„Die Sterne sind da, aber sie gehören niemandem“, erzählt Hans-Georg Schmidt aus München während er sein Teleskop „Marke Eigenbau“ auf dem Taubenberg-Plateau in Stellung bringt. Es ist ein lauer Sommerabend, der Mond hängt nur noch als blasse Sichel am westlichen Nachthimmel und in der Ferne erhellt vereinzeltes Wetterleuchten die Alpenkette. Ein Liebespärchen hat es sich auf einer Bank nebenan bequem gemacht, lässt sich aber vom geschäftigen Treiben des Sternenguckers nicht stören.
Neben dem Teleskop, das die Beobachtung des Sternenhimmels ermöglichen soll, steht auf einem Stativ ein Fotoapparat, der „die Drehung der Erde ausgleicht und somit einzelne Himmelskörper scharf ablichtet“, wie Schmidt erklärt. Von Himmelskörpern ist jedoch noch nicht viel zu sehen – die bislang harmlos erscheinenden Gewitterwolken am Horizont ziehen näher.
Der Taubenberg ist ideal für Hobby-Astronomen
Aber Hans-Georg Schmidt lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Seit 1973 zieht es ihn bis zu zwanzigmal im Jahr zum Taubenberg, am liebsten bei Neumond. „Die Bedingungen hier sind ideal“, schwärmt er, „die Gegend ist von München aus schnell erreichbar und hier oben hat man meist seine Ruhe und stört niemanden.“
An idealen „Sternengucker“-Abenden ist es mitunter aber gar nicht mehr so ruhig. Oft treffen sich dort 20 bis 25 Astronomen, Astro-Fotografen und Zuschauer, um gemeinsam auf stellare Entdeckungsreise zu gehen.
„Perry Rhodan“ war der Auslöser
Die Astronomie fasziniert Schmidt schon seit frühester Jugend. Die Science-Fiction Serie „Perry Rhodan“ hatte es ihm damals angetan. Aber bis er sein Interesse zum echten Hobby machen konnte, vergingen etliche Jahre. Schließlich stattete er sich mit dem nötigen Zubehör aus und die Leidenschaft wurde zum Hobby. „Mein jetziges Teleskop hat einen Spiegel-Durchmesser von 40 Zentimetern“, erklärt er, „aber für meine Bedürfnisse reicht das aus“.
Am Sternengucken reizt Schmidt nicht nur die „Horizonterweiterung“. Er schätzt auch den Zauber der nächtlichen Natur. Im Sommer verbringt er gerne auch mal eine ganze Nacht auf seinem Beobachtungsposten am Taubenberg.
Lediglich die Glühwürmchen stören manchmal den Blick ins Universum: „Wenn die vor der Linse herumschwirren, kann man sie schon mal mit einem Stern verwechseln“, sagt er schmunzelnd. An diesem Abend wird es wohl nichts mehr mit einem Blick auf den Saturn, den er so gerne vorgeführt hätte. Nur die „Vega“ leuchtet im Osten und läutet mit ihrem Erscheinen die Nacht ein.
Massenweise Leben im Weltall
„Existiert da oben irgendwo Leben?“, wird der Hobby-Astronom, der beruflich aus der Luftfahrt kommt und ehrenamtlich für die Bayerische Volkssternwarte in München tätig ist, oft gefragt. „Es gibt massenhaft organische Energie im Weltall“, lautet die Antwort. Gemeint sind damit winzige Organismen, nicht etwa Aliens.
Besonders fasziniert ist Schmidt von der Tatsache, dass er Sterne beobachtet, die vielleicht gar nicht mehr existieren. Eine Galaxis mit rund 300 Milliarden Planeten hat er kurzerhand zu seinem Eigentum ernannt. Leider ist sie 50 Millionen Lichtjahre entfernt. Im Klartext heißt das: Um von dort oben zur Erde zu gelangen hat das Licht 50 Millionen Jahre gebraucht.
Hans-Georg Schmidt wird wohl noch viele Nächte am Taubenberg verbringen und in die Sterne schauen: „Vielleicht fliegt ja mal ein UFO vorbei“, sagt er und lacht dabei schelmisch. Wer weiß? In einer Nacht wie dieser scheint alles möglich.
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