Nicht genug, dass in einer 2400 Quadratmeter großen Halle – in der knapp 200 Leute untergebracht sind – die Heizung bei Rekordkälte und Minusgraden ausfällt. Nun streiten sich auch noch Landratsamt und Betreiber über die Schuldfrage. Wie berichtet, ließ die Firma Paranet, die die Halle errichtet hat, nach dem Heizungsausfall verlauten, dass das Landratsamt den falschen Diesel getankt habe und der Heizkörper in der kalten Dreikönigsnacht deshalb nicht betriebsbereit war.
Die Behörde wiederum dementierte öffentlich den Vorwurf von Paranet und betonte, dass das Amt sehr wohl den erforderlichen Winter-Diesel tankte. Des Weiteren hieß es:
Der tatsächliche Grund für den Ausfall, des seitens der Firma Paranet vorgehaltenen Zusatzheizgerätes, ist die mangelnde Betriebstauglichkeit bei sehr kalten Außentemperaturen.
Eine Vorrichtung, die den Kraftstoff elektrisch erwärme, wäre demnach nötig gewesen, um die Betriebssicherheit der Zusatzheizung bei derartiger Kälte von Minus 24 Grad zu gewährleisten. Doch was stimmt denn nun? War’s der falsche Diesel oder konnte die Heizung ohne Vorrichtung ohnehin nicht richtig heizen?
Gleiches Problem, andere Halle
Nicht nur in Holzkirchen gibt es derartige Unstimmigkeiten. In derselben Nacht fiel auch in Grub bei Poing (Landkreis Ebersberg) in der dortigen Traglufthalle die Heizung aus. Hier ist allerdings nicht die Firma Paranet für den Aufbau zuständig, sondern die Firma ATS. Dennoch ähneln sich die Probleme. Wie die Pressesprecherin des Landratsamtes Ebersberg, Evelyn Schwager gegenüber der Holzkirchner Stimme erklärt, werfe auch in diesem Fall die Firma ATS dem Landratsamt vor, den falschen Betriebsstoff getankt zu haben.
Die Halle in Grub wurde von Anfang an mit flüssigem Gas beheizt, so Schwager weiter. Jetzt soll dieses plötzlich nicht mehr das richtige Gas sein. Die Fronten zwischen ATS und dem Ebersberger Landratsamt seien mittlerweile so verhärtet, dass Anwälte eingeschaltet wurden, die die Schuldfrage klären sollen. Mitunter auch, weil die Firma im Notfall am Feiertag stundenlang nicht erreichbar war.
Paranet: Wollen keinen Kampf ausfechten
Soweit möchte man in Holzkirchen nicht gehen. Wie Raphael Hock, Assistent der Geschäftsleitung der Firma Paranet gegenüber der HS betont, möchte man mit dem Landratsamt Miesbach “keinen Kampf ausfechten”, dazu funktioniere die Zusammenarbeit “viel zu gut”. Die Parteien einigten sich nun auf einen gemeinsamen Nenner, in Form einer offiziellen Pressemeldung. Darin heißt es:
Eine erneute Überprüfung des getankten Betriebsstoff inklusive einer Bestätigung der Lieferfirma hat folgendes ergeben: Die Mitarbeiter des Landratsamtes haben Winterdiesel getankt.
Dieser habe einen sogenannten “Cold Filter Plugging Point” (CFPP-Wert) von minus 22 Grad. Dieser Wert beschreibt den Punkt, an dem Diesel „sulzig“ werde, danach sei er für eine Förderung mit einer Kraftstoffpumpe nicht mehr geeignet. Der getankte Kraftstoff übertrifft damit den CFPP-Wert der Europäischen Norm um zwei Grad Celsius. Gefordert sind nach dieser Klasse nämlich nur minus 20 Grad.
Zuletzt kritisierte das Landratsamt, dass die Zusatzheizung in Holzkirchen ungeschützt im Freien aufgestellt sei und eine entsprechende Vorrichtung zur Kraftstofferwärmung fehle. Wie es in der jetzigen Meldung heißt, könne ein im Freien aufgestelltes dieselbetriebenes Aggregat unter minus 22 Grad tatsächlich nur dann störungsfrei betrieben werden, wenn es eine derartige Vorrichtung gebe oder oder gegebenenfalls synthetische Kraftstoffe zugeführt werden. Dies sind Kraftstoffe beziehungsweise Kraftstoffzusätze, die es ermöglichen, ein solches Zusatzaggregat trotz extremer Witterungsbedingungen betreiben zu können.
Das ist die Ursache
Hock verweist dagegen auf die guten Erfahrungen, die die Firma an anderen Standorten gemacht hat. Er erklärt, dass die Firma Paranet dafür sorge, dass alle eingesetzten Traglufthallen ganzjährig funktionierten und auch bei Wintereinbruch, Kälte und Schnee Stand halten könnten. Außerdem sei das Einsetzen von Begleitheizungen für die Kraftstoffleitung nicht zwingend erforderlich
Zum Zeitpunkt des Ausfalls der Zusatzheizgeräte am 6. Januar in Holzkirchen, wurden nachts bis zu minus 26,5 Grad Celsius gemessen. Es kam zu einer Verstopfung des Filters. Dieses kann durch eine Falschansaugung, Luft, kurzzeitige Schlemgriesbildung oder falschen Kraftstoff passieren.
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