Wie Ausnahmen gelebt werden

Seit Ende November gilt sie: die neue Benutzungsordnung für das Holzkirchner Eisstadion. Seitdem sind hier Alkohol und andere Rauschmittel streng verboten – zumindest auf dem Papier. Denn auf dem Eis gelten für viele andere Regeln. Seitdem steht der Eiswart zwischen den Stühlen.

Für Holzkirchner Eisstockschützen gehört das Bier zum Sport dazu - trotz Alkoholverbot im Stadion.
Für Holzkirchner Eisstockschützen gehört das Bier zum Sport dazu – trotz Alkoholverbot im Stadion.

Für das Eisstadion in Holzkirchen gilt seit Kurzem eine neue Benutzungsordnung. Auf dem gesamten Areal besteht jetzt Alkoholverbot. Vor allem Verstöße von Jugendlichen sollen streng geahndet werden – in Ausnahmefällen darf der Alkohol allerdings bleiben. So lautet zumindest die Vorgabe für den Eiswart. Andreas Brenninger muss jetzt die Gratwanderung meistern:

Wie soll ich einem 75-Jährigen Eisstockschützen erklären, dass er hier, wo er schon immer sein Bier zum Sport getrunken hat, das plötzlich nicht mehr darf?

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So wird zumindest das Eisstockschießen mit Bier als Ausnahmefall „gelebt“, was selbst Albert Götz Junior von den Gemeindewerken in der Ratssitzung schon im Voraus angekündigt hatte. Sowie der Glühweinverkaufsstand am Eingang. Und das Stüberl hinter der Eisfläche. Auch gilt es als Ausnahmefall, wenn sich Vereine oder ortsansässige Firmen mit Punsch „selbstversorgen“, schmunzelt Brenninger. Vom Rauchverbot, das demnächst für das ganze Freilichtstadion gelten soll, will er gar nicht erst sprechen.

Schlechte Vorbildfunktion für Jugendliche?

Soviel ist klar, „die Großen“ dürfen also trinken – „die Kleinen“ nicht. Sorgenkind des Gemeinderats und auch des Eiswarts ist nach wie vor der Abendlauf am Freitag. Durch das Alkoholverbot dürfen Verstöße nun per Platzverweis geahndet werden. Die eigentliche Party steige aber vor dem Eisstadion, erklärt Brenninger. Dort hätte er sowieso keine Handhabe über die feierwütigen Jugendlichen.

„Ich muss doch für niemanden die Mutter spielen“, stellt der Eiswart klar. Wer sich nicht gebührend verhalten könne, fliege aus dem Stadion. Das wäre aber ohnehin schon immer so gewesen – ob mit oder ohne Alkoholverbot, weiß Brenninger. Am Eingang Taschen nach „Schmuggelware“ zu kontrollieren, wäre für ihn unmöglich umsetzbar.

„Für mich ist das natürlich eine böse Situation“, erklärt Brenninger. Auch er sieht, dass so die Vorbildfunktion Erwachsener gegenüber Jugendlicher vernachlässigt wird. Trotzdem weiß er, dass es hier um seine Kundschaft geht. Unter den alteingesessenen Holzkirchnern, die sich immer montags zum Eisstockschießen treffen, ist man sich aber einig: Zum Thema Alkoholverbot verhalte man sich “ganz leise, … und regle das dann intern”. Zum Schießen gehöre aber definitiv ein Bierchen dazu.

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