Die Corona-Warn-App ist seit der Einführung umstritten. Viele halten das Projekt für gescheitert. Deutschlandweit wurde sie 34,4 Millionen Mal heruntergeladen (Quelle: RKI – Statusbericht bis 29.09.2021). Wie viele Menschen davon sie aktiv nutzen, bleibt allerdings unbekannt. Bisher wurden 537.261 positive PCR-Testergebnisse über die Warn-App geteilt.
Wobei sich nur 60 Prozent der User überhaupt entscheiden, ihr positives Testergebnis mit anderen Usern zu teilen. Was aber macht man grundsätzlich, wenn man die App nutzt und einem nach Monaten des immer gleichen Grüns auf einmal ein bedrohliches Rot entgegenschlägt:
Begegnung an 1 Tag mit erhöhtem Risiko.
Darunter folgt das Datum des betreffenden Tages. Bei mir war es der 24. November 2021. Ich öffnete die “rote Nachricht”, mit meinem Mann auf dem Sofa sitzend. Erst dachte ich, es sei nur ein Fehler. Aber irgendwann war klar: Nein. Das meinen die mit vollem Ernst.
Zwar steht im weiteren Verlauf der Meldung genau, was zu tun ist – Selbstisolation, Abstand halten, Arzt, Gesundheitsamt und Hotline anrufen und so weiter. Trotzdem gehen sofort die Gedanken im Kopf auf die Reise. Wo war ich an diesem Mittwoch überall? Hatte ich die Systemzeit vorgestellt, um mein Handyspiel zu spielen? Habe ich immer die Maske getragen? Hatte ich einen Termin? Ehrlicherweise thronte über allem anderen aber ein Gedanke:
Ich bin doppelt geimpft! So schlimm kann es nicht werden.
Das bewahrt mich aber auch nicht davor, selbst weiterhin Virenträgerin zu sein. Schon klar. Lebt man nicht unter Steinen, dürfte man das mitbekommen haben. Es beginnt zwischen Film und Tagesthemen eine eingehende Recherche und dem Abgleich der Warn-Meldungen von Menschen, mit denen ich an besagtem Mittwoch unterwegs war. Es blieb nur ein Ort übrig, an dem ich an diesem Tag einem infizierten Menschen begegnet sein konnte: Ein Drogeriemarkt in Miesbach.
Die Sache nahm Fahrt auf
Gleich am Montagmorgen habe ich unter der 08025 704 4444 im Gesundheitsamt Miesbach angerufen. Geduld ist da gefragt. Aber nach einigen Versuchen meldete sich eine freundliche junge Frau, die mir jedoch keine Angaben zum Infektionsgeschehen am 24. November oder zu möglichen Drogeriemarkt-Clustern geben konnte.
Aber was soll da auch groß im Markt passiert sein? Sie informiert mich darüber, dass ich zwingend einen PCR-Test bei einer Meldung der Corona Warn-App machen muss. Alle Informationen, sagt sie, erhalte ich auf der Seite des Landratsamtes. Zudem sei der PCR Test für mich kostenfrei. Gut zu wissen.
Innerhalb von zehn Minuten, und nur von wirklich kleinen Flüchen begleitet, hatte ich meinen Termin bei der Teststation in Miesbach an der Oberlandhalle. Weitere drei Stunden später habe ich den Rachenabstrich hinter mir. Alles verlief sehr unspektakulär und stressfrei.
Schritt für Schritt
Auf der Internetseite des Landratsamtes zum Testzentrum habe ich schnell die notwendige, grafisch aber katastrophal aufbereitete Anleitung durchgelesen und die Links zur vorher notwendigen Laborregistrierung und der Terminvereinbarung gefunden. Zuerst kommt die Registrierung bei EUROFINS für den QR-Code. Ich musste einen hochgeladenen Screenshot von der Corona App Warnung nachweisen, um einen Anspruch auf den PCR-Test zu haben. Anschließend vereinbarte ich online den Termin im Testzentrum. Zwischenzeitlich kam auch schon per Mail mein QR-Code für den PCR-Test.
Am „Drive-in“ des Testzentrums am Ortsausgang von Miesbach angekommen, musste ich nicht einmal zehn Minuten warten. Die jungen Menschen dort machen einen Riesenjob. Das war schneller und freundlicher als beim Fast-Food-Giganten in Irschenberg.
Einmal den Mund ganz weit öffnen, bitte
Allerdings geht hier nichts ohne Termin, Personalausweis und QR-Code. Alle drei Nachweise wurden schon bei der Einfahrt kontrolliert. Und beim eigentlichen Test passiert das Ganze noch einmal. Danach findet der Tupfer sehr routiniert, professionell und eklig wie immer tief den Weg in meinen Rachen – und fertig war der Test. Ob viel los sei, wollte ich vom Arzt in Vollschutzkleidung noch wissen:
Wie sie sehen, können wir uns über fehlende Arbeit nicht beklagen
Er winkte mich raus. Nicht unfreundlich, aber für ein kleines Interview fehlte dann doch die Zeit angesichts der Schlange, die sich inzwischen schon hinter meinem Auto gebildet hatte.
Auf negatives Ergebnis warten
Mir bleibt jetzt nichts übrig, als zu warten. In den nächsten Tagen erhalte ich mein hoffentlich positives “negatives Testergebnis”. Und solange halte ich die Füße still, arbeite weiter im Homeoffice, was mein Arbeitgeber zum Glück ermöglicht.
In unseren Zeiten ein absolutes Privileg, für das ich dankbar bin. Und ich hoffe einmal mehr, dass sich möglichst alle Leute weiterhin an die Regeln halten. Auch wenn es manchmal richtig Zeit kostet und die ganze Pandemie inzwischen jeden von uns total nervt – immerhin tun wir es ja für uns alle.
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