Hartls wunderbare Welt

Bürgerversammlung Waakirchen 2015. Sie ist immer gut besucht. Die Themen sind noch die gleichen wie letztes Jahr – nur brennen sie jetzt stärker unter den Nägeln. Wie geht es weiter rund um Verkehr und strukturelle Verarmung?

Hartl mittendrin - bei der Waakirchner Bürgerversammlung
Hartl mittendrin – bei der Waakirchner Bürgerversammlung

Verkehr. Finanzen. Identität. Transparenz. Das bewegt die Waakirchner. In der Bürgerversammlung am vergangenen Montagabend kam alles auf den Tisch.

Hartl mittendrin

Rund 180 Besucher waren in die Waakirchner Turnhalle gekommen. Und der Hartl Sepp hatte viel zu tun: Mit acht mehrstufigen Anträgen hatten sich die Waakirchner in der Anzahl ihrer Anträge für eine Bürgerversammlung weit übertroffen.

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Zuerst musste der offizielle Teil überwunden werden. Rechenschaftsbericht, die Bilder des Jahres 2014 und Finanzen trug Bürgermeister Sepp Hartl vor. „Alles läuft“ – das wollte Hartl der Gemeinde vermitteln. Und das gelang. Zwar belasteten Kinderbetreuung und Friedhof mit roten Zahlen den Haushalt, aber es sei noch im Rahmen.

Nach der Pause versagte dann die Technik. Hartl nahm’s gelassen und moderierte jetzt – mit gewohnt jovialem Ton, aber ohne Mikrophon – mittendrin in „seinem“ Volk. Auch der Ausblick sieht laut Hartls Worten rosig aus: Ein neuer Bauhof soll gebaut, die Mittagsbetreuung der Schule ausgebaut, die Turnhalle in eine Mehrzweckhalle umfunktioniert werden.

Was aus Waakirchen wird

Das Geh- und Radwegenetz soll ausgebaut werden, sogar bis über die Landkreisgrenze nach Reichersbeuern hinaus. Der Parkplatz Schaftlach bekommt mehr Stellplätze. Die Ortsverbindungsstraße läuft. Und nicht zuletzt des Bürgermeisters liebstes Thema: Feiern. Die Tausendjahrfeier wird im Juli über die Bühne gehen – die meisten Attraktionen sind bereits ausverkauft.

Es läuft also alles in die richtige Richtung. Wenn da bloß der Verkehr nicht wäre. Der spaltet das Gemeindegebiet – auch im übertragenen Sinne. Es brodelt. Doch dafür braucht’s einen eigenen Artikel: In dem erfährt man dann alles über die Verkehrsbelastung in Waakirchen.

Der Lanserhof

Hartl zeigte sich bis kurz vor Mitternacht als Ansprechpartner für Brennpunkte im Ort. Nicht jeder Bürger schien mit der Antwort Hartls zufrieden zu sein. Es bewegt nicht nur der Verkehr. Da ist zum Beispiel auch der Lanserhof in Marienstein. Anfangs war er umstritten, reizte zum Bürgerbegehren. Und bringt bis heute noch keinen Euro Gewerbesteuer in die Kassen, so musste man von Hartl erfahren.

Rund 120 Mitarbeiter arbeiten im Waakirchner Lanserhof
Rund 120 Mitarbeiter arbeiten im Waakirchner Lanserhof.

Der ungewohnte Baustil? „Man gewöhnt sich an diese Dinge“, findet der Bürgermeister. Ob die Angestellten aus der Gemeinde kommen? Offiziell lauten die Zahlen: 57 Prozent aus dem Landkreis, 25 Prozent aus dem Nachbarlandkreis Bad Tölz. „Es sind aber dort auch viele, die nicht aus unserer Region kommen“, gibt Hartl zu. Zuagroaste also, die jetzt als Waakirchner Gemeindebürger gelten.

Von Transparenz und Struktur

Ob ihm denn aufgefallen sei, dass die Preise für Wasser und Kanal in den letzten 25 Jahren um 250 Prozent gestiegen seien? So fragte ein Bürger. Zwar legen die Verantwortlichen stetig Zahlen vor. Doch wer genauer hinschaue, dem könne eine gewisse einseitige Informationspolitik auffallen, so die Bürgermeinung.

Wie er denn die strukturelle Verarmung der Ortsteile lösen wolle? So lautete ein weiterer Antrag. „Wenn ich das wüsste“, musste Hartl zugeben. Marienstein ist so ein Beispiel, wie sich die weiteren Ortsteile einmal nicht entwickeln sollen. Vier Wirtshäuser, sechs Läden und weitere Einrichtungen wie Zahnarzt oder Bank hatte es dort einst gegeben. Jetzt ist Marienstein zum Schlafort mutiert.

Auch wenn es keinen einzigen Metzger in der Gemeinde mehr gebe, ist Hartl der Meinung, den beiden übriggebliebenen Wirtshäusern gehe es immerhin ganz gut. Strukturelle Verarmung? Gottlob, gibt es den Edeka-Markt, in dem man das Notwendige bekommt.

Wie ein Dorf sein soll

Wenn man die Mehrzweckhalle einmal erreicht hat, wird man dem Ziel eines „richtigen Dorfes“ vielleicht einen Schritt näher gekommen sein. Zur Dorfentwicklung haben sicher auch Gerhard Polt und Biermösl-Blosn ihre Meinung kundzutun.

Die Karten für die Tausend-Jahr-Feier Schaftlach sind ausverkauft. Die Kabarettisten stellten bisher nur allzuoft unheilvolle Dorfentwicklungen in den Fokus ihrer Aufführungen.
Am Ende des Abends hatte der Hartl Sepp seine Bürger zwar nicht glücklich gemacht, aber auf humorvolle Art umfangreich informiert und den Bürgern eine Perspektive aufgezeigt, ohne Wolkenkuckucksheime zu versprechen. Nur der Verkehr, der wird weiter vor sich hin nerven.

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