Wie ein bisschen Happy-End

Erst kamen die Asylbewerber. Dann schrieben “besorgte Bürger” böse Briefe und Kegler kehrten dem Kegelstüberl den Rücken. Die letzten Monate waren turbulent für den Waakirchen Bürgermeister, für den Helferkreis und die Vereine. Langsam nimmt die Aufregung ab. Dafür geht es mit der Integration voran. Doch der anstrengende Teil ist noch nicht vorbei.

Die Waakirchner versuchen die Asylbewerber so gut es geht zu integrieren. Und die jungen Männer bringen sich gerne ein. Foto/Archivbild
Die Waakirchner versuchen die Asylbewerber so gut es geht zu integrieren / Archivbild

In den vergangenen Wochen ist es ruhig geworden in Waakirchen. Es war auch eine Menge los: Böse Briefe, weil 20 Flüchtlinge unter der Turnhalle untergebracht wurden, ein Kegelstüberl, dem nach Bekunden des Wirts die Gäste ausbleiben, weil die Asylbewerber nebenan wohnen und ein Beitrag des BR, in dem ein Schaftlacher vor der Kamera erklärte: “Die Neger passen nicht zu uns”.

Für drei der 20 Männer zeichnet sich derzeit ein Happy End ab: “Zwei von ihnen sind mittlerweile anerkannt. Bei einem dritten steht der Bescheid des Asylantrags kurz bevor”, freut sich Bürgermeister Josef Hartl. Für die drei bedeutet das, dass sie bald ihre Familien wiedersehen können, so Hartl.

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“Besser integriert geht nicht.”

Die beiden anerkannten Flüchtlinge arbeiten bereits in Waakirchen: Einer in der Schreinerei, der zweite als Friseur. Zudem gibt es Anfragen von Firmen, die ebenfalls Flüchtlinge beschäftigen wollen. “Drei oder vier Angebote haben wir”, so Hartl weiter. Doch bevor sie anfangen können, muss das mit dem Landratsamt abgesprochen werden.

Die Männer wollen arbeiten und sich einbringen. Das zeigt auch ihre Hilfe bei der Schaftlacher 1000-Jahr-Feier. Hartl geht sogar so weit zu sagen: “Die Asylbewerber sind bei uns so gut integriert, besser geht`s nicht.”

Ins “Willkommen!” gibts kein Reinreden

Das habe man in der Gemeinde vor allem mit den vielen ehrenamtlichen Helfern und dem Engagement der Sportvereine zu verdanken. Langsam beginnen die Männer sich gegenüber den Waakirchnern zu öffnen und ihre Geschichten zu erzählen. “Die Flüchtlinge sind uns herzlich willkommen. Da lasse ich mir nicht reinreden”, betont Hartl.

Die Hassbriefe und E-Mails hätten, so der Rathauschef, nachgelassen. Stattdessen erhalte er viele positive Briefe, deren Schreiber sich für den Einsatz bedanken. Vom Bayerischen Rundfunk und vom Wirt des Kegelstüberls, Stefan Heufelder, habe er nichts mehr gehört, meint der Bürgermeister.

Die Waakirchner Flüchtlinge müssen wohl länger als gedacht neben dem Kegelstüberl wohnen.
Die Flüchtlinge müssen wohl länger als gedacht neben dem Waakirchner Kegelstüberl wohnen.

An Friede, Freude, Eierkuchen ist trotzdem nicht zu denken. Denn die Gemeinde benötigt Unterkünfte für bis zu 56 Asylsuchende. Eine Containerlösung hatte der Gemeinderat Anfang Juni bereits abgelehnt. Jetzt muss eine Alternative her.

Die Flüchtlinge sollen in bestehenden Wohnungen in der Gemeinde untergebracht werden – zu gleichen Teilen in Waakirchen und in Schaftlach. Da hoffe er, dass das Landratsamt seine Bedingungen für die Unterbringung lockern werde: “Ein Vermieter hat sich bereit erklärt, sein Zweifamilienhaus an eine Großfamilie oder zwei Familien zu vermieten”, so Hartl.

Container abgelehnt, Suche nach Unterkunft

Sollte das nicht ausreichen, werde man nicht auf Container zurückgreifen, kündigt er an: “Dann bauen wir lieber gleich etwas Gescheites, was man anschließend einfach umnutzen kann.” Derzeit seien zwei Neubauten im Gespräch. Eines in Waakirchen und eines in Schaftlach.

Doch bis es soweit ist, ist noch viel Arbeit nötig: Der Gemeinderat muss dem Vorhaben zustimmen. Die Pläne müssen mit dem Landratsamt abgestimmt werden. Außerdem brauche die Gemeinde noch jemanden, der die Häuser baut. Landratsamt und Regierung kommen laut Hartl dafür nicht in Frage.

Bis die Unterkünfte gefunden sind, bleiben die 20 Flüchtlinge noch unter der Turnhalle neben dem Kegelstüberl wohnen. Ob noch zwei oder vier Monate oder ein halbes Jahr lässt sich derzeit nicht sagen: “Da hoffe ich auf das Verständnis unserer Spieler”, so Hartl und stellt klar: “Wir werden unser Soll erfüllen, die 56 Asylbewerber aufzunehmen.”

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