Wasserretter im Multi-Kulti-Einsatz

Begleitung von Flüchtlingszügen, Schwimmausbildung von Kindern oder Einsätze an Land: Die DLRG übernimmt mittlerweile weit mehr Aufgaben, als die reine Wasserrettung. Auf der Jahreshauptversammlung der Tegernseer Retter am Samstag gab der Vorsitzende Georg Köstler einen Einblick. Zwei Schwerpunkte sind dabei besonders bemerkenswert.

dlrg tegernsee
Die Ausbildung von Kinder ist einer der Schwerpunkte der Tegernseer Wasserretter.

Wer in Freilassing in einen Zug mit über 400 frierenden Flüchtlingen einsteigt und als Sanitäter bis nach Hannover mitfährt, muss schon gute Nerven und ein hohes Maß an Hilfsbereitschaft haben. Besonders, wenn man separat in einem alten Wagon untergebracht ist, bei dem ständig die Heizung ausfällt.

Annett Winkler-Pfefferkorn und Frank Winkler vom DLRG Ortsverband Tegernsee, sowie Peter Kuhlemann, Sören Hannemann und Markus Schmidt waren dem Aufruf des DLRG-Landesverbands gefolgt und hatten sich für die Begleitung von Asylbewerbern gemeldet.

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“Die Angst, sich anzustecken, ist ständig präsent”

Kranke, schreiende Kinder, hochschwangere Frauen, die sich übergeben, Erwachsene mit Fieber, da sie nur in Sandalen oder barfuß bei den herrschenden Minusgraden unterwegs waren, drängen sich in den Zug. Gesundheitlich nicht ungefährlich für die Hilfskräfte. „Sicherheitshalber haben wir die, die schwerer krank waren, gleich in die Nähe unseres Wagons verfrachtet“, schildert Winkler. So konnten sie besser versorgt werden.

Später kamen wir gar nicht mehr durch, da alle, wo gerade Platz zum Schlafen war, sich hinlegten.

Auch Essen, Trinken und Hygieneartikel mussten die DLRGler austeilen. „Ich hatte von der letzten Flugreise vorausschauend Spucktüten im Flugzeug mitgenommen“, so Winkler. „Die konnten wir jetzt gut gebrauchen.“ Hinzu kam, dass viele aufgrund ihrer Religion nur bestimmte Nahrungsmittel wollten, was die Hilfe nicht einfacher machte. Doch die Begleitung ist auch deshalb wichtig, weil der Zug, wenn er erst einmal gestartet ist, nicht mehr anhalten darf. Und wenn er bei einem Notfall doch stoppen müsste, wären die dort örtlichen Rettungskräfte zu alarmieren. Das soll vermieden werden.

Fast 24 Stunden waren die Helfer pro Tour ehrenamtlich unterwegs, hatten Urlaub dafür genommen und waren ein gesundheitliches Risiko eingegangen. Doch die Erfahrung möchten sie nicht missen. „Es ist schon schrecklich was die Menschen auf sich nehmen, um hierher zu kommen. Wenn man es nicht selbst gesehen hat, kann man es nicht glauben“, meint Winkler. Inzwischen, aufgrund der Sperrung der Balkan-Route durch Österreich, hat der Flüchtlingsstrom drastisch abgenommen, was auch die Helfer entlastet.

Ehrenamtliche Schwimmausbildung

Um wie viel angenehmer ist da ein anderer Schwerpunkt der DLRG über die Rettungsarbeit hinaus: Die Schwimmausbildung für Kinder und Jugendliche im Badepark Bad Wiessee. Jeden Donnerstag von 18 bis 20 Uhr bietet hier die DLRG Schwimmtraining für 4-jährige bis 13-jährige sowie für ältere Jugendliche bis hin zu Erwachsenen an.

Auch die Wasserwacht
Auch die Wasserwachtler aus Bad Wiessee bieten im Bade Park immer wieder Schwimmkurse für Asylbewerber an.

15 bis 20 Trainer betreuen so jeden Donnerstag bis zu 50 Teilnehmer, die lediglich den Eintritt zahlen. Denn auch hier arbeiten die Wasserretter ehrenamtlich, ohne Bezahlung und in ihrer Freizeit. „Gerade bei uns am See ist es sehr wichtig, dass schon die Kleinsten Schwimmen lernen“, erklärt Schwimmausbilder Andreas Lange. Deshalb sei es, so Lange, auch unbedingt erforderlich, dass ein Schwimmbecken für die Ausbildung wie im Badepark erhalten bleibt.

Auch vier afghanische Kinder aus der Turnhalle in Tegernsee nutzen das Angebot. Aber da sie weder deutsch noch englisch sprechen, war es mehr ein Freizeitspaß zusammen mit ihren Vätern, als ein ernsthafter Schwimmunterricht. Gefreut haben sie sich aber dennoch, für ein paar Stunden aus der Turnhalle heraus zu kommen.

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