Wenn Eltern süchtig sind

Wenn ein Elternteil oder beide unter einer Sucht leiden, sind die größten Leidtragenden oft die Kinder und Jugendlichen der Familie. Nun wurde ein Pilotprojekt im Landkreis Miesbach ins Leben gerufen, das helfen soll.

Wenn Eltern süchtig sind / Beispielbild Pixabay

Ein neues Projekt soll Familien mit einer Suchtsymptomatik gezielt helfen. Das verkündet das Landratsamt Miesbach in einer Pressemitteilung. Besonders Kindern und Jugendlichen solle das neue Netzwerk zu Gute kommen, meint Robert Wein vom Jugendamt.

Er spricht von dem Pilotprojekt „Schulterschluss“, das als ein Leitfaden der Zusammenarbeit zwischen Jugendhilfe, Suchthilfe und Gesundheitsamt für den Landkreis Miesbach gelten soll.

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Das Tabu-Thema Sucht

Rund drei Millionen Kinder leben in Deutschland in einem Haushalt mit mindestens einem suchtkranken Elternteil. Die Auswirkungen von einer Suchtkrankheit betreffen nicht nur das jeweilige Elternteil. Vor allem die psychische Gesundheit der Kinder und Jugendlichen in der Familie leidet unter dem Krankheitsbild der Eltern. Immer noch sei es ein Tabu-Thema, erklärt das Landratsamt Miesbach:

Die Eltern empfinden häufig Scham und Hilflosigkeit über das vermeintliche eigene Versagen. Den Kindern fehlen Stabilität, Zuverlässigkeit und feste Strukturen für ihre Entwicklung. Zudem tragen sie ein vermeintliches Familiengeheimnis als Bürde mit sich, über das man keinesfalls mit anderen sprechen darf.

Auch die Zukunft kann für Kinder mit suchtkranken Eltern von Sucht geprägt sein: es besteht im Vergleich zu einer Familie ohne erkankten Elternteilen ein etwa sechsfach höheres Risiko, selbst in eine Sucht zu fallen.

„Schulterschluss“ soll Hilfe bieten

Das Projekt “Schulterschluss” soll “betroffenen Eltern eine echte Chance bieten, das zu sein, was sie alle sein wollen: Gute Eltern!“, so das Landratsamt Miesbach.

Man wolle betroffene Familien stärken und den Eltern einen Leitfaden bieten, ihr Leben und ihre Gesundheit wieder in den Griff zu bekommen. Außerdem sollen Kinder die Möglichkeit haben, zuverlässige Ansprechpartner zu finden und in dieser schwierigen Lebenssituation unterstützt zu werden. Dabei ist es unter anderem das Ziel, Schwellenängste sowohl gegenüber den Hilfen des Jugendamtes als auch zur Fachambulanz für Suchterkrankungen der Caritas abzubauen.

Von links: Robert Wein (Jugendamt), Tini Borkowski, Viola Pongratz (beide
Gesundheitsamt), Alexandra Peis-Hallinger (Caritas Fachambulanz), Monika
Stahlhofer (Jugendamt) / Quelle: Landratsamt Miesbach

Gefördert wird das Projekt „Schulterschluss“ zum einen vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege. Zum anderen vom Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales. In gemeinsamen Schulungen sei das Thema sensibilisiert worden. An diesen Schulungen hat die öffentliche und freie Jugendhilfe, der Fachbereich “Gesundheit, Betreuung und Senioren” am Landratsamt Miesbach, sowie die Caritas Fachambulanz für Suchterkrankungen und -gefährdung im Landkreis teilgenommen.

Der Prozess der Zusammenarbeit durch Schulterschluss wird außerdem begleitet vom Arbeitskreis „Sucht“ des Landkreises. Die Koordination lag beim Jugendamt und wird auch künftig durch Netzwerkkoordinatorin Monika Stahlhofer organisiert und weiterentwickelt. Stahlhofer ist überzeugt von dem Projekt. Sie versichert: „Es steht das Kind im Vordergrund.“

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