Was war? was wird … aus den Asylsuchenden

Über die Feiertage hinaus schauen wir uns die großen Themen des vergangenen Jahres noch einmal genauer an: Verkehr, das Hochwasser, große Bauvorhaben, Tourismus, Eingriffe in die Natur und Kriminalität. In Artikeln und Kommentaren ordnen wir ein und geben einen Ausblick auf 2014.

Auch die Aufnahme von Asylbewerbern ließ talweit Bürger und Behörden im Jahr 2013 alles andere als kalt. Viel wurde diskutiert in Kommentaren, an Stammtischen und hinter verschlossenen Türen.

Die Asylsuchenden von Moosrain sind inzwischen anderweitig untergebracht

198 Asylbewerber sind momentan im Landkreis Miesbach untergebracht – im Tegernseer Tal sind es aktuell 17 Menschen. Für das Tal ist die Situation noch relativ neu: bis August 2013 war hier kein einziger Asylbewerber untergebracht. Die wenigen Plätze in Kreuth und in Moosrain hatten sich nur als kurzfristige Übergangslösungen entpuppt.

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Die Prognosen gehen von einem Minimum von 344 und einem Maximum von 478 aus. Es werden vermutlich um die 400 sein.

Das sagt Gabriele Dorby, Pressesprecherin im Landratsamt. Der Landkreis ist zur Aufnahme der Asylsuchenden verpflichtet. Durch einen bestimmten Verrechnungsschlüssel ergibt sich die Zahl der Menschen, die über den Bund auf Bayern und auf die Landkreise verteilt werden. Wie und wo die Menschen untergebracht werden, bleibt zum Schluss dem Landkreis überlassen.

Die Behörden sind oft darauf angewiesen, welche Unterkünfte von den Bürgern angeboten werden. Bereits seit September ist im Landkreis keiner der Asylbewerber mehr in einer Turnhalle untergebracht. Die Umstände der Unterbringung von 20 Männern in der Turnhalle der Kreisstadt war stark umstritten. „Ein unwürdiger Ort zum Leben“ – „Wir gehen hungrig ins Bett“, so die Vorwürfe.

Momentan kommt man ohne Turnhallen als Unterkünfte aus

Inzwischen leben Asylsuchende im Landkreis in Häusern oder Wohnungen. Die kleinste Unterkunft findet sich laut Landratsamt in Kreuth, wo fünf Menschen leben. Auch in Tegernsee ist mittlerweile eine Familie aus dem Kongo in einem Häuschen untergebracht.

Ebenso ist in Bad Wiessee eine Familie eingezogen. Ob jemals Asylbewerber in das Haus im Gmunder Ortsteil Dürnbach einziehen werden, ist indes weiter unklar.

Initiative von Anwohnern

Nicht immer läuft alles glatt, wenn es um die Unterbringung von Asylsuchenden geht. In Gmund war die Situation etwas „aus dem Ruder gelaufen“, nachdem in der Gemeinderatssitzung bekannt gegeben wurde, dass 20 Menschen in einem Einfamilienhaus in Dürnbach untergebracht werden sollen.

Eine Initiative von Anwohnern forderte, die Zahl der Personen zu reduzieren und ausschließlich Familien aufzunehmen. Darauf war das Landratsamt zwar eingegangen. Augenscheinlich wird das Haus auch hergerichtet. Doch in Dürnbach ist bisher kein Asylbewerber angekommen. Alles scheint am offenen Mietvertrag zu hängen.

Das Einfamilienhaus in Dürnbach ist noch immer unbewohnt

Die größte Unterkunft im Landkreis ist in Miesbach, wo 40 Menschen leben. Laut Einschätzung des Landratsamtes handelt es sich dabei jedoch nicht um eine sogenannte Massenunterkunft. Werden der Behörde nicht genügend Unterkünfte angeboten, so ist sie gezwungen, welche zu schaffen. Wohncontainer sind derzeit in Miesbach und Holzkirchen geplant.

Laut Landkreissprecherin Gabriele Dorby wird jeder Asylbewerber sofort untergebracht. Unterbringungsort und Zuständigkeit variieren allerdings. Jeder Fall stellt sich anders dar. Im Durchschnitt kann man damit rechnen, dass ein Asylverfahren zwölf Monate dauert. Doch was nachher aus den Menschen wird, das kommt immer auf den Einzelfall an. Flüchtlingsstatus, Abschiebung – um nur zwei der Varianten zu nennen – kommen infrage. Aus datenschutzrechtlichen Gründen darf sich das Landratsamt dazu auch nicht im Detail äußern und bleibt allgemein.

