Seit knapp zwei Wochen macht in Grub (Valley) eine Liste die Runde. Man sammelt Unterschriften gegen die Lärmbelästigungen des Meridians auf dem Streckenabschnitt zwischen Kreuzstraße und Westerham. Ernst Fichtel, Initiator der Gruber Liste, steht im Kampf um die unzumutbare Lärmbelästigung an „vorderster Front“. „Schon immer war die Strecke stark befahren, auch von Güterzügen”, so Fichtel. Aber nie zuvor fühlten sich die Anwohner so belästigt wie im letzten dreiviertel Jahr.
Grund für das Gruber Ärgernis Nummer Eins ist nicht der Zugverkehr, sondern die penetranten Hupsignale an den einzelnen Bahnübergängen. Fichtel und bereits 120 weitere Gruber haben den Eindruck, dass Bürgermeister und Gemeinderat “zu zögerlich an die Sache herangehen“. Seit Juli wird das Thema anscheinend immer wieder auf die lange Bank geschoben. Mit der Liste wolle man nun verstärkt auf den ewigen Störfaktor aufmerksam machen. Das habe „nichts mehr mit Empfindlichkeit zu tun“, betont Fichtel.
Zugführer sensibilisieren
Auch gestern wurde in der Gemeinderatssitzung wieder diskutiert. Man hofft, dass die Petition der Gruber zusätzlich Druck macht, damit ein Treffen mit den Bahnbehörden endlich realisiert werden kann. So soll gemeinsam eine Lösung für das Problem gefunden werden. Bürgermeister Andreas Hallmannsecker weiß um die Dringlichkeit: „Es müssen ihnen schon mehrfach schriftliche und telefonische Aufforderungen seitens der Gemeinde für einen Besichtigungstermin vorliegen“.
Problem nur, dass sich niemand direkt angesprochen fühlt. Die Zuständigkeit für die Strecke unterliegt dem Deutschen Bahn Netz, die Strecke wird aber vom Meridian (BOB) befahren. Hallmannsecker ist ein Bürgermeister in Warteschleife.
Auch Ernst Fichtel hat bereits mit den Verantwortlichen bei Meridian gesprochen. Ergebnis: das Versprechen, die Zugführer für die besagten Stellen zu „sensibilisieren“. An der Einhaltung des stillen Übereinkommens scheiden sich jedoch die Geister. Für die Gruber hat es den Anschein, dass die Zugführer getreu dem Motto „jetzt erst recht“ handeln. Statt den, laut Eisenbahnkreuzungsgesetz vorgeschriebenen, drei Sekunden, ertöne die „frisierte Fanfare“ scheinbar noch länger als vorher.
“Katastrophe für die Anwohner”
Für Gabriela Wischeropp, Pressesprecherin von Meridian, ist die Sache klar. Sie verweist auf die rechtlichen Grundlagen: „Meridian unterliegt den festgesetzten Vorschriften des Infrastrukturbetreibers DB-Netz“. Da das Hupen ein Warnsignal darstellt, dürfe dieses in keinem Fall an Stellen, die es laut Eisenbahnkreuzungsgesetz erfordern, abgeschwächt werden. Sicherheit gehe hier vor Lärmschutz, weiß die Sprecherin.
Gemeinderat Michael Stacheter spricht von einer „Katastrophe für die Anwohner“. Mittlerweile wären die Gruber mit Einverständnis der Behörden sogar bereit die Schließung eines Bahnübergangs in Kauf zu nehmen, um so der Lärmbelästigung zu entkommen. Dabei handelt es sich um einen Übergang für Fußgänger und Wanderer, die man auch durch eine nahgelegene Unterführung umleiten könne.
Laut Bügermeister Hallmannsecker, müssten dafür aber zunächst „die Grundlagen am Standort festgestellt werden.“ Zu diesem Zweck soll die Ortsbesichtigung stattfinden. Die Gemeinde wartet derzeit immer noch auf einen Terminvorschlag der DB-Netz. Mit Abholzungsarbeiten zur Verbesserung der Sicht an den Übergängen wäre man dem Meridian schon entgegengekommen. Doch durch das Zuständigkeitsproblem geht nichts voran. Vielleicht treibt die Unterschriftenaktion jetzt die Verantwortlichen der Bahn zur Tat.
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