Manchmal findet man ein Wildtier, bei dem man denkt, es einfangen zu müssen, um es im warmen Haus zu überwintern. Das ist absolut nicht sinnvoll, sagt Tierheimleiter Markus Glanz. Und er hat eingängige Erklärungen dafür.
Mehr Bewusstsein wünscht sich Markus Glanz von Zweibeinern für Vierbeiner. Den Sinn für die Natur besser verstehen, das sei es, was er in unserer Zeit sehr vermisst. “Früher haben wir Sendungen gesehen wie die von Tierforscher Bernhard Grzimek, der all die Tiere in Freiheit beobachtet hat”, so Glanz. Heute würden zwar auch viele Tiersendungen ausgestrahlt. Aber der Rottacher Tierheimleiter vermisst darin das Naturnähe. Die meisten sind Zoosendungen, und die Tiere leben hinter Gittern.
Oft sei es nicht sinnvoll, Tiere, die man im Freien sieht, einfach einzufangen und ins Tierheim oder zum Tierarzt zu bringen. Man sollte erst einmal prüfen, ob es nötig ist, dem Tier die Freiheit zu entziehen, rät der Experte. “Nicht jedes Tier gehört ins Tierheim, in eine Aufzuchtstation oder zum Tierarzt”, weiß er.
So kommen Igel über den Winter
In Deutschland ist es generell verboten, Wildtiere der besonders geschützten Arten – und dazu zählt auch der Igel – als Haustier zu halten. Entgegen der Meinung der meisten Menschen, Igel, die man draußen herumirren sieht, müsse man mit ins Haus nehmen, ist dem nicht so. Lediglich offensichtlich kranke, stark untergewichtige oder verletzte Tiere sollten ins warme Haus beziehungsweise zum Tierarzt. Wie man genau reagieren sollte, wenn man einen Igel findet, wissen Experten, beispielsweise von Pro-Igel
Hier erfährt man auch, dass es meist besser ist, Igel in der Natur zu belassen und sie – beispielsweise in einem geschützten Bereich im Garten – zuzufüttern. Damit hilft man ihnen, Winterspeck anzusetzen und selbstständig in freier Natur über die kalte Jahreszeit zu kommen. Igel überbrücken die eisigen Monate, indem sie Winterschlaf halten.
Sie sind die einzigen richtigen Winterschläfer unter den Insektenfressern. Die meisten anderen halten nur eine sogenannte Winterruhe – einen länger andauernden Schlaf, bei dem sie aber trotzdem auf Reize von außen reagieren und dadurch wach und aktiv werden.
Igel können in einem wetterfesten, gut wärmeisolierten Nest bis zu fünf Monate verschlafen. Sie rollen sich zur Stachelkugel und verbleiben in dieser Haltung.
Vögelfütterung im Winter – Ja oder Nein
Ob überwinternden Vögeln bei der Futtersuche geholfen werden sollte, fragen viele Tierfreunde. Die Gegner der Fütterung befürchten dagegen einen unkontrollierten Eingriff in die Natur. Kranke und schwache Tiere würden so durch den Winter gebracht, obwohl dies die Natur nicht vorgesehen hätte. Die Befürworter sagen, dass die Umweltbedingungen schon schlecht genug seien und es auch auf den Schutz einzelner Tiere ankomme.
Richtige Fütterung – so auch das Team des Tierschutzvereins Tegernseer Tal e. V. – führe zu keiner Benachteiligung für die Vögel. Wichtig dabei sei, dass sie zur richtigen Zeit, am richtigen Ort und mit geeignetem Futter unterstützt werden. Erst bei geschlossener Schneedecke oder Dauerfrost ist eine Winterfütterung überhaupt notwendig.
Körnerfresser wie Meise, Fink und Spatz bevorzugen beispielsweise Sonnenblumen und Hanfsamen. Weichfutterfresser wie Amsel, Drossel und Star sind mehr auf Beeren und Obst spezialisiert. Speisereste sind für eine Fütterung nicht geeignet, da sie oft Gewürze und Salz enthalten. Wasservögel finden in der Regel genug Futter in der Natur.
