Wie ein Tegernseer die Jazz-Welt erobert

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Ergänzung vom 16. November / 9:46 Uhr
Die Trompete ist eine große Hass-Liebe für den Tegernseer Julian Hesse. Wir hatten die Möglichkeit mit dem Jazz-Musiker ein Interview zu führen. Was muss ein Künstler mitbringen, um Erfolg zu haben? Nach welchen Kriterien wählt eine Band ihre Musikstücke aus? Wie geht man mit Kritik um? Viel Spass beim Video.

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Ursprünglicher Artikel vom 8. November:
„Jeder kann seinen Senf dazu geben.“ Das liebt Julian Hesse an der Art von Jazz-Musik, die er mit seinen Bandkollegen von „Bounce“ spielt. Wenn man sich die Stücke der Vier anhört, wird der Bandname erklärbar: eine mächtige Energieladung scheint sich aufs Publikum zu übertragen.

Was beim Auftritt genau entsteht, ist stimmungs- und publikumsabhängig. Für den Tegernseer ist jeder Auftritt der ganz Große. Das kann auch mal in einem kleinen Club vor drei Leuten sein. So wie in Ost-Europa, von wo er gerade von einer Tournee zurückkommt.

Julian Hesse mit “Bounce” auf der Bühne

Ein Saxophon, einen Kontrabass, ein Schlagzeug und eine Trompete: mehr braucht es nicht, um die Stücke so gefühlvoll zu transportieren, dass das Publikum anschließend fasziniert den Club verlässt. Nicht ganz Free-Jazz bringen die Jungs von „Bounce“, aber es geht doch freier zu als im modalen Jazz. Jeder in der Band komponiert selbst. Nicht nur Jazz, auch mal poppige Stücke sind darunter.

Kometenhafter Aufstieg

Manchmal entsteht in der Kürze des Augenblicks eine Fülle guter, neuer Musik jenseits des Jazz, für die auch der Mann von der Straße sich erwärmen könnte. Nur wenige kennen sich überhaupt aus in diesem ganz speziellen Genre. Bei den meisten begrenzt sich das Wissen um namentlich bekannte Stars auf Louis Armstrong, Charlie Parker oder Miles Davis.

Auch Julian ist fasziniert von Davis. Als der Ausnahmekünstler starb – im Jahr 1991 – war Julian gerade mal drei Jahre alt. Geboren in Tegernsee, in Miesbach aufs Gymnasium gegangen, hat er sich inzwischen als Nachwuchsjazzer einen Namen gemacht. Spielt bereits fest im Swiss Jazz Orchestra sowie im Luzern Jazz Orchestra.

Der Aufstieg kam kometenhaft: mit 15 Jahren errang er mit der Big Band des Miesbacher Gymnasiums den 1. Platz beim Bayerischen Big Band Wettbewerb. Mit 16 startete er im Landesjugendjazzorchester. Mit 17 war er Jungstudent an der Münchner Musikhochschule.

Neben Davis gibt es eine Handvoll Musiker, die der Jungmusiker bewundert. Nicht nur Jazz-Leute.

„Ich bin mit Bach und Jazz aufgewachsen,“ erzählt der Sohn einer Kirchenmusikerin. Alle drei Geschwister spielen auch Instrumente. „Zuhause lief immer Musik.“ Als er mit 12 Jahren – nach Blockflöte und Klavier – die ersten Töne auf der Jazz-Trompete lernte, ließ er sie nicht mehr los.

Kein anderes Instrument vermag es magischer zu klagen oder heller aufzuleuchten als die Trompete. Ob es daran liegt, dass sie der menschlichen Stimme am nächsten von allen kommt, dass sie so außergewöhnlich klingt?

Musik bedeutet ihm alles

Wenn Julian von seinem Instrument erzählt, dann wird man mitgerissen von seiner ehrlichen Begeisterung und aufgesogen von seinen grünblitzenden Augen. Auch wenn er gerne eigene Musikprojekte auf die Beine stellt, hat er doch immer die Kollegen aus Band und Orchester im Hinterkopf. Dieser junge Mann hat keinen Platz für Exzentrik. Viel mehr als das technische Können des Einzelnen zählt für ihn das gekonnte Zusammenspiel.

Inzwischen ist er 24. Und weit weg von zuhause. Nur für ein paar Tage besucht er gerade Familie und Freunde im Oberland. Dann geht es zurück nach Harlem, wo er im Moment wohnt. “Fünf Jahre lebe ich schon im Ausland. Das ist das beste, was ein Künstler machen kann,“ findet er, irgendwie klingt es aber auch ein bisschen wehmütig. „Man muss sich viel kümmern: Geld, Visum, Studium,“ erzählt Julian.

Nach seinen Studien in Amsterdam und Bern – wo er an der SwissJazzSchool seinen Master of Arts erreichte – ergriff er die Chance auf ein 10-monatiges Stipendium der renommierten Fulbright-Stiftung am City College in New York.

Die Entscheidung wegzugehen, fiel nicht leicht

„Am Tag, als ich die Bewerbung abschickte, kam der Anruf, im „Swiss Jazz Orchestra“ mitzuspielen. „Es wäre eine ebenso große Chance gewesen, in die Schweiz zu gehen,“ bedauert Julian. Trotzdem hatte er sich fürs Studium entschieden. Doch was nicht ist, kann ja noch werden – im Juni kommenden Jahres, wenn das Stipendium endet, möchte Julian sich als freiberuflicher Jazz-Trompeter versuchen. Am liebsten im deutschsprachigen Raum.

„Die Schweiz wäre schön,“ meint er. Dort haben Jazz-Musiker größere Chancen in Deutschland. Man kann leichter überleben, ohne darauf angewiesen zu sein, Unterrichtsstunden geben zu müssen. Und es gibt zahlreiche Stiftungen, die Künstler finanziell unterstützen.

Weitere Informationen sowie Tourdaten unter: www.julianhesse.com

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