Eine Reifenempfehlung für den Spätwinter
Welche Puschen an das Auto?

In 40 Tagen ist meteorologischer Sommerbeginn. Davon ist nichts gerade bei uns zu spüren. Immer wieder liegt in den letzten Tagen dicker Schnee auf unseren Straßen. Aber viele haben schon die Reifen gewechselt. Was tun? Was riskiert man bei Unfällen? Was sagen die Experten dazu?

Binnen Minuten wurden die Straßen in Rutschbahnen verwandelt. / Foto: Martin Calsow

Samstagnachmittag von Ostin nach Hausham: Erst Graupel, dann dichter Schnee, der die Straßen binnen Minuten in Rutschbahnen verwandelt. Als brave Bürger haben sich viele an die alte O-bis-O-Faustregel gehalten: Winterreifen von Oktober bis Ostern. Das war ein Fehler. Zum einen war Ostern in diesem Jahr sehr früh und zum zweiten bekommen wir gerade aus dem Norden ordentlich kalte und feuchte Luft, die perfekte Schneemischung. Spätestens am Wochenende soll der Flockenspuk vorbei sein. Aber jetzt, für wenige Tage, die Reifen am Auto wechseln? Was sagt die Tegernseer Reifenkönigin, Kathrin Hösl, dazu?

Kathrin Hösl in ihrer Werkstatt in Tegernsee. / Foto: Redaktion

Frau Hösl, ist es ratsam, jetzt noch einmal auf Winterreifen zu wechseln, wenn man bereits Sommerreifen montiert hat?

Ja und nein. Meinung nach ist es schon ratsam, wenn man viel fährt und auf das Auto angewiesen ist, vor allem hier im Tal, weil es eiskalt ist. Wir haben hier eine situative Winterreifenpflicht. Wenn man ein Zweitauto hat mit Winterreifen oder man sein Auto stehen lassen kann, dann kann man unter Umständen die Sommerreifen drauf lassen.

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Wie gefährlich ist es, bei den derzeitigen Temperaturen und bei Blitzeis und Schnee mit Sommerreifen zu fahren?

Ich finde es sehr gefährlich. Bei einer Gefahrensituation verlängert sich der Bremsweg, damit ist nicht zu spaßen. Der Winterreifen hat eine weichere Gummimischung, so hat er auf den Straßen mehr Grip. Sommerreifen haben eine härtete Gummimischung, also bei Eis und Schnee nicht mehr so viel Grip.

Also sollte man eigentlich im Sommer auch auf Winterreifen verzichten, oder?

Ja, denn bei den hohen Temperaturen fährt sich der Winterreifen durch die weichere Gummimischung schneller ab, ist empfindlicher der Sonne gegenüber. Das beschädigt den Gummi, da können sich unter Umständen ganz feine Risse bilden. Das konnten wir in der Vergangenheit immer mal wieder feststellen.

Wie stark ist die Nachfrage bei Ihnen nach einem erneuten Reifenwechsel zu diesem Zeitpunkt im Jahr? Sind Ihre Termine stark ausgebucht?

Es hält sich aktuell in Grenzen. Insgesamt sind es sechs Kunden, die wieder auf Winterreifen zurückgewechselt haben oder zurückwechseln wollen. Allerdings werden zurzeit viele Termine für den Wechsel auf Sommerreifen abgesagt oder verschoben. Das ist teilweise schwierig für uns, das alles hinzubekommen. Mit den Terminen sind wir jetzt schon bei Ende Mai angekommen.

Vielen Dank für das Gespräch und Ihre Einschätzung.

Situative Winterreifenpflicht

In Deutschland gilt eine situative Winterreifenpflicht. “Die Empfehlung, Fahrzeuge mit Winterreifen von O bis O auszustatten, hat keine rechtliche Relevanz. Rechtlich gesehen müssen Autofahrer also bei winterlichen Straßenverhältnissen Winterreifen aufziehen, wenn sie ihren Wagen fahren wollen – unabhängig von der Jahreszeit”, schreibt der ADAC zu dem Thema. Der Lobbyverein der Autofahrer empfiehlt: Autos mit Sommerreifen, wenn es geht, stehenlassen. Lieber auf öffentliche Verkehrsmittel ausweichen oder wieder in den sauren Gummiapfel beißen und Winterreifen aufziehen.

Wer bei Sommerreifen bleibt und von der Staatsmacht kontrolliert wird, dem droht ein Bußgeld von 60 Euro. Noch teurer wird es für jene, die am Gmunder Berg oder an anderen Steigungen quer stehen. Da gilt: Wer andere behindert, muss mit 80 Euro und einem Punkt in Flensburg rechnen. Außerdem können bei einem Unfall wegen grober Fahrlässigkeit Leistungen in der Kaskoversicherung gekürzt werden. Auch mit der gegnerischen Kfz-Haftpflichtversicherung kann es bei einem unverschuldeten Unfall Probleme geben. Hier wird je nach Einzelfall ein Mitverschulden angerechnet.
Das alles gilt auch und vor allem, wenn man jetzt noch schnell in Skigebiete fahren möchte. Hier lohnt sich ein Wechsel auf jeden Fall, denn aus Orten in Österreich und Südtirol wird jetzt mit bis zu 50 Zentimeter Neuschnee berichtet. Und diese Länder haben ebenso besondere Regelungen für Reifennutzung.

Fazit

Also, Fahrten vermeiden, wenn es geht. Sonst sehr piano fahren und bis zum Samstag durchhalten. Zumeist sind die Hauptstraßen ja frei.

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