Wie alles begann: Start des Vereins Kulturvision

Vor fast zwanzig Jahren haben drei engagierte Frauen etwas gewagt, das immer wieder auf der Kippe stand und doch immer wieder beflügelte, weiterzumachen: die erste und einzige kostenlose Kulturzeitung für den Landkreis Miesbach. Grund dafür: das immense kulturelle Potenzial.

Bild von links: Petra Kurbjuhn, Monika Ziegler, Isabella Krobisch, Rosi Griemert, Regina Biber. Foto: Kulturvision

Es war im Januar 2004, als sich drei Frauen auf der Straße trafen: Isabella Krobisch, Petra Kurbjuhn und Monika Ziegler. Letztere war geschockt von der Information, das Redaktionsbüro der Süddeutschen Zeitung in Holzkirchen würde geschlossen. Hier hatte sie über die Kultur des Landkreises berichtet. Isabella Krobisch sagte: „Da machen wir eben eine eigene Kulturzeitung.“ Noch am selben Tag setzten sich die drei zusammen und machten einen Plan, ahnungslos, wie man eine Zeitung herausgibt. Trotz einiger Probleme erschien sie pünktlich Anfang Mai. Erst danach wurde klar, dass man einen Herausgeber braucht, und so wurde im Juni der Verein KulturVision gegründet. 

Die ersten Ausgaben konnten wir dank einer Unterstützung der damaligen Tourismusorganisation Alpenregion Tegernsee Schliersee (ATS) finanzieren, danach versuchten wir es auf eigene Faust durch Anzeigen und durch Mitgliedsbeiträge. Immer war es ein Balanceakt. Als wir nach 16 Jahren erstmals die finanzielle Unterstützung durch den Landkreis bekamen, hatten wir sicheren Boden unter den Füßen.

Das Redaktionsteam der Zeitung hat sich im Laufe der Jahre verändert. Wir starteten zu dritt, es kamen dann Rosi Griemert und Regina Biber dazu. Nachdem 2016 Isabella Krobisch als neue Chefin des Waitzinger Kellers den Vorsitz von KulturVision abgeben musste, formierte sich das Redaktionsteam neu. Ines Wagner, Becky Köhl und Monika Heppt kamen zu den beiden Gründerinnen hinzu und seit einem Jahr freuen wir uns über Selina Benda im Team, die frische Ideen mitbringt. 

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Wir haben uns überlegt, warum wir diese ehrenamtliche Redaktionsarbeit so gern machen, was uns an der Zeitung gefällt, welche Begegnungen uns besonders inspiriert haben.

Das erste Wort soll Isabella Krobisch haben: „Ganz unmöglich, meine Erinnerung mit einem einzigen Text zu verbinden! Vielmehr will ich das große Ganze loben. Die 20 Jahre Durchhaltevermögen und das inzwischen sehr beeindruckende Archiv über unsere vielfältige Kulturszene. Im Wesentlichen hat diese Schätze eine einzige Person aufgespürt – Monika Ziegler. Ihrer großen Liebe zu Land und Leuten und insbesondere zu Kunst, Kultur und Wissenschaft ist es zu verdanken, dass wir überhaupt von den vielen hier schaffenden Künstlern erfahren, Kulturbegegnungen mit nah und fern genießen und durch eine Vielzahl von Veranstaltungsformaten bereichert werden. Die KulturBegegnungen halte ich für einen substantiellen Beitrag zur Lebensqualität im Landkreis Miesbach. Und wer hinter die Kulissen dieser privaten Zeitungsproduktion blickt, wird den Hut ziehen vor diesem vorbildlichen und überwiegend ehrenamtlich getragenen Projekt.”

Mit den Worten unseres Kulturpartners Peter Coreth, Journalist und Museumsgründer aus Fratres/Niederösterreich, die er 2011 ins Stammbuch von KulturVision schrieb, gratuliert Isabella Krobisch zur 40. Ausgabe: „Riskieren wir die Verzauberung, die von der Beschäftigung mit Dingen ausgeht, die das Leben nicht bloß verzieren, sondern bei dessen Bewältigung helfen.“

Regina Biber sagt: „Zu meinen Aufgaben gehörte viele Jahre das Bündeln der Kulturtermine. Mit einer solchen Fülle an Veranstaltungen hätte ich niemals gerechnet. Unsere Zeitung wurde dadurch zur Drehscheibe im Kulturbetrieb des Landkreises Miesbach.“ 

Regina Biber und Rosi Griemert sind beide stolz auf ihre langjährige Mitarbeit im Zeitungsteam und erinnern sich gern an die Kulturreisen mit dem Zeitungsteam in die ihnen bis dahin unbekannten neuen Bundesländer. „Insbesondere in Erinnerung ist mir die Kunstausstellung von Bildhauer Bernd Göbel aus Halle und seinen Schülern im Waitzinger Keller. Fortan hatten die Künstler des Ostens einen festen Platz in unseren KulturBegegnungen,“ sagt Regina Biber.

