Ein Portrait von Nina Häußinger
Es ist seine Leidenschaft, das merkt man ihm direkt an. Mit Freude erklärt mir Hans Wildermuth seine Wetterstation in Schaftlach. „Alles ist selbst zusammengebaut“, lacht er, während wir in seinem Garten stehen und das Konstrukt aus Kabeln, Steckern und Dosen betrachten.
Faszinierend ist in der Tat, was diese „Maschine“ alles kann. Neben den Standards wie Temperatur, gibt es auch eine Messung für Schneehöhe, Wind, Regen und die Stärke der Sonneneinstrahlung. Betrieben wird alles mit Solar. Ein Kabel führt von Wildermuths eigens konstruierter Wetterstation aus dem Garten nach oben in sein Büro.
Wetter begleitet ihn seit der Kindheit
Dort beobachtet er auf fünf Monitoren das aktuelle Geschehen. Weitere Daten empfängt er von einer Wetterstation auf der Bergeralm nahe der Neureuth. „Dort kommt es aber gelegentlich zu Ausfällen, weil das Internet schlecht ist“, gibt Wildermuth zu. Außerdem vergleicht und analysiert der „Wetterfrosch“ auch öffentliche Wetterseiten im Internet. Eine Webcam auf seinem Dach und eine Zweite auf der Bergeralm liefern außerdem die passenden Bilder zur Wetterlage in der Heimat.
Wildermuth ist kein Amateur, er weiß wovon er spricht. In Karlsruhe hat der gebürtige Bietigheimer Meteorologie studiert. Das kam nicht von irgendwoher. Schon mit zehn Jahren hat er angefangen sich intensiv mit dem Wetter zu befassen. Deshalb war schon damals klar, in welche Richtung es für ihn gehen wird. Das Studium selbst habe dann aber wenig mit Wetterkunde zu tun gehabt, bedauert er. „Das war viel Mathe und Physik.“
Einen Job als Wetterexperte hat er nach seinem Studium nicht bekommen. 33 Jahre war er im Bundesamt für Strahlenschutz in München Neuherberg tätig und hat unter anderem die Strahlenbelastung durch Kernkraftwerke berechnet. Tschernobyl war sein wohl größtes Projekt. Die Strahlenbelastung durch die Nuklearkatstrophe kennt er sehr genau. Hier bei uns seien vor allem noch manche Pilze und vereinzelt Wildschweine mit radioaktivem Cäsium belastet.
Fehlprognosen gibt es leider immer noch
Seit zwei Jahren ist Wildermuth nun im Ruhestand. Seine Leidenschaft für die Wetteranalyse hat er nie wirklich verloren. Immer stand eine Wetterstation in seinem Garten. „Davon gibt es in Deutschland tatsächlich nur sehr wenige“, erzählt Wildermuth stolz. Rund 100 Stück, schätzt er.
Häufig ist Wildermuth auch draußen unterwegs. Mit dem Mountainbike fährt auch im Winter auf die Berge und beobachtet das „reale“ Wetter vor Ort. Regelmäßig tauscht er sich außerdem mit anderen Experten auf Wetterforen aus, analysiert und diskutiert über die Entwicklungen. „So drei Stunden am Tag beschäftige ich mich schon mit dem Wetter“, meint er. Auch um seine Webseite, die ihn seit mittlerweile 18 Jahren begleitet, mit Inhalt zu füllen.
Umso mehr ärgert es ihn, dass die Wetterprognosen im Rundfunk und Fernsehen immer ungenauer werden. „Manche Moderatoren interpretieren selbst so viel, dass dann Fehlprognosen entstehen“, erklärt sich Wildermuth die Veränderung. In den 80er Jahren seien die Wetterberichte einfach noch so vorgelesen worden, wie sie von den Experten kamen, heute gehöre das Wetter mehr zur Unterhaltung.
Neue Rubrik auf der TS
Damit wir im Tal immer genau über die aktuellen Wetterentwicklungen in unserer Umgebung informiert sind, werden wir eine neue Rubrik zu diesem Thema einführen. Exklusiv stellt uns Wildermuth dafür jeden Freitag seine Auswertungen und Bewertungen der Wetterentwicklung für das Wochenende und die kommende Woche zur Verfügung.
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