Erziehung für Hunde – Hilfe für Menschen

von Rose Beyer

Hunde genießen in Deutschland große Sympathien. Offenbar haben sie eine wichtige soziale Bedeutung und verbessern die Lebensqualität des Menschen.

Doch es gibt nicht nur Hundefreunde. Ob Beißen, Kläffen oder unliebsame Hinterlassenschaften: zahlreiche Vorurteile existieren gegenüber dem „besten Freund des Menschen“. Wie man seinen Hund „alltagstauglich“ macht, kann man bei den Hundefreunden Oberland an der Gmunder Kreuzstraße lernen.

„Früher hätte Tashia diese Straße niemals überquert“, erzählt Renate Faltermeier, Übungsleiterin für die Disziplin Turnierhundesport bei den Hundefreunden. Währenddessen liegt die siebenjährige Mischlingshündin gelassen zu ihren Füßen. Seit sie sechs Monate ist, lebt die gebürtige Ungarin bei der Gmunder Familie. Bewegte Welpenmonate müssen hinter ihr liegen. Das vermutet zumindest die Hundefreundin.

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Sie konnte nichts

Anfangs habe sie vor vielem Angst gehabt, nichts schien ihr bekannt gewesen zu sein. Da waren die ungewohnten Fensterscheiben in dem Wohnhaus der Familie oder die Wäsche, die im Wind flatterte, die ihr einen Schrecken eingejagt hatte. Auch fremde Personen, gefüllte Müllsäcke oder Wasserhydranten auf der Straße kamen ihr verdächtig vor. „Sie konnte eigentlich gar nichts“, erinnert sich Faltermeier an ihre Hündin, die sie einst aus dem Tierheim geholt hatte.

Ganz langsam habe man sie an neue Situationen heranführen müssen. Mitte Januar ging der Kurs damals los, resümiert sie. Üblicherweise startet man mit einem Welpenkurs, bei dem die Besitzer spielerisch und ohne Druck lernen, den eigenen Hund im Alltag zu führen. In einem abgetrennten Teil des riesigen Hundeplatzes an der Kreuzstraße können die Hundebesitzer mit ihren Tieren herumtoben und sie nach und nach an neue Dinge heranführen.

Mit einfachen Übungen “alltagstauglich” machen

Ob es nun ein Stofffetzen ist, der im Wind flattert, oder ein anderer Untergrund unter den Pfoten – mit einfachen Übungen lernen die Welpen, im Alltag mit den unterschiedlichsten Situationen klarzukommen. Auch das Gehen an der Leine oder das Hören auf erste Befehle wie etwa „Sitz“ oder „Platz“ wird geübt.

Die fünf bis zehn kleinen Hunde in der Gruppe sollen lernen, auf ihr Herrchen beziehungsweise Frauchen zu hören. „Das Wichtigste ist aber, dass sie mit Freude und Neugier dabei sind“, bekräftigt Max Riedl, der zweite Vorsitzende des Vereins.

Tiefergehende Erziehung

Ist diese erste „Hürde“ geschafft, so kann man sich der weitergehenden Hundeerziehung beim Programm „fun und work“ widmen. Das Ziel ist weitestgehend das „positive Bestärken“ des Hundes. Macht der Hund etwas richtig, so wird er gelobt, beispielsweise durch Streicheln oder das Belohnen mit Spielzeug oder Leckerli. Kernbotschaft für den Vierbeiner: „Wenn ich das mache, rentiert es sich für mich.“

Klappt es noch nicht so mit dem Gehorsam, so wird durch Stimme oder Körpersprache signalisiert, dass man dieses Verhalten nicht akzeptiert und weitergeübt werden muss. Überhaupt ist das Üben ein lang anhaltender Prozess. „Bis zu 1.000-mal muss man einen Befehl wiederholen, bis er sitzt“, weiß Riedl.

Manch einer sei in bestimmten Situationen einfach überfordert. „Oder nicht konsequent genug“, meint der Vizevorstand. Beispielsweise wenn Hunde im Restaurant betteln, wenn sie an der Leine gelegt andere Hunde „anpöbeln“ oder einfach nicht hören, wenn man sie ruft. „Dann muss man das mit dem Hund üben und ihm zeigen, dass man sein Verhalten nicht akzeptiert.“

Nach dem Üben ist vor dem Üben

Auf dem Hundeplatz geben die Trainer ein- bis zweimal wöchentlich Tipps und Ratschläge. Geübt werden müsse aber dann zu Hause im Alltag. „Da sollte auch die ganze Familie an einem Strang ziehen.“ Sonst ist der Hund verwirrt und macht weiter das, was er für richtig hält.

Auch Janosch war beim Training.

Hat der Hund Vertrauen zu seinem Herrn gefasst, so geht er mit ihm sozusagen durch Dick und Dünn. Nach dem Hundeerziehungskurs kann man sich auch entscheiden, ob man es darauf beruhen lässt. Jedoch sei es vor allem mit einem lebhaften Hund sinnvoll, eine Begleithundeprüfung anzustreben, nach der man dann zu den Hundesportdisziplinen Turnierhundesport, Vielseitigkeitsprüfung für Gebrauchshunde und Agility (Hundesport mit wechselndem Parcours) befähigt ist.

Tashia und Frauchen Renate Faltermeier haben sich für Turnierhundesport entschieden. Beide sind begeisterte Läufer und brechen gerade mit zwei weiteren Hunde-Mensch-Pärchen zum Geländelauf auf. Inzwischen kann die Gmunderin ihre Hündin überallhin mitnehmen, ob zum Friseur, ins Restaurant oder in den Wald. Ihr Geheimrezept: „Du musst dem Hund einfach die Zeit lassen, die er braucht.“

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