Wer hat Angst vorm „Vekehrsinfarkt“?

Rund 100 neue Wohnungen könnten schon 2015 auf dem Postbräu-Areal in Holzkirchen entstehen. Viele Anwohner beklagen sich deshalb schon jetzt. Doch das Problem ist eigentlich nicht das Bauvorhaben, sondern wieder einmal das ewige Leid der Holzkirchner: der Verkehr.

Sollten hinter der Raiffeisenbank und der "Alten Post" rund 100 Wohnungen entstehen, fürchten viele Anwohner Verkehrschaos.
Sollten hinter der Raiffeisenbank und “Alter Post” rund 100 Wohnungen entstehen, fürchten viele Anwohner das Verkehrschaos.

Die Bauleitplanung für rund 100 neue Wohnungen auf dem Postbräu-Areal an der Thanner Straße läuft derzeit. Die Gemeinde Holzkirchen erstellte deshalb ein Auslegungsverfahren. Rund 30 Träger öffentlicher Belange, sowie Anwohner nahmen Stellung, erklärte Karl Herbst vom Bauamt der Holzkirchner Stimme. Darunter die Gemeinde Warngau und viele Anwohner aus der Thanner, der Daisenberger und der Tegernseer Straße, die den „Verkehrsinfarkt“ fürchten.

Wie der Gemeinde Warngau, stellt sich auch ihnen die Frage: Wohin mit dem zusätzlichen Verkehr? Im Zuge des Baus der rund 100 neuen Wohnungen soll zwischen Thanner und Tegernseer Straße über die Daisenberger Straße eine Querverbindung entstehen. Sie könnte den Marktplatz entlasten – jedoch soll sie nur für Fußgänger und Fahrradfahrer zugelassen sein, stellte Herbst kürzlich fest.

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Anliegerstraße gefordert

100 neue Wohnungen bedeuten rund 70 Stellplätze. Die wiederrum bedeuten rund 1000 neue Autofahrten pro Tag, die das Areal rund um den Marktplatz belasten, wissen die Gegner des Bebauungsplans Nummer 40, vorwiegend Anwohner der Thanner Straße. Die Einmündungssituation ihrer Straße in die Tölzer Straße, beziehungsweise an der Daisenberger Straße zur Tegernseer Straße, würde sich deutlich verschärfen, befürchten sie.

Der Verkehr würde sich außerdem ortsauswärts weiter auf die Thanner Straße in Richtung Thann und Lochham verlagern, so die Hauptangst der Kritiker des Bauvorhabens. Schon jetzt spricht Lochhamerin Christa Koch von einer „Katastrophe“ an der stark belasteten Straße:

Sollte es so kommen, wird ja alles noch schöner. Hier ist eigentlich Tempo 30, doch alle fahren wie verrückt. Und das obwohl auf dem Weg unmöglich zwei Autos aneinander vorbeipassen.

In der eingereichten Stellungnahme der Gemeinde Warngau hieß es schon, dass die kleine Gemeindestraße weder von der Traglast noch von der Breite her für das befürchtete Verkehrsaufkommen ausgelegt wäre. Familie Koch betreibt einen Pferdehof. Weil es für die vielen Autos auf besagter Strecke keine Ausweichmöglichkeiten gebe, müsste Koch ständig Schäden auf ihren Wiesen verzeichnen. Für Reiter verliere ihr Hof durch das hohe Verkehrsaufkommen zunehmend an Attraktivität.

Die Situation einfach auf sich zukommen zu lassen, wäre für sie untragbar. Daher fordert sie, entweder die Straße zuzumachen, auszubauen oder eine Anliegerstraße einzurichten, damit der gesamte Verkehr über die Tegernseer Straße und die St2573 laufen muss. Auch der Warngauer Gemeinderat ruft Holzkirchen auf den Plan, eine „geordnete Infrastruktur für seine gemeindlichen Ziele“ zu finden.

Eine „verreckte“ Situation

Eine weitere Anwohnerin in Lochham belächelt ihn als „geteerten Feldweg“. So könne es nicht weitergehen, meint sie. Sie weiß, dass es sich hierbei zu Stoßzeiten um die schnellste Verbindung zwischen Holzkirchen und den umliegenden Orten handelt. 100 neue Wohnung hin oder her. Nicht nur die Holzkirchner befahren den Weg, um dem Chaos am Marktplatz zu entkommen. Vor allem Hartpenning, Warngau, Osterwarngau, Draxlham und Schmiedham nutzen die Abkürzung, deutet sie an.

Georg Kleeblatt, der das Chaos an der Einmündung der Thanner in die Tölzer Straße sowie am Marktplatz jeden Tag aufs Neue mit verfolgen kann, sieht das Problem nicht in der geplanten Bebauung des Postbräu-Areals mit rund 100 Wohnungen. Lieber wären ihm 100 wohnende Menschen und Kinder, die den Markt beleben, als mehrere 1000 auswärtige Fahrzeuge, die Holzkirchen täglich durchfahren.

Auf dem Postbräuareal sollen demnächst rund 100 Wohnungen entstehen.
Auf dem Postbräuareal sollen demnächst rund 100 Wohnungen entstehen.

Er plädiert dafür, dass man in Holzkirchen „geschlossen“ eine Lösung für das Verkehrsproblem findet. Vor Baustart sollte jedoch ausreichend geplant werden, um Engpässe zu vermeiden und Brennpunkte zu entlasten, so Kleeblatt. Die Tegernseer Straße müsste auf jeden Fall mit eingebunden werden, meint er.

Für viele Anwohner der Thanner Straße wäre es schlüssig, eine innerörtliche Verbindungsstraße zwischen ihrer und der Tegernseer Straße – auf Höhe der baugenossenschaftlichen Wohnblöcke und dem REWE-Supermarkt – zu schaffen. Damit weder Naherholung noch Landwirtschaft weiterhin beeinträchtigt würden. Damit werde auch das „Nadelöhr Holzkirchens“ entlastet. Als „Verkehrsinfarkt“-Prävention sozusagen.

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