“Wenn Sie planen islamkritische Texte zu veröffentlichen …”

Paris ist weit weg. Und dennoch breitet sich die Sorge aus, Anschläge wie auf die französische Satire-Zeitschrift „Charlie Hebdo“ am vergangenen Mittwoch könnten auch hierzulande passieren. Die Polizei will nun auch Medienvertreter sensibilisieren. Wer islamkritische Veröffentlichungen plant, solle sich melden.

Der Anschlag auf die französische Satirezeitschrift "Charlie Hebdo" hat auch die Menschen im Landkreis erschüttert. Foto: Wikipedia/Joachim Roncin
Der Anschlag auf die französische Satirezeitschrift “Charlie Hebdo” hat auch die Menschen im Landkreis erschüttert / Foto: Wikipedia/Joachim Roncin

Vor vier Tagen erschütterte der Überfall auf die französische Satire-Zeitschrift Charlie Hebdo die Welt: Drei schwerbewaffnete Angreifer hatten am Mittwoch die Pariser Redaktion überfallen und mindestens zwölf Menschen getötet. Als Motiv gelten die von dem Magazin veröffentlichten Karikaturen des muslimischen Propheten Mohammed.

Der Anschlag ist ein Angriff auf die Presse- und Meinungsfreiheit, die auch im Grundgesetz unter Artikel 5 verbrieft ist. Und er zeigt erste Wirkungen, wenn amerikanische Medien aus Furcht vor Anschlägen ihre eigene Freiheit beschneiden und Mohammed-Karikaturen verpixeln. Derweil kündigt “Charlie Hebdo” an, am kommenden Mittwoch mit einer neuen Ausgabe zu erscheinen.

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Hier könnte eine Mohammed-Karikatur stehen

Auch wir sind als kritisches Medium teilweise Schmähungen ausgesetzt, denn nicht immer gefällt unsere Berichterstattung. Eigentlich hätten wir über diesen Absatz eine der Karikaturen von Charlie Hebdo zeigen können. In diesem Fall hätten wir allerdings das Polizeipräsidium Oberbayern darüber informieren sollen, um eine mögliche Bedrohungslage einschätzen und entsprechende Maßnahmen ergreifen zu können.

„Eine konkrete Gefahrenlage gibt es allerdings nicht“, sagte Stefan Sonntag, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd auf Anfrage am Freitag Mittag. Zuvor hatte er die Redaktion kontaktiert und auf ein neues Angebot der Polizei hingewiesen:

Wenn Sie planen, in naher Zukunft islamkritische Texte oder Karikaturen zu veröffentlichen, bitten wir Sie, uns zu informieren, damit wir eventuelle Schutzmaßnahmen besprechen können.

Dies sei eine bundesweite Aktion der Polizei gegenüber Medienvertretern. Er telefoniere gerade alle Redaktionen im Zuständigkeitsbereich ab, um diese dafür zu sensibilisieren. Dies sei ein Service-Angebot der Polizei. Schließlich müsse man damit rechnen, den Zorn von Islamisten auf sich zu ziehen, wenn man solche Karikaturen veröffentlicht.

Zwar gehe er nicht davon aus, dass dies die Tegernseer Stimme betreffen könnte. Sollte es aber zu Drohungen oder ähnlichem kommen, könne man sich mit der Polizei in Verbindung setzen. „Wir kommen dann vorbei, besprechen die Bedrohungslage und eventuell nötige Schutzmaßnahmen wie Gebäude- oder Personenschutz“, so der Polizeisprecher.

Trauerbeflaggung angeordnet

Derweil nehmen auch die Talgemeinden Anteil am Schicksal der Redakteure von Charlie Hebdo. So tragen die Rathäuser derzeit Trauer: Entweder hängen die Flaggen auf Halbmast oder sie tragen ein schwarzes Band als Trauerflor.

Zuvor hatte Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer eine dreitägige Trauerbeflaggung für die staatlichen Dienstgebäude angeordnet und die Gemeinden und Landkreise gebeten, mit ihren Gebäuden ebenso zu verfahren.

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