Vögel brauchen überdachte, saubere und geschützte Futterstellen. Darauf sollte unbedingt geachtet werden, da sonst Parasiten und Krankheiten übertragen werden können. Die beste Winterhilfe ist aber immer noch ein naturnaher, nicht komplett aufgeräumter Garten mit regionalen Gehölzen wie Holunder, Vogelbeere oder Heckenrose. Die Vögel können sich hier von Früchten und überwinternden Insekten ernähren.
Tipps für Hundehalter
Im Gegensatz zu Wildtieren und solchen, die „kältetauglich“ sind – auch Huskys gehören dazu –, gibt es auch Pflegeregeln, um mit Hund, Katze und Co. gut durch die kalte Jahreszeit zu kommen. Grundsätzlich appellieren die Mitarbeiter des Tierheims an alle Hunde- und Tierhalter, die Tiere nicht über längere Zeit einer extremen Kälte auszusetzen, da diese sonst Erfrierungen an Pfoten etc. davontragen könnten.
Grundsätzlich gilt: Bewegung im Freien macht Spaß und tut gut, auch bei Frost. Das Fell schützt vor Kälte, und für viele Hunde ist der Schnee eine „kulinarische“ Verlockung. Man sollte aber darauf achten, dass die Tiere ihn nicht fressen. Die Kälte und die möglicherweise im Schnee enthaltenen Erreger, Schadstoffe oder Streusalz können zu Erbrechen, Durchfällen bis hin zu Magen- und Darmentzündungen führen.
Hunde haben häufig viel Fell zwischen den Zehen, an dem Schnee hängen bleibt. Deshalb sollte man besonders lange Haare zwischen den Zehen kürzen. Außerdem ist die vorbeugende Pflege der Fußballen wichtig: Vaseline, Melkfett, Hirschtalg oder eine spezielle Pfotencreme helfen, die Pfoten zu schützen, dadurch bleiben sie geschmeidig, und auch Streusalz und Kälte können ihnen nicht viel anhaben. Streusalz sollte man nach dem Gassigehen am besten mit reichlich Wasser abwaschen.
Viele Hunde tragen beim Gassigehen im Winter spezielle Hundebekleidung. Diese ist bei gesunden Tieren meist unnötig und nicht artgerecht, weil die Bewegungsfähigkeit eingeschränkt wird, so der Deutsche Tierschutzbund. Nur für kranke, schwache Tiere oder Hunde mit extrem wenig und kurzem Fell sind Hundemäntel, -pullover und Derartiges sinnvoll. Letztlich muss jeder Halter für seinen Vierbeiner selbst entscheiden, ob Kleidung angebracht ist.
Wie Katzen und Nager über den Winter kommen
Während Hunde Spaß daran haben, bei fast jedem Wetter draußen umherzutoben, mögen Katzen den Winter meist nicht sonderlich. Deshalb sollte man Katzen am besten selbst entscheiden lassen, ob sie ins Freie gehen oder lieber drinnen bleiben. Wenn die Miezen hinausgehen, sollten sie jederzeit die Möglichkeit haben, wieder ins Haus zu kommen.
Kaninchen und Meerschweinchen dagegen können im Winter in ihrem Stall draußen bleiben, wenn man ein paar Regeln beachtet: Die Tiere sollten konstant draußen bleiben, um ein dichtes Winterfell zu bekommen. Den Stall macht man winterdicht, indem man ihn gut isoliert. Er sollte absolut trocken und sauber sein. Man sollte viel Einstreu, Stroh und Heu zur Verfügung stellen, woraus sich die Tiere eine wärmende Höhle bauen können. Nahrhaftes Futter mit Hafer, Wurzelgemüse und Pellets sind jetzt für Nager wichtig. Das Trinkwasser kann man vor dem Einfrieren mittels Wärmespiralen schützen.
Rottacher Tierheimleiter Markus Glanz will eigentlich überhaupt nicht unterscheiden zwischen Wildtieren, Haustieren und Nutztieren. Ihm geht es mehr um Tierschutz im Ganzen. Und dieses Bewusstsein wünscht er sich ebenso von anderen Menschen.
SOCIAL MEDIA SEITEN