Von Waakirchen in den Orient

Was in Europa ausgedient hat, gehört anderswo noch lange nicht zum alten Eisen. Die Gemeinde Waakirchen mustert ein altes Feuerwehrauto aus.

Doch es zu spenden, ist nur der „Plan B“ der Gemeinde – sie will es lieber verkaufen. Wird der Wagen bald bei der Allgäu-Orient-Rallye eingesetzt?

Das alte Einsatzfahrzeug der Schaflacher Feuerwehr soll verkauft werden. Doch es gäbe auch andere Optionen.
Das alte Einsatzfahrzeug der Schaflacher Feuerwehr soll verkauft werden. Doch es gäbe auch andere Optionen.

In der Gemeinderatssitzung am Dienstagabend wurde unter anderem ein Beschluss über den Verbleib des alten Feuerwehrfahrzeugs „LF 8“ aus dem Jahr 1974 gefasst. Für die Feuerwehr Schaftlach hat es ausgedient. Zunächst gab es Überlegungen, LF 8 der Partnergemeinde in Ungarn zu überlassen. Doch die Gemeinderäte plädierten für einen Verkauf. Das Fahrzeug wird bereits im Internet angeboten – und stößt dabei auf reges Interesse.

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Unter den Interessenten ist auch Rosi Berwanger aus Warngau, die mit dem Fahrzeug an der Allgäu-Orient-Rallye teilnehmen will. „Ich hatte von dem Verkauf in der Zeitung gelesen“, erzählt Berwanger, „und fand das eine gute Idee.“ Im Mai 2015 findet die Rallye mit Start in Oberstaufen (Allgäu) statt, an der sie dann zum dritten Mal teilnimmt. „Am Ende der Fahrt in Jordanien wurde dort jedes Mal ein altes Feuerwehrfahrzeug gespendet“, so Berwanger. Diesem Beispiel wolle sie folgen, denn die Rallye diene auch dem guten Zweck, sagt sie.

Gemeinderat gegen den Einsatz bei der Rallye

Für den Einsatz bei einer Rallye sei das Fahrzeug aber nicht geeignet, so die Meinung im Gemeinderat. Rudi Reber merkte dazu an: „Ich glaube, irgendwas an der Aufhängung ist kaputt.“ Darauf erwiderte Bürgermeister Hartl zwar: „Der Schaden ist bekannt und wird repariert.“ Dennoch geht man seitens der Gemeinde Waakirchen davon aus, dass ein solches Gefährt mit Hinterradantrieb nicht rallyetauglich ist.

Eine Grundsatzentscheidung sei dies aber nicht gewesen, erklärt der stellvertretende Geschäftsleiter Markus Liebl heute auf Nachfrage. Zwar sieht auch er LF 8 eher als „Bastlerfahrzeug für jemanden, der keine hohen Personalkosten bei der Reparatur hat“. Er sagt aber auch: „Das Fahrzeug läuft und fährt einwandfrei, hat noch TÜV bis Juli nächsten Jahres und ist erst rund 30.000 Kilometer gelaufen.“

Solche Objekte werden auf dem Markt nicht jeden Tag angeboten und sind entsprechend begehrt. Auf einer Internetplattform wird der „Oldie“ momentan für 5.900 Euro angeboten. Sollte die Gemeinde nicht den Verkaufspreis erzielen können, der ihr vorschwebt, ist in weiterer Folge auch eine Spende denkbar.

Ähnliche Fälle in Rottach und Tegernsee

Ähnliches hat auch die Gemeinde Rottach-Egern vor, die ebenfalls ein Fahrzeug der Feuerwehr in Rente schickt und einen Weiterverkauf als erste Option ansieht. Erst wenn ein Verkauf nicht möglich ist, will der Gemeinderat Spendenmöglichkeiten diskutieren. Für eine Spende hatte hingegen vor gut einem Jahr der Tegernseer Stadtrat in ähnlicher Situation entschieden. Die ausgemusterte Drehleiter der Freiwilligen Feuerwehr Tegernsee wurde über die Pfarrer-Waldschütz-Stiftung nach Argentinien geschickt, wo sie dringend benötigt wurde.

Allerdings hatte dieses Fahrzeug, im Vergleich zu dem Wagen der Waakirchner Feuerwehr, eine wesentlich höhere Kilometerleistung und hätte – auch aufgrund fehlender Ersatzteile – innerhalb Europas keinen TÜV mehr bekommen. Sollte sich die Gemeinde Waakirchen also am Ende doch noch für die Spendenvariante entscheiden, gäbe es bestimmt zahlreiche Möglichkeiten in anderen Ländern, das Fahrzeug weiterhin sinnvoll einzusetzen.

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