So retten Bäume ihr eigenes Leben:
Warum viele Bäume im Tegernseer Tal noch grün hinter den Ohren sind

Langsam gehts los: Die Bäume im Tal verfärben sich gemach. Aber gefühlt ist das Tal noch sehr grün. Woran liegt das?

Herbstelts bei euch im Garten schon? Foto: Maxi Hartberger

In der bunten Jahreszeit geht es Bäumen an die Borke. Blätter wechseln von Grün auf Gelb und Rot bis Braun. Ein Windstoß reicht, um die Blätter von den Ästen zu fegen und den Waldboden in ein herbstliches Mosaik zu verwandeln. So wenigstens die Theorie. Der Herbst am Tegernsee wirkt aktuell noch etwas … grün.

Laut dem Schaftlacher Wetterfrosch, Hans Wildermuth, gibt es sehr viele Faktoren, die den Zeitpunkt der Laubfärbung bestimmen. “Dazu gehören Feuchte, Nachtfrost, Tagestemperatur, Tageslänge und auch wie der Sommer und das Frühjahr waren”, erklärt er. Im Ursprungstal bei Bayrischzell sei der Herbst schon etwas weiter als im Rest der Region. 

Wie viel Laub verliert so ein Baum?

Laut der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) verliert ein Hektar Mischwald jedes Jahr rund fünf Tonnen Laub und Holzreste. Immerhin. Das ist etwa das Gewicht von drei bis vier Mittelklasse-Autos. Dennoch türmen sich in den heimischen Wäldern keine Laubberge. Blätter und Holzreste werden Jahr für Jahr am Boden zersetzt und schaffen neuen Boden für Bäume und allerlei Lebewesen.

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Wofür eigentlich Blätter abwerfen?

Die Temperatur fällt und die Tage werden kürzer. Für Laubbäume bedeutet das: weniger Licht. Die Fotosynthese wird zurückgeschraubt. Das Chlorophyll, bekanntermaßen für die grüne Färbung von Blättern verantwortlich, wird im Stamm und den Wurzeln für den Frühling eingelagert. Zuletzt kappt der Baum die Wasserleitung zu den Ästen. Das funktioniert, indem er zwischen Zweig und Blattstiel ein Trenngewebe bildet.

Bei den meisten Bäumen reicht darauf ein leichter Windstoß und die Blätter fallen. Die Buche und Esche tragen hingegen oft bis lange in den Herbst hinein die braunen Blätter. Denn: Sie bilden statt eines Trenngewebes, Zellen, die ihre Wasserbahnen verstopfen. Hier braucht es etwas mehr als einen leichten Windstoß.

Bäume sichern sich durch den Laubfall übrigens ihr eigenes Überleben. Über Blätter verdunstet nämlich ein Großteil des vom Baum gespeicherten Wasser. In der kalten Jahreszeit wird es für die Wurzeln immer schwieriger, ausreichend Wasser aus dem Boden zu ziehen. “Verschwenden” die Blätter die wichtige Ressource, würde die Pflanze über den Winter austrocknen.

Wann sich das Tal endlich im Herbstoutfit zeigt? Genau lässt sich das schwer sagen, doch Wildermuth betont: “Den nötigen Frost werden wir nächste Woche bekommen, das ist sicher.” 

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