Wärmeverlusten auf der Spur

Derzeit wandern eigenartige Gruppen durch den Landkreis. Und immer schauen sie dabei auf einen kleinen, bunten Bildschirm. Zwölf Thermografische Spaziergänge fanden im Landkreis statt. Ausgewählte Häuser werden dabei komplett durchleuchtet.

Energieberater Kuntzsch führte mit seiner Wärmebildkamera durch Kreuth
Energieberater Kuntzsch führte mit seiner Wärmebildkamera durch Kreuth.

„An der Haustür geht zu viel Wärme verloren.“ Energieberater und Ingenieur Robert Kuntzsch führt den Thermografischen Spaziergang durch Kreuth. Gemeinsam mit der Gruppe steht er am Felserweg vor dem Haus der Eigentümer und erklärt „Schwachstelle Nummer eins“ fast jedes Hauses. „Die Haustür ist ein Problem, da pfeift’s extrem raus“, erklärt er.

Haustür ist Wärmeverlust Nummer eins fast jedes Hauses

Das Bild, das die Wärmebildkamera in seiner Hand zeigt, untermalt seine Aussage zusätzlich. In feuerroter Farbe sind die Bereiche an der Tür eingefärbt, bei der der stärkste Wärmeverlust erfolgt. Bei der Kamera kann man verschiedene Farbmodi einstellen. „Regenbogen“ funktioniert so, wie es das menschliche Auge gewohnt ist. Eine Farbskala zeigt warme und kalte Töne. „Rot“ heißt Wärmeverlust. „Blau“ sind die eher kälteren Temperaturwerte.

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„Wenn man eine andere Tür einsetzt, wäre das gut“, erklärt der Energieberater. „Abdichten mit Tesa-Moll bringt nix oder?“ So versucht der Hausbesitzer seinen Handlungsbedarf zu minimieren. „Für die Gebäudedichtigkeit schon. Jedenfalls gehört die Haustür isoliert“, bekommt er zur Antwort.

Kuntzsch gibt bereitwillig Auskunft auf die zahlreichen Fragen der Hauseigentümer. Bei gefühlten Minus zehn Grad geht es von Haus zu Haus an diesem Mittwochabend. Immer mit dabei – die Wärmebildkamera.

Erst über die Schulter schauen – dann selbst handeln

„Ich habe eine große Fensterfront und da bildet sich Kondensat. Was soll ich machen?“ – „Wenn ich die Katzenlaube oben dämme, dann wird das Schlafzimmer darunter doch wärmer, oder?“ – „Wie dicht sind eigentlich die Fenster an meinem Wintergarten?“ Viele Fragen konnte Kuntzsch beantworten. Stets wurden die Schwachstellen an den Häusern durch die Wärmebildkamera erkennbar.

Sichtlich beeindruckt zeigten sich die Teilnehmer an dem Thermografischen Spaziergang, den Klimaschutzmanagerin Veronika Weber gemeinsam mit den Gemeinden initiiert hatte. „Die Idee, den Energieberatern über die Schulter zu schauen, haben wir letztes Jahr schon mit Erfolg umgesetzt“, erzählt Weber, die auch selbst mit in Kreuth „spazierengeht.“

Es ist eine optimale Lösung für Hauseigentümer, die Schwachstellen in der Gebäudehülle zu finden und anschließend geeignete Sanierungsmaßnahmen zu bestimmen. Bei jedem Rundgang werden maximal sechs Gebäude besprochen. Der Energieberater erläutert dabei detailliert die Wärmebild-Aufnahmen. In Kreuth sind es an diesem Abend vier Häuser, die Robert Kuntzsch unter die Lupe nimmt.

Die Wärmebildkamera ist das optimale Werkzeug, um Schwachstellen an der Gebäudehülle festzustellen
Die Wärmebildkamera ist das optimale Werkzeug, um Schwachstellen an der Gebäudehülle festzustellen.

Manchmal folgt aus einem Thermografischen Spaziergang der Einbau einer neuen Haustür. Manchmal lässt sich das Ganze aber auch einfach mit einem Stück Klebeband lösen. So wie bei einem Gebäude im Kreuther Setzbergweg. Bei einem Dachsparren ist eine kleine, undichte Stelle entstanden. Die Wärmebildkamera hatte sie „gesehen“.

Man kann viel machen, auch bei alten Häusern.

Das weiß Marleen Holm vom gleichnamigen Ingenieurbüro, die ebenfalls beim Spaziergang mit dabei ist. Sie kennt die meist gefragten Problemstellen der Hauseigentümer aus den monatlichen Energiesprechstunden, die auch die Gemeinde Kreuth anbietet. Manchmal hilft es schon, die Heizpumpe richtig einzustellen und auch sonstige Einstellungen überprüfen zu lassen. Unter Umständen kann eine Sanierung eines alten Hauses aber teuer werden. Die Palette reicht von nachträglicher Dämmung über den Einbau einer besonderen Haustechnik, Fassaden- bzw. Dachdämmung.

Wesentliches Einsparpotenzial hat auch der Einbau neuer Fenster. Insbesondere wenn alte einfach verglaste Fenster gegen moderne Isolierglasscheiben ausgetauscht werden, kann die Heizrechnung künftig deutlich günstiger ausfallen. Kälte kann aber auch von unten kommen. So spürt man in alten Häusern häufig die vom Kellergeschoss eindringende Kälte.

Auch wenn einem bei den regenbogenschillernden Bildern der Wärmebildkamera eigentlich warm werden müsste, waren die Teilnehmer nach dem mehr als dreistündigen Spaziergang doch froh, wieder in ihre warmen Häuser zurückkehren zu können. Vielleicht plant der eine oder andere schon die Sanierungsmaßnahmen. Wer sich näher für energetische Einsparungspotenziale interessiert, findet bei seiner Gemeinde passende Ansprechpartner. In Kreuth findet am 22. April die nächste Infoveranstaltung zum Thema „Dämmen“ statt. Dann stehen Energieberater, Handwerker und Hausbesitzer Rede und Antwort, die bereits saniert haben.

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