Eine monatelange Ungewissheit ist oft die Folge. Der eine oder andere Vermieter scheint zudem nicht jedem Bewerber gleich aufgeschlossen gegenüberzutreten.
In einer aktuellen Auswertung des Immobilienunternehmens Engel & Völkers liegen mit Rottach (Platz 14) und Bad Wiessee (Platz 13) gleich zwei Gemeinden aus dem Tal unter den Top 15 der teuersten Gegenden Deutschlands. In beiden werden in Toplagen Höchstpreise von bis zu 15.000 Euro pro Quadratmeter fällig. Da das für viele jedoch nicht bezahlbar ist, entscheiden sie sich dafür, zur Miete zu wohnen.
Doch auch hier sind die Angebote alles andere als günstig. Unter neun Euro pro Quadratmeter geht im Tal fast nichts mehr. Die hohen Preise sind auch dem relativ überschaubaren Angebot von Ein- bis Dreizimmerwohnungen geschuldet. Es heißt also nicht selten: lange suchen, bis man etwas gefunden hat, das einigermaßen ins Budget passt.
Vergebliche Suche
„Ich habe auch zwei oder drei Monate im Gelben Blatt und im Internet gesucht. Erst durch einen Freund bin ich dann an eine Wohnung gekommen“, erzählt uns ein 26-jähriger Rottacher. Auch er ist der Meinung, dass die Nachfrage einfach zu groß ist und sich zu viele Personen für eine Wohnung interessieren. „Da stehen die Chancen dann eher schlecht, und man ist länger auf der Suche“, so der 26-Jährige.
Wie groß die Not bei manchen momentan ist, belegt auch die ungebrochen große Nachfrage nach Gemeindewohnungen. In Bad Wiessee stehen aktuell 130 Interessenten auf einer Warteliste. „Sobald was Passendes frei ist, wird den Leuten eine Wohnung zugewiesen“, erklärt Petra Bollen von der Wiesseer Gemeindeverwaltung.
Und auch in Rottach-Egern stehen um die 100 Menschen auf der internen Warteliste. Frei ist derzeit keine einzige Wohnung. Bis man da zum Zuge kommt, kann es also eine Weile dauern.
Nachteil Migrationshintergrund?
Auch Ali D. sucht nunmehr seit fast vier Monaten nach einer Bleibe. Der gebürtige Türke kam von Hamburg an den Tegernsee. Einen Job fand er im Tal relativ schnell. Ali arbeitet für eine Gebäudereinigungsfirma. Die Suche nach einer passenden Wohnung mit ein oder maximal zwei Zimmern gestaltet sich dagegen deutlich schwieriger. Dabei sollte das Budget von 550 Euro eigentlich ausreichen.
Doch bisher konnte der 37-Jährige noch nichts finden, egal ob über die Zeitung, das Internet oder mithilfe eines Maklers. Meist bekam er schon am Telefon eine Absage. Sätze wie: „Die Wohnung ist schon vergeben“, hat er in den vergangenen Monaten oft gehört – auch wenn eine Woche später das Angebot trotzdem weiterhin in der Zeitung stand. Mindestens 15 Wohnungen habe er sich laut eigener Aussage bislang vor Ort angeschaut.
Doch auch bei den persönlichen Besichtigungen begegnete man ihm zum Teil mit großer Ablehnung. „Als ich einer Vermieterin bestätigte, dass ich Türke bin, sagte sie: Tut mit leid, das geht nicht“, berichtet Ali von einer seiner Erfahrungen. Auch sein enger Freund Isik E. kann solche Aussagen aus eigener Erfahrung bestätigen.
Ich habe sechs Monate nach einer Wohnung gesucht, obwohl ich gebürtiger Deutscher bin. Am Ende hat es nur geklappt, weil meine Frau Deutsche ist und mich anfangs nicht erwähnt hat.
Nun kann man aus diesen Beispielen sicherlich keine pauschalen Urteile fällen. Denn auch Einheimischen fällt es nicht leicht, sofort eine Wohnung am Tegernsee zu finden. Und längst nicht jeder Vermieter schaut auf die Herkunft eines Interessenten.
Ob Menschen mit Migrationshintergrund es schwerer haben, im Tegernseer Tal eine “Bleibe” zu finden, oder ob die erfolglose Suche und das konsequente Abwimmeln nur ein persönliches Problem von Ali D. sind, ist damit auch seriöserweise nicht zu beantworten.
Für den 37-Jährigen besteht zumindest die Hoffnung, dass sich jemand findet, der ihm eine echte Chance gibt. Derweil schläft er auf unbestimmte Zeit weiter auf dem Sofa seines Freundes.
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