Unbemerkt finden ständige Umbauprozesse statt, die im Idealfall beim Erwachsenen ein weitgehendes Gleichgewicht aus ständigem Knochenabbau und -aufbau aufrechterhalten. Äußere Einflüsse können die Knochenmasse kräftigen (z.B. die natürliche Belastung durch das Körpergewicht beim Gehen, Stehen, Laufen) aber auch empfindlich schwächen (z.B. die Entlastung eines Beins nach Operation oder Unfall).
Fehlbelastungen können Stressfrakturen auslösen
Die tragenden Strukturen des Knochens werden Trabekel genannt. Sie ordnen sich den mechanischen Belastungslinien entsprechend an. Insofern können ständig wiederkehrende Fehlbelastungen den geregelten Auf- und Abbau des Knochens stören. Treffen diese Fehlbelastungen (z.B. ausgelöst durch chronische Schmerzen, nicht angemessen behandelte Operationsfolgen, längerfristig bestehende einseitige Muskelschwäche etc.) auf einen geschwächten Knochen, kann sich ein Ermüdungsbruch, auch als Stressfraktur bekannt, entwickeln. Bei älteren Menschen kommt als Risikofaktor die ohnehin schon bestehende Schwächung der Knochensubstanz hinzu. Frauen nach der Menopause sind besonders gefährdet.
Kleine Ursachen können große Auswirkungen haben
Ein nur geringgradiges Hinken, beispielsweise aufgrund einer Blase oder eines eingewachsenen Zehennagels, multipliziert sich allein bei einem ruhigen Spaziergang über eine halbe Stunde auf mehrere einhundert Schrittzyklen. So lässt sich verstehen, dass kleine Ursachen in ungünstigen Fällen große Wirkungen nach sich ziehen können, z.B. eben einen Ermüdungsbruch. Häufige Lokalisationen im höheren Lebensalter sind das Becken (Schambein, Kreuzbein) und die Wirbelsäule. Als Beispiel sei der Ermüdungsbruch des Kreuzbeins nach einer Versteifungsoperation der Lendenwirbelsäule genannt. Der in der traditionellen medizinischen Literatur am häufigsten beschriebene Ermüdungsbruch ist allerdings der eines Mittelfußknochens bei untrainierten Militärrekruten, die erste Märsche absolvieren müssen (sog. Marschfraktur). Diese Gefahr war aber vermutlich nicht der Grund für die Aussetzung der allgemeinen Wehrpflicht in Deutschland im Jahre 2011.
Spontaner Schmerz ist meist der erste Hinweis auf einen Ermüdungsbruch
Erstes und meist einziges Symptom für einen Ermüdungsbruch ist der Schmerz, der charakteristischerweise spontan auftritt (kein äußeres Ereignis, allenfalls eine Bagatellbewegung) und während der Bewegung nicht nachlässt, anders als z.B. bei häufigeren Überlastungsreaktionen wie Achillessehnenreizungen. Die Diagnose lässt sich aus der Anamnese und der körperlichen Untersuchung heraus vermuten. Gesichert wird sie durch ein sog. bildgebendes Verfahren (Röntgen, CT, MRT). Die Behandlung eines Ermüdungsbruchs besteht darin, die (schmerz-)auslösenden Belastungen zu vermeiden, die Heilungsphase zu unterstützen und die Widerstandsfähigkeit des Knochens zu erhöhen. Ein großes Programm also, welches auf Patient, Arzt und Therapeut wartet. Oftmals muss eine vorübergehende Entlastung erfolgen, z.B. an Unterarmgehstützen oder einem Gehwagen, nur sehr selten wird eine Operation erforderlich.
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