Wie man „Integration“ meistert

2014 ist viel passiert. Neben dem einen oder anderen „Aufreger“, gab es aber auch viel Positives rund um die Marktgemeinde Holzkirchen. Daher präsentiert die Holzkirchner Stimme – Redaktion die „Aufsteiger“ des Jahres. Heute: der Helferkreis Asyl.

Integrationsbeauftrage Maria Korell, Psychologin Helena Taurini Fontana und Bürgermeister von Löwis nahmen die Asylbewerber Anfang September in Empfang.
Integrationsbeauftrage Maria Korell, Psychologin Helena Taurini Fontana und Bürgermeister von Löwis nahmen die Asylbewerber Anfang September in Empfang.

Der Landkreis Miesbach muss 2014 rund 400 Asylbewerber aufnehmen – so viel war klar. Noch während die Marktgemeinde Holzkirchen auf die Auslieferung der dafür vorgesehenen Container wartete, formierte sich ein Helferkreis um Maria Korell, die örtliche Integrationsbeauftragte. Rund 30 Ehrenamtliche standen im Juni schon bereit. Die Vorbereitungen waren damals eher theoretischer Natur, denn noch niemand wusste, wann tatsächlich die ersten Asylbewerber in Holzkirchen eintreffen würden.

Der runde Tisch „Helferkreis: Asyl“ steht seitdem in enger Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Asyl im Landkreis. Ob Männer, Frauen und/ oder Kinder das Containerdorf beziehen würden, stand ebenfalls noch nicht fest. So konnte der Helferkreis zunächst noch keine Hilfsgüter sammeln. Doch von Anfang an war für Korell klar: „Was wir bestimmt brauchen sind Fahrräder.“ Da die Container etwas weiter vom Holzkirchner Zentrum entfernt wären, sei Mobilität laut Korell wichtig. Bis heute erfreuen sich die Asylbewerber an ihren Rädern – auch wenn das Fahrradfahren zu lernen, zunächst für viele eine äußerst wackelige Angelegenheit war.

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Sport, Sprache und Alltag meistern

Anfang September war es dann soweit. Holzkirchen begrüßte seine ersten Asylbewerber. Ansprechpartner standen in Form des Helferkreises sofort bereit. Bürgermeister Olaf von Löwis bedankte sich beim Erstbezug der Container bei den Ehrenamtlichen. Auf dem Miesbacher CSU-Gipfel stellte er aber auch klar, dass er sich „mehr Engagement“ von oben wünsche:

 

Was mich beunruhigt: das ganze System der Asylbewerber baut auf das Funktionieren des Ehrenamtes auf. Das kann es doch eigentlich nicht sein. Wir in Holzkirchen haben das Glück bei aktuell 41 Asylbewerbern in der Unterkunft, dass wir 50 Helfer haben, die jeden Tag rund um die Uhr da sind, für keinen Cent der Welt.

Der Holzkirchner Helferkreis zeigt sich trotzdem bestens strukturiert. Um die Menschen aus fremden Kulturen so gut wie möglich zu integrieren hat man sich in drei Gruppen formiert: eine Sprachgruppe hilft den Asylbewerbern beim Deutschlernen. Eine andere steht den Containerbewohnern alltagsbegleitend zur Seite und unterstützt beim Einkaufen oder bei Arztbesuchen. Die dritte Gruppe deckt die Bereiche Sport, Freizeit, Kultur und Religion ab.

Zur Orientierung dient den Asylbewerbern eine feste zeitliche Struktur. “So motivieren die Ehrenamtlichen die Asylbewerber dazu, regelmäßig zum Sporttraining zukommen”, erklärte Franz Lutje, Koordinator des Helferkreises. Immer freitags geht es so für die jungen Asylbewerber in die Batusa-Halle zum Basketball. Auch Volleyball, Fußball und Krafttraining steht bei den internationalen Gästen hoch im Kurs.

Integration hat viele Facetten: Der Helferkreis bekommt tatkräftige Unterstützung von den FOS-Schülern.
Integration hat viele Facetten: Der Helferkreis bekommt tatkräftige Unterstützung von den FOS-Schülern.

“Die Unterstützung der Holzkirchner flacht nicht ab”, weiß Maria Korell. Inzwischen zähle der Helferkreis rund 50 Ehrenamtliche. Immer noch kämen neue Helfer dazu. So setzen auch die Oberstufenschüler der FOS in Holzkirchen auf gute Nachbarschaft mit den Asylbewerbern. Wichtig für alle Beteiligten: Die Holzkirchner Schüler eignen sich dadurch interkulturelle und soziale Kompetenzen an. Die jungen Asylbewerber treten in Kontakt mit Gleichaltrigen.

Auch in Weyarn sind die ehrenamtlichen Helfer findig. Seit Mitte Mai hat die kleine Gemeinde rund 30 Asylbewerber aus sieben verschiedenen Nationen aufgenommen. Sie leben im Gasthof Pritzl in Thalham. Ziemlich spontan formierten sich auch hier Bürger, um die Asylbewerber im Alltag zu unterstützen. Ähnlich wie die Holzkirchner gehen sie dabei vor. Dringlich gestaltete sich aber vor allem ein Problem: die Abgelegenheit Thalhams.

Einige Kilometer trennen Thalham vom Zentrum Weyarns und ein Bus verkehrt nur zweimal am Tag. Die Ehrenamtlichen mussten einen Fahrdienst aufbauen. Der Weyarner Helferkreis hat sich hierfür etwas Besonderes einfallen lassen: eine kostenlose Mitfahrzentrale. Die Asylbewerber können mit einem grünen Schild an bestimmten Stellen warten. Pendler, die das grüne Schild am Auto kenntlich machen, können sie aufsammeln und mitnehmen. Sicheres Trampen für beide Seiten, das zusätzlich auch die Integration der Gäste fördern kann.

Die Holzkirchner Stimme hält den Daumen für so viel ehrenamtliches Engagement hoch und wünscht den Helferkreisen sowie den Asylbewerbern auch für das Jahr 2015 alles Gute.

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