesamten Tal, und es wird angenommen, dass er verantwortlich war für die Errichtung einer öffentlichen Krankenpflegeanstalt in der Tegernseer Bahnhofsstraße. Mit finanzieller Unterstützung aus dem Königshaus konnte das Spital dann am 15. August 1832 übergeben werden.

Modernisierung zu Anfang des 20. Jahrhunderts

Aufgrund der immer größer werdenden Einwohnerzahl wurde 1886 ein Erweiterungsbau notwendig. Es entstand ein dreigiebeliges Distriktkrankenhaus mit einer großen Bettenkapazität. 1885 richtete Herzog Karl Theodor eine Augenklinik im Krankenhaus ein. 1903 erfolgte eine erneute Erweiterung des Gebäudes. Während des Ersten Weltkrieges diente das Krankenhaus als Lazarettabteilung.

1928 dann der nächste Modernisierungsschub. Die ersten fortschrittlichen Geräte wurden erst um 1964 angeschafft. Darunter ein Röntgenbildverstärker, eine Fernsehanlage und ein automatisches Narkosebeatmungsgerät.

In den frühen 1970er-Jahren wurde dann auch eine operative Intensivstation in Tegernsee eingerichtet. Bis Mitte der 1990er-Jahre diente das Krankenhaus der Behandlung aller Talbewohner. Kinder wurden hier zur Welt gebracht und mit dem Geburtsort Tegernsee in die Welt entlassen.

So sieht das Krankenhaus-Areal aktuell aus
So sieht das Krankenhaus-Areal heutzutage aus

Als dann das neue Krankenhaus in Agatharied öffnete, musste das Tegernseer Krankenhaus geschlossen werden und wurde abgerissen. Die Pläne sahen einen schnellen Verkauf und eine nachfolgende Bebauung des gesamten Areals vor. Doch dazu ist es bis heute nicht gekommen.

Das Grundstück in direkter Nähe zum Tegernseer Bahnhof liegt weiterhin brach. Der Landkreis ist immer noch Eigentümer. Dagegen liegt die Planungshoheit bei der Stadt Tegernsee. Rund fünf Millionen Euro will das Landratsamt für das Grundstück haben. Und so ziehen sich auch die aktuellen Gespräche mit möglichen neuen Interessenten bereits einige Zeit hin.

Auf der einen Seite geht es um eine kombinierte Hotel-/Wohnungslösung. Auf der anderen Seite soll sich mittlerweile eine Gesellschaft für das Grundstück interessieren, um dort reinen Wohnungsbau umzusetzen. Wie die Verhandlungen am Ende ausgehen, ist immer noch unklar. Klar ist nur: Auf dem Areal wird kein neues Krankenhaus für das Tegernseer Tal entstehen. Diese Zeiten sind erst mal vorbei.

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