Wiesseer Ortsteil “Strüngmann” wächst weiter

Mitten in Bad Wiessee verärgert eine Brachlandschaft mit zunehmendem Wüstencharakter die Bürger. Seit Jahren laufen hier die Planungen des heimischen Milliardärs Thomas Strüngmann für sein gigantisches Hotelprojekt. Jetzt solls noch weiter wachsen. Ein weiteres Haus wurde dazugekauft.

Das Haus der Familie Ottl liegt inmitten der neu entstehenden Mega-Baustelle des neuen Hoteldorf-Komplexes in Bad Wiessee. Jetzt nicht mehr.

Seit Tagen schon zieht ein Gerücht durch die westliche Seegemeinde im Tal: „Hast du bereits gehört – die Ottl’s haben jetzt doch an die Strüngmanns verkauft“. Doch auf Nachfrage schweigen alle, die die Nachricht bestätigen könnten. Gemeindebürgermeister Robert Kühn (SPD) verweist auf Nachfrage auf die nächste Gemeinderatssitzung. Familie Ottl ist nicht zu erreichen.

Die Ferienwohnungen Ottl liegen im Riedersteinweg 2. Zusammen mit der Pension Bergsee inmitten des Bauplatzes des geplanten neuen Hoteldorf-Komplexes des heimischen Investors Thomas Strüngmann. Der Wiesseer Pharma-Milliardär, der sich in Holz zurzeit ein, offiziell als Einfamilienhaus gekennzeichnetes Riesenanwesen erbauen lässt, scheint nicht nur dem Gigantismus verfallen – Strüngmann lebt ihn in all seinen Projekten aus – jedenfalls in der Seegemeinde.

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Daher verwundert es nicht, dass Strüngmanns Planer seit Jahren versuchen, die beiden Anwesen an der westlichen Baugrenze zu erwerben. Vergeblich bisher, trotz Intervention der wechselnden Gemeinderäte und mit Sicherheit sehr lukrativen finanziellen Offerten vonseiten des Bauherren. Die Besitzer der beiden Häuser blieben einem bekannten gallischen Dorf gleich, standhaft und beugten sich nicht – bis jetzt.

Auf der gestrigen Sitzung des Gemeindegremiums folgte jedoch die Bestätigung dessen, was im halben Dorf schon längst die Runde gemacht habe: Kühn verkündete den vollzogenen Verkauf von der Familie Ottl an die Athos Gruppe, Teil des Strüngmann Athos-Family Office Imperiums.

Die Folgen erläutert Bauamtschef Anton Bammer den anwesenden Räten anhand eines Luftbildes der Planungen für das Strüngmann-Areal. Das Grundstück Riedersteinweg 2 sei vor knapp zwei Wochen von dem Bauträger urkundlich erworben worden und deutet auf das Haus der bisherigen Ferienwohnungen Ottl:

Es handelt sich um jenes Anwesen, das geradezu umzingelt ist von der Baustelle, die hier in den nächsten Jahren entstehen wird.

Laut Bammer werde sich durch den erfolgten Ankauf die Situation an der Baustelleninfrastruktur deutlich entspannen. Allerdings ergebe sich durch die Erweiterung des Areals die Notwendigkeit, einen geänderten Bebauungsplan zu erstellen. Dieser sei aber bereits in der Bearbeitung und werde am 20. Oktober bei der nächsten Gemeinderatssitzung vorgestellt.

Eine Illustration vom geplanten Hoteldorf Komplexes / Quelle: heller & partner Marketing Services AG

Kühn freut sich über die neuesten Entwicklungen. Betont aber im gleichen Satz: “Ich möchte ausdrücklich klarmachen, dass die Verkaufsgespräche absolut partnerschaftlich verliefen, wie mir beide Beteiligten versicherten.” Es sei zu keiner Zeit Druck auf die Familie Ottl ausgeübt worden. Er gehe von einer sehr großzügigen Kaufofferte aus, fügte er lächelnd hinzu. Der Wiesseer Familie sei die Entscheidung aber sicherlich sehr schwergefallen.

Die anschließend zum Ausdruck gebrachte Hoffnung von Johannes von Miller (Grüne) und Bernd Kuntze-Fechner (SPD), mit der Erweiterung des Areals werde eine weitere Entzerrung der dichten Bebauung möglich, wurde vom Bauamtsleiter Bammer im Keim erstickt:

Das Haus wird abgerissen und ein Ersatzbau ist fest eingeplant.

Zudem seien vonseiten der Planer noch weitere Änderungen der bereits bekannten Planung angekündigt worden, ergänzte der Bauamtsleiter. Doch auch das werde ebenfalls Gegenstand auf der Sitzung im Oktober.

Eindeutig zu spüren war gestern der Wunsch des Gremiums, endlich Fortschritte bei dem Mega-Projekt für die Gemeinde erleben zu können. So äußerten auch Kurt und Florian Sarreiter (CSU) die Sorge, dass sich durch immer wieder eintretende Veränderung der Planungen der Baubeginn immer weiter nach hinten verschiebe.

Kurt Sarreiter verwies in diesem Zusammenhang zudem auf das Gebäude der Pension Bergsee hin. Hier seien im Ort auch anhaltend Gerüchte im Umlauf, die von einem Verkauf dieser Immobilie an die Athos Gruppe berichten. Dem entgegnete der Bauamtsleiter:

Das ist alles Spekulation. Dazu habe ich keine Informationen.

Doch bedeuten mögliche weitere Änderungen des Bebauungsplanes, wie auch jetzt bei der Erweiterung des Areals, keine Verschiebung des Baubeginns an sich. Die anstehenden Bodenarbeiten seien von solchen Änderungen nicht betroffen.

Kurios wurde es im Gremium nach der Wortmeldung von Christoph von Preysing (CSU). Er wollte wissen, wann es denn nun endlich losgeht mit dem Bau, der für 2022 versprochen wurde. Immerhin sei es schon Oktober.

Darauf entgegnete Bammer: „Ohne Baugenehmigung geht gar nichts voran.“ Für die geplante Maßnahme des Bodenaustausches liege jedenfalls immer noch keine Freigabe vom Landratsamt vor. Launig mischte sich Kühn in die Diskussion ein:

Es kann jeder von euch gern mal beim Landratsamt anrufen und sich erkundigen, wann denn die Baugenehmigung kommt.

Für die Aufforderung erntete der Bürgermeister ein großes Gelächter der versammelten Räte.

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