20 Betten bietet Hans Stoib in seinem „Gästehaus Johanna“ an. Schon lange verlangt er für die Übernachtungen dasselbe. Der Durchschnittspreis pro Person und Nacht inklusive Frühstück liegt in der Hauptsaison bei rund 42 Euro. Ein Preis, der ihm zwar schon recht günstig vorkommt.
Gästezimmerpreise sind im Keller
Doch eine „richtige Preis-Ermittlung“ hatte nie stattgefunden, meint er. Das könne man auch auf viele andere Privatvermieter übertragen, glaubt er. „Aber du kannst ja keine Fantasiepreise machen“, so der Privatvermieter. Deshalb habe er sich preislich von jeher an den anderen Vermietern orientiert.
Eine Vorgehensweise, die aus Sicht der TTT nicht optimal ist. „Man kann sich nicht nur am Nachbarn orientieren und Jahr für Jahr die gleichen Preise haben“, findet TTT-Chef Georg Overs. Petra Berger hat daher die konkrete Arbeitshilfe „Preisfinder“ initiiert und diese im Rahmen des „Tag des Tourismus“ heute im Rottacher Seeforum vorgestellt:
Wir haben festgestellt, dass sich viele Gastgeber gar kein Gehalt auszahlen.
Damit kommt Berger auf eine ähnliche Feststellung wie Hans Stoib: Viele Vermieter arbeiten unter Preis. Das liegt nicht zuletzt daran, dass in vielen kleineren Gästehäusern Familienmitglieder arbeiten. Und die agieren meist nach dem „Eh-da-Prinzip“, also: „Ich bin ja eh da, wieso soll ich mir also ein Gehalt ausschütten?“
Das „Eh-da-Problem“
Berger findet das betriebswirtschaftlich nicht in Ordnung. Denn natürlich solle diese Arbeit auch honoriert werden. Genauso wie das sogenannte „Eh-da-Haus“, also das Haus, das schon ein abbezahltes Eigenheim darstellt. Der „Preisfinder“ – eine Excel-Tabelle, angelehnt an den DATEV-Kontenrahmen – schließt alle diese Kosten mit ein und gibt am Ende einen handfesten Zimmerpreis als Ergebnis, bei dem wirtschaftlich dann beim Vermieter auch was ankommt.
Der Preisfinder schließt alle vollständigen Zahlen – Fixkosten wie Miete und Pacht sowie variable Kosten wie Wäsche und Wasser – in die Excel-Kalkulation mit ein. Nachdem alle Angaben verteilt sind, wird schließlich ein Preisvorschlag angezeigt, den der Vermieter mindestens verlangen müsste, um wirtschaftlich zu arbeiten.
Geteiltes Echo bei Vermietern
Im Musterbeispiel der TTT bestätigte sich die Annahme eines zu günstigen Preises. Der Vermieter war zu billig. „Aber jede Situation ist anders“, meint Petra Berger. Insgesamt aber geht die TTT davon aus, dass viele mittlere Betriebe zu günstig auf dem Markt agieren.
Vermieter Hans Stoib kann zur Preisermittlung den „Preisfinder“ voll und ganz empfehlen. Er findet die Anwendung einfach und die Daten habe sowieso auch jeder kleine Vermieter vorliegen. Denn ohne Steuerberater geht es überhaupt nicht mehr. Der große Vorteil des Preisfinders:
Dann weiß ich, wo ich preislich stehe.
Ein Vorteil, den auch Ivo Abate vom Bachmair Alpina in Rottach-Egern sieht. Er sei kein Profi und daher interessiere ihn der Preisvergleich mit den Hotels am See und natürlich der „faire Preis“ für sein Haus. „Da kann ich was lernen und sehen, was das für mein Haus bedeutet. Wie ich den richtigen Preis finde, das ist für mich wichtig“, so Abate.
Keine Hilfe im neuen Preisfinder sieht hingegen Renate Schmid. Sie betreibt in ihrem Privathaus in Rottach-Egern neun Ferienwohnungen. „Ich glaube, ich habe auch ohne TTT ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis“, so Schmid. Sie könne ihre Preise konstant halten, weil sie nur eine Angestellte habe. „Die Gäste werden anspruchsvoller und sind preissensibel“, ist sich die Gastgeberin sicher.
Sie fürchtet zudem, dass durch eine Preissteigerung eine andere Gästeschicht angesprochen wird. „Und das möchte ich nicht.“ Daher habe sie kein Interesse an dem Preisfinder. Die TTT ist auf diese Angst vorbereitet und bietet in Seminaren Strategien an, wie man auch den Stammgästen legitim den höheren Preis vermitteln kann.
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