Rosi Griemert ergänzt: „In Erinnerung ist mir geblieben, dass ich sehr gerne Korrektur gelesen habe und meistens habe ich auch was gefunden. Es gab dann oft Diskussionen, wie man das schreibt.“

Petra Kurbjuhn erinnert sich an besondere Begegnungen, die sie als Fotografin begleiten durfte: „Für mich persönlich waren die Begegnungen mit Hans-Peter Dürr, Harald Lesch in seinem Denkerbüro voller Pfeifenqualm, Felix Mitterer, Alois Glück im Prinz Carl Palais, Karl-Heinz Geissler in seinem Wohnzimmer, Susanne Breit-Kessler in ihrem Lieblingslokal faszinierend. Auch deshalb, weil diese Persönlichkeiten das hohe Niveau der KulturBegegnungen (an)erkannt haben. Die Ausgabe Nr. 1 ist nach wie vor die, an die ich mich am meisten erinnere. So viel Neuland, wie mutig wir waren!“

Becky Köhl hat heute das Projektmanagement inne. Sie sagt: „Was mir am besten an der Redaktionsarbeit gefällt, sind die vielen Leute, mit denen man Kontakt hat. Es ist die Zusammenarbeit mit einem tollen Redaktionsteam – die heißen Diskussionen an Monikas Esstisch über Kommastellung und Grammatik. Die stundenlangen Besprechungen über Korrekturen mit unserer Grafikerin von der ersten Ausgabe an, Sylvia Kaufmann, sind immer gespickt mit ihrem Erfahrungsschatz im Landkreis. Und die gemeinsamen Feste zum Erscheinen der neuen Ausgaben sind nicht nur für die Protagonisten und Kulturpartner eine spannende Kulturbegegnung.“ 

Monika Heppt mag die Sitzungen: „Redaktionssitzungen sind immer spannend, abendfüllend und arbeitsintensiv. Es wird um jedes Komma gefeilscht und manchmal sogar mit dem Kugelschreiber im Text der Sitznachbarin darauf gepocht. Aber das Ergebnis kann sich sehen lassen. Auch begeistert mich das sich am Puls der Zeit orientierende Titelthema der jeweiligen Ausgaben.“

Ines Wagner freut sich, wenn ein Stein ins Rollen kommt: „Für den Beitrag ‚Was macht eigentlich … Emil Sogor?‘ habe ich den Schlierseer Künstler, der mittlerweile in Südafrika lebt, per Skype interviewt. Das war vor Corona eine echte Premiere! Nachdem er hierzulande schon beinahe in Vergessenheit geraten war, gab es daraufhin zum Schlierseer Kulturherbst eine Einzelausstellung mit dem international bekannten Künstler. Imponiert hat mir auch der junge Afghane Yasin Rezaie. Er hat mittels der Malerei seine Flucht und Ankunft im Oberland verarbeitet. Auch Yasin wurde, organisiert von Cornelia Heinzel-Lichtwark und Nele von Mengershausen, eine Einzelausstellung ermöglicht. Wenn unsere Kulturberichterstattung das vermag, bin ich sehr zufrieden.“

Selina Benda ist erst ein Jahr dabei. „Es war für mich eine besondere Ehre, als Monika mich fragte, einen Sitz im Redaktionsteam einzunehmen. Ich liebe an den KulturBegegnungen die verschiedenen Themen und Menschen, die besonderen Geschichten und das ‚über den Tellerrand der Kultur‘ hinausblicken. Als ‚Küken‘ muss ich mich mit meinen Einwänden und Korrekturwünschen manchmal noch etwas durchsetzen, aber die Zeit mit diesen tollen Frauen ist immer wunderbar.“

Und was beflügelt die Herausgeberin Monika Ziegler? „Wir durften in den KulturBegegnungen mit bisher über 1.200 Artikeln, in denen wir etwa 900 Kulturschaffende und Organisationen vorstellten, die Kultur im Landkreis Miesbach sichtbar machen, vernetzen und auch eigene Projekte und Vereinsziele transportieren. Damit haben wir ein kulturelles Gedächtnis geschaffen, das online abrufbar ist. Die Begegnungen mit herausragenden Persönlichkeiten sind immer wieder eine Bereicherung. In der 20. Ausgabe erschien ein Artikel über Oscarpreisträger Michael Haneke, den ich zu dem Thementag ‚Liebe‘ in die Kulturbrücke Fratres eingeladen hatte. Das Interview, das ich dort vor Publikum mit ihm führte, wollte ich ihm zur Freigabe schicken. Er sagte: Nicht nötig, ich vertraue Ihnen. Auch Konstantin Wecker, der mich in sein Haus einlud, gab den Text sofort frei. Für die Journalistin sind das die schönsten Momente.“

Hinweis: Dieser Beitrag ist zuerst erschienen in der Zeitung KulturBegegnungen Ausgabe November 2023 von KulturVision | Ein Beitrag von Monika Ziegler.

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