Uns sind derzeit zwei Familien bekannt, die eine Wohnung im Landkreis gefunden haben.

Zu den Kosten, die durch die Aufnahme von Asylbewerber hervorgerufen werden, äußert man sich ebenfalls nicht in der Behörde. Nur so viel ist zu erfahren: dass alles auf den Freistaat Bayern umgelegt wird. Mit Ausnahme der Personalkosten. Mit der Betreuung und Koordination sind etliche Leute beschäftigt. Im Landratsamt existieren drei Stellen. Zu wenige aus Sicht der Betroffenen.

Neben den Angestellten in der Behörde gibt es zahlreiche Institutionen und Ehrenamtliche, die sich um die Asylbewerber kümmern. Da gibt es zum Beispiel Olga Denisov, die eine Teilzeitstelle beim Verein „Hilfe von Mensch zu Mensch“ einbringt.

Ohne Unterstützung geht es nicht

Ab 1. Januar beginnt Denisov laut Pressesprecherin Dorby mit ihrer Tätigkeit für den ganzen Landkreis. Bisher ist sie für die Asylbewerber der Gemeinschaftsunterkünfte tätig, kümmert sich auf freiwilliger Basis aber noch um viele andere zusätzlich. Auch Diakonie, Arbeiterwohlfahrt und die Kolping-Familien Tegernseer Tal sind neben weiteren in die Betreuung mit eingebunden. Zudem gibt es einen „Arbeitskreis Asyl“, der sich landkreisweit engagiert.

Während das Landratsamt für die lebensnotwendigen beziehungsweise praktischen Dinge sorgt, also Unterbringung, Sicherstellen der Kranken- und Nahrungsmittelversorgung, Bereitstellung von Taschengeld und Bekleidungsbeihilfen sowie Aushändigung und Änderung von sogenannten Gestattungen und Duldungen, kümmern sich die Institutionen um andere wichtige Themen.

Veronika Spät und Dekan Walter Waldschütz werben für die Integration von Asylbewerbern.

Dazu gehören psychische Betreuung, Deutschkurse, Freizeitgestaltung, Hausaufgabenbetreuung, Zugang zu Sportangeboten, Übersetzung von Dokumenten, Organisation von winterfester Kleidung, Hilfe beim Zurechtfinden mit öffentlichen Verkehrsmitteln, Vermitteln in der Kommunikation mit Ämtern. Die Liste der anfallenden Aufgaben ist lang, weiß Veronika Spät, die Vorsitzende der Kolping-Familie im Tal. Sprachkurse und der Zugang zu Sportangeboten sind das Wichtigste zur Integration der Asylbewerber.

Sprache ist der Schlüssel zur Integration

So besteht für die größeren Kinder Schulpflicht, und es wird versucht, kleinere Kinder im Kindergarten unterzubringen. Neben dem neu entstandenen Deutschkurs gibt es aber keine finanziellen Mittel zur Integration. Deshalb ist das Landratsamt dringend auf die Ehrenamtlichen angewiesen. Hier passiert viel. Auch in Tegernsee. Veronika Spät und Dekan Walter Waldschütz werben für die Integration der Asylbewerber.

Veronika Spät ist es wichtig, dass sich die Asylbewerberfamilie in Tegernsee gut aufgehoben fühlt und ins Stadtleben integriert wird. Unterstützt wird sie von 60 Kolpingmitgliedern, die die Familie in kommende Aktivitäten mit einbeziehen wollen.

Heute in zwölf Monaten wird man im Landkreis doppelt so viele Menschen betreuen, davon geht Landkreissprecherin Gabriele Dorby aus. Deshalb seien zeitnah Neueinstellungen im Landratsamt geplant. Ob man mit der Besetzung eher sparsam ist oder die dringend notwendigen Mitarbeiter zur Verfügung stellt, wird sich herausstellen. Doch sicher ist auch: die Aufnahme von Asylsuchenden im Tegernseer Tal wird uns im kommenden Jahr weiter beschäftigen.

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