Kein Bauland für Normalverdiener

Die Wiesseer CSU will handeln. Der Ort befindet sich mittlerweile zu einem Großteil in Investorenhand. Aber wo bleiben unsere Familien? Mit ihren Vorschlägen stieß die Partei gestern Abend nicht nur auf Zustimmung.

Wiessee ist in Investorenhand – auf dem Grund der Tegernsee Villen wurde dicht an dicht gebaut – aber nicht für Familien.

Aktueller könnte ein Themenabend angesichts der Situation in Wiessee nicht sein: „Bad Wiessee in Investorenhand: Was bleibt für unsere Familien?“. Unter diesem Titel veranstaltete die lokale CSU ihr gestriges „Ortsgespräch“.

Florian Sareiter von der CSU fasste zu Beginn der Veranstaltung die schwierige Situation zusammen: Normalverdiener können sich in der Gemeinde Bad Wiessee kein Bauland leisten, jungen Menschen stünden keine Mietangebote zur Verfügung. Dies habe zur Folge, dass Unternehmer keine Angestellten finden, weil keine Wohnungen da seien.

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Sareiters Vorschlag zur Lösung dieser brisanten Situation: Landwirtschaftliche Flächen in Bauland umzuwidmen. Im Publikum stieß er damit jedoch auf wenig Gegenliebe. Eine weitere Initiative der Wiesseer CSU sieht eine so genannte Baulinienverschiebung vor – damit könnten Anbauten zum Bestand ermöglicht werden.

Eine “Scheußlichkeit von Bau”

Ein Zuhörer wollte sich damit ganz offensichtlich nicht anfreunden. Sein lautstarker Kommentar: „Wie oft braucht’s a Watschn, bis ma’s kapier’n?“ – eine Anspielung auf den Bau der Tegernsee Villen in Abwinkl. Hier habe der Gemeinderat versagt, als er die Baulinien genehmigte, die schließlich zu einer „Scheußlichkeit von Bau“ geführt hätten.

Wie berichtet wurde das Thema auch in der jüngsten Gemeinderatssitzung erneut heiß diskutiert. Das Großprojekt in Abwinkl ist fast fertig – und der Schrecken bei einigen Gemeinderäten wohl groß. Dicht an dicht stehen die neun Landvillen, die innerhalb kurzer Zeit entstanden sind. Auch der Bürgermeister gestand, dass so etwas in dieser Form nicht mehr genehmigt werden darf. Allein die CSU beteuert immer wieder, von Anfang an gegen diese massive Baumasse gewesen zu sein.

Gemeinde soll in Gasthof zur Post investieren

Einmal in Fahrt, spannten die Bürger den Bogen gestern Abend gleich noch weiter: „Wir bauen ein japanisches Badehaus, aber um eine bayerische Gastwirtschaft kümmert sich keiner.“ Konkret gemeint war der „Gasthof zur Post“, der zum Immobilienbesitz der Gemeinde gehört. Da der Pachtvertrag für das Hotel bald ausläuft, „sollte die Gemeinde hier investieren, statt das Haus herunterkommen zu lassen“.

Zuletzt macht die CSU deutlich, dass sie sich weiter für den Erhalt des Badeparks und der Spielearena einsetzen wolle. „Die Gespräche in Berlin zur Jamaika-Koaliton sind ein Kinkerlitz gegen das, was wir hier zu bewältigen haben“, meinte Florian Sareiters. Die Bauinvestoren SME (Schweiz) und Planquadrat, die in besagte Luxusimmobilien in Bad Wiessee investieren, waren gestern übrigens nicht im „Gasthof zur Post“ vertreten.

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