Warum der Tegernsee nicht so schnell kippt

Das Tal schwitzt. Und während die Menschen stöhnen, schreit auch die Natur nach einer Abkühlung. Aber haben wir hier am Tegernsee wirklich schon Wasser-Notstand? Und was hat es mit den Algen in der Gmunder Mangfall auf sich?

Den Tegernsee bringt so schnell nichts aus dem Gleichgewicht / Quelle: TTT

Die lange Trockenphase, verbunden mit der enormen Hitze macht es auch den Wiesen, Flüssen und Seen schwer. „Natürlich führen die Gewässer wenig Wasser“, bestätigt Klaus Moritz, Experte für Gewässerkunde im Wasserwirtschaftsamt Rosenheim (WWA). Trotzdem gibt es am Tegernsee keinen Grund zur Besorgnis. „Wir hatten in den letzten 20 Jahren schon Phasen die kritischer waren“, so Moritz weiter. 2003 sei beispielsweise so ein Jahr gewesen.

Damals hat man Webseiten für Hoch– und Niedrigwasser eingeführt, die die Bürger über die aktuelle Lage informieren sollen. Aktuell seien die großen Zuflüsse in den Tegernsee noch nicht ausgetrocknet.

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Die Weißach in Kreuth hat noch Wasser – der Festenbach ist dagegen schon ausgetrocknet

Kleine Wildbäche haben es dagegen schon schwerer, weiß der Experte. Seit Monaten habe man ein Niederschlagsdefizit. Hinzu komme die Hitze. Auch der Tegernsee selbst hat ein recht niedriges Niveau. Doch Moritz verspricht:

Die Zuflüsse versiegen nicht so schnell.

Zwar habe man eine enorme Trockenphase, besorgniserregend sei die Lage aber nicht. “Der Tegernsee trocknet nicht aus”, scherzt er. Derzeit liegt der Wasserstand bei 725,22 Meter über NN. Das ist bereits im Bereich des Niedrigwassers. Bei der Seenschifffahrt gebe es allerdings bisher keine größeren Probleme, wie Betriebsleiter Lorenz Höß bestätigt. Nur die Stufe mancher Stege ins Boot sei jetzt ein bisschen größer, weil sich das Deck unterhalb des Stegs befinde. Hochwasser sei dagegen viel schlimmer.

Moritz vom WWA hofft trotzdem, dass es bald regnet, denn „das Tegernsee-System reagiert recht schnell auf Niederschläge. Was wir bräuchten ist eine stabile West-Wetter-Lage. Winde, die Regen bringen, so dass es einen längeren Landregen gibt“, meint er. Darauf müssen wir aber noch ein wenig warten, wie Wetterfrosch Hans Wildermuth aus Schaftlach erklärt:

Die längste Hitzeperiode in diesem Jahr hält weiter an. Sie wird nur unterbrochen von vorübergehender Gewittertätigkeit, so wie es am Mittwoch und Donnerstag war.

Das nächste Aufflackern werde am Sonntag erwartet, mit örtlich viel Gewitterregen – aber eben nur örtlich. Wo genau die Niederschläge runterkommen, kann keiner so genau voraussagen. „Zum kommenden Wochenende, um den 11. Und 12. August, deutet sich ein vorläufiges Ende der Trockenheit an, mit mehr Regen und dem Rückgang der Temperatur auf für die Jahreszeit übliche Werte“, so der Wetterexperte.

Gefahr durch Algen?

Auch andere Bereiche des Sees sind von der starken Hitze und dem Niedrigwasser betroffen. So kann man aktuell vor allem beim Ausfluss der Mangfall in Gmund verstärktes Algenwachstum beobachten. „Aus naturschutzfachlicher Sicht kann man sagen, dass unsere Seen nicht nährstoffreich genug sind, um ein übermäßiges Algenwachstum befürchten zu lassen. Von der Unteren Naturschutzbehörde ist noch kein außergewöhnliches Algenwachstum festgestellt worden“, meint Pressesprecher des Landratsamts Birger Nemitz.

An der Mangfall in Gmund sind schon deutlich mehr Algen als sonst zu sehen

Auch Moritz hat noch keine Informationen zum Tegernsee, weiß aber von anderen Seen, wo leichte Algenbildung auftritt. Im Bereich der Mangfall könne er sich das ebenfalls gut vorstellen. Da die Zuflüsse in den Tegernsee aber recht kalt sind, führe das hier nicht so schnell zu Problemen. „Ein Algenwachstum sorgt in der Regel zu einem Sauerstoffmangel in einem Gewässer, welcher zum Absterben der Fischpopulationen führen kann. Dies ist aber im Landkreis Miesbach noch gar nicht beobachtet worden“, bestätigt auch Nemitz.

Wasserqualität wird geprüft

Moritz sieht außerdem keine Gefahr für Badegäste, da es sich hier um Grünalgen handle. Das Landratsamt erstellt regelmäßig zusammen mit dem Wasserwirtschaftsamt Badegewässerprofile. Dazu werden in der Badesaison ab dem Monat Mai regelmäßig die EU-Badegewässer überprüft. Die Wasserproben werden in einem Labor untersucht. „Die nächste Wasserprobe erfolgt in der kommenden Woche, Ende der Woche liegt dann das Ergebnis vor“, so Pressesprecher.

Das Gesundheitsamt führt dabei auch Proben auf die Gefahr der Massenvermehrung von Cyanobakterien (Blaualgen) durch. „Diese Proben sind an allen Badestellen negativ“, so Nemitz abschließend.

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