Wie kommt die Erdwärme ins Haus?

Die beiden Geothermiebohrungen in der Alten Au sind erfolgreich abgeschlossen. Thermalwasser mit einer Temperatur von über 150 Grad steht zur Verfügung, um mehrere hundert Haushalte in Holzkirchen mit umweltfreundlicher und klimaschonender Wärme aus dem Erdinnern zu versorgen. Wie aber kommt diese Wärme überhaupt zu den künftigen Abnehmern?

Schematische Darstellung des Wärmetransports von den Bohrungen bis zum Abnehmer: (1) Thermalwassersystem, (2) Fernwärmenetz, (3) Heizkreislauf im Haus / Dr. Norbert Baumgärtner

Ein häufig anzutreffendes Missverständnis bei Fernwärmeprojekten auf Geothermiebasis ist die Ansicht, dass das aus tausenden Metern Tiefe geförderte Thermalwasser in die Wohnräume der Kunden gelangt. Das ist aber nicht der Fall, nicht einmal bei dem in den Fernwärmrohren in den Straßen fließenden Wasser handelt es sich um Thermalwasser. Drei voneinander getrennte Kreisläufe sorgen dafür, dass die Wärme aus dem tiefen Untergrund bis in die Häuser der Abnehmer kommt.

Der Thermalwasser”kreislauf”

Geothermieprojekte bestehen in der Regel aus zwei Bohrungen, der Förder- und der Schluckbohrung, in der Fachsprache Reinjektionsbohrung genannt. Dies deshalb, weil nicht das Heißwasservorkommen selbst abgebaut, sondern nur seine Wärme entnommen werden soll. Darum wird das geförderte Thermalwasser, nachdem es in einem Wärmetauscher seine Wärme an das Versorgungsnetz abgegeben hat, über eine zweite Bohrung wieder in die gleiche geologische Schicht zurückgeführt, aus der es entnommen wurde.

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Einen „echten“ Kreislauf des Thermalwassers jedoch, einen sogenannten geothermischen Kurzschluss, will man vermeiden, da dadurch das in die Tiefe zurückgeleitete, abgekühlte Wasser sogleich wieder gefördert würde. Deshalb müssen die Endpunkte beider Bohrungen mindestens 2.000 Meter voneinander entfernt sein, was – wie auch in Holzkirchen – in der Regel dadurch erreicht wird, dass man beide Bohrungen ab einer bestimmten Tiefe in entgegengesetzte Richtungen ablenkt.

Der Netzwasserkreislauf

Der längste der drei Wärmekreisläufe ist das Fernwärmenetz. Das Wasser in diesem Leitungsnetz übernimmt in der Heizzentrale, die auf dem ehemaligen Bohrgelände in der Alten Au errichtet und 2018 in Betrieb gehen wird, in einem großen Wärmetauscher die Wärme des Thermalwassers, das an Ort und Stelle wieder in die Tiefe zurückgeleitet wird.

Bestens isoliert und langlebig: Fernwärmerohre aus Stahl mit Polyurethan-Hartschaumdämmung (hell) und Polyethylen-Ummantelung (schwarz) / Dr. Norbert Baumgärtner

Beim Fernwärmenetz handelt es sich tatsächlich um einen geschlossenen Kreislauf. Das Netz ist ein unterirdisch – zumeist in Straßen – verlegtes Rohrleitungssystem aus doppelt mit Kunststoff isolierten Stahlrohren. Starke Pumpen befördern das im Wärmetauscher erhitzte Netzwasser von der Heizzentrale bis zu den Gebäuden der Verbraucher. In den Fernwärmeleitungen zirkuliert also kein Thermalwasser, sondern enthärtetes und entsalztes Leitungswasser. Die Abnehmer müssen deshalb weder Gerüche noch Gase befürchten. Da die Zuführung des heißen Wassers und der Abtransport des abgekühlten Wassers über getrennte Leitungen erfolgen muss, werden stets zwei Rohre verlegt: Die Vorlauf- und die Rücklaufleitung.

Von den Hauptleitungen in der Straße werden Abzweige bis in die Heizungskeller der Kunden gelegt. Während die Hauptleitungen bis zu 40 Zentimeter Durchmesser haben, handelt es sich bei den Hausanschlussleitungen für Privathäuser in der Regel um 25-Millimeter-Rohre, die zusammen mit der Isolierung lediglich etwa den Durchmesser eines Bierdeckels haben. Von der Grundstücksgrenze bis zum Gebäude ist deshalb nur ein schmaler, rund 80 Zentimeter breiter Rohrgraben notwendig, der nach der Verlegung wieder verfüllt wird.

Der Heizkreislauf im Haus

Auch das Wasser, das im Fernwärmenetz zirkuliert, erreicht nicht die Heizkörper der Verbraucher. Zuvor wird in einem weiteren Wärmetauscher im Heizungskeller des Kunden, der sogenannten Wärmeübergabestation, die Wärme des Netzwassers an das Wasser im Hauskreislauf übertragen, das letztlich durch Heizkörper oder Fußbodenheizungen fließt und zur Bruchwassererwärmung dient.

Die Wärmeübergabestation ist beim normalen Standard-Hausanschluss ein sehr platzsparendes Gerät, das in der Regel an der Wand befestigt wird und den bisherigen Öl- oder Gasbrenner ersetzt. Neben einer geruch- und geräuschlosen Heizung ohne Brennstoffe bringt der Umstieg auf Geothermie deshalb häufig auch einen deutlichen Raumgewinn im Keller.

Derzeit sind die Gemeindewerke Holzkirchen dabei, den Fernwärme-Ausbauplan zu erstellen. Im Herbst gibt es dann Informationen, wo und wie die Bürgerinnen und Bürger Zugang zur umweltfreundlichen und komfortablen Fernwärme aus Geothermie bekommen können.

Quelle: “Gemeindewerke Holzkirchen, Text & Fotos: Dr. Norbert Baumgärtner, www.geothermie-pr.com”

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