Wiesseer Sternsinger sammeln 13.000 Euro

Auch heuer zogen bis zum 06. Januar wieder Kinder und Jugendliche zwischen fünf und 17 Jahren, als Kaspar, Melchior, Balthasar und Sternträger kostümiert in Wiessee von Haus zu Haus, um den Segen für das neue Jahr zu bringen.

Die 26 Sternsinger sammelten, wie jedes Jahr, für Pfarrer Sebastian Obermaier, der seit 30 Jahren in Bolivien ein Hilfswerk betreibt. Zusätzlich durften die Kinder einen Vorrat an Süßigkeiten mit nach Hause nehmen. Ein zusätzlicher Motivationsschub bei den Wetterverhältnissen, die herrschten.

Die Wiesseer Sternsinger

Weniger ist manchmal doch mehr

Seit 1989 wird die Tradition des Sternsingens in Wiessee ununterbrochen durchgeführt. Und obwohl in diesem Jahr weniger Kinder mitgemacht haben als in den vergangenen Jahren ist das Ergebnis beeindruckend. Insgesamt sammelten die Sternsinger an den ersten sechs Tagen des neuen Jahres in Bad Wiessee knapp 13.000 Euro – genauer 12.965,04.

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Eine Summe, die nur durch die große Motivation der Sternsinger möglich ist. So sind vor allem die Erzählungen von Anna-Kristina Stekl, die mit im Organisationsteam ist und seit 2004 mehrfach als Freiwillige bei Pfarrer Obermaier in Bolivien tätig war, motivierend für die jungen Sammler. Selten können Kindern anderen Kindern durch ihren Einsatz so zielgerecht helfen. Das spornt an und hilft Durchzuhalten – auch bei widrigsten Wetterverhältnissen mit Sturm und Regen, wie sie in den ersten Tagen herrschten.

Spenden gehen direkt ans Hilfswerk

Die große Summe, die durch die Spendenbereitschaft der Wiesseer möglich wurde, fließt dabei ohne Umwege in das Hilfswerk von Pfarrer Obermaier. Dabei sind die Helfer vor Ort in Bolivien in den verschiedensten sozialen Bereichen tätig. Es gibt Kinder- und Seniorenheime, Kinderkrippen sowie Bildungs-und Gesundheitszentren.

Und ganz nach der Devise Kinder helfen Kindern werden die Spenden der Wiesseer immer auch zweckgebunden zur Hilfe von Kindern eingesetzt. So sind in den letzten Jahren neue, für lokale Verhältnisse gut ausgestattete Schulen und Heime entstanden. Mittlerweile sind 100 von ihnen fertig und in Betrieb.

Anna-Kristina Stekl im Kinderheim in Bolivien

Ein Fokus der letzten Zeit war dabei das Kinderheim „Casa del Niño“ für schwerst misshandelte, missbrauchte und vernachlässigte Kinder. Neuere Kinderprojekte, die ab diesem Jahr ebenfalls unterstützt werden sollen, sind das Tages- und Förderheim für Kinder mit Behinderung – die erste Behinderteneinrichtung in der Millionenstadt El Alto überhaupt – und vier Tageskinderkrippen für Kinder zwischen 0 und 5 Jahren, was es den Eltern ermöglicht, arbeiten zu gehen, ohne ihre Kinder sich komplett selbst zu überlassen.

Was motiviert die Kinder?

Wir haben uns mit Conny Aust und Anna-Kristina Stekl aus dem Organisationsteam unterhalten. Die erste Frage lautete: “Was motiviert Kinder, Gutes zu tun und als Sternsinger aktiv zu sein?

Conny Aust: Ich denke, die meisten sind wirklich dabei, weil sie Kinder unterstützen wollen, denen es schlechter geht als ihnen. Besonders wenn Filme oder Bilder aus Bolivien gezeigt werden, oder auch wenn beispielsweise Anna-Kristina Stekl aus ihrer Zeit im Kinderheim “Casa del Nino” erzählt.

Anna-Kristina Stekl: Manche gehen zwei, drei oder auch vier Jahre mit und haben dann doch keine Lust oder Zeit mehr. Viele sind dagegen seit Jahren dabei, zuerst selbst als Sternsinger, später auch als Begleiter. Wenn dann erzählt wird, wieviel schon geschafft wurde und wieviel das Geld beispielsweise in Bolivien wert ist, sind die Kinder richtig stolz.

Tegernseer Stimme: Wie wichtig ist dabei die direkte Anerkennung in Form von Geld oder Süßigkeiten?

Conny Aust: Natürlich freuen sich die Kinder über jede Anerkennung, die sie von den Menschen hier im Ort bekommen: ob das Süßigkeiten oder auch kleine Geldgeschenke sind, die die Sternsinger persönlich erhalten. Auch die eine oder andere Dankeskarte ist jedes Jahr dabei, besonders wenn Kinder bereits über Jahre hinweg in der gleiche Gruppe im gleichen Gebiet unterwegs sind. Zudem lädt seit ein paar Jahren die Famile Brenner alle Sternsinger und Begleiter zu einem Essen ein, was allen viel Spaß macht. Dort herrscht immer eine super Stimmung und alle erzählen munter von ihren Erlebnissen aus diesem oder den letzten Jahren.

Tegernseer Stimme: Wie hat sich die Anzahl der Sternsinger in den letzten Jahren entwickelt?

Anna-Kristina Stekl: Leider sind gerade in den letzten Jahren Sternsinger weggefallen. Die Gründe sind vielfältig. Das kann eine neue Ausbildung sein, die fehlende Zeit oder weil es Ihnen doch zu anstrengend ist, vier bis fünf Abende ihrer Ferien zu opfern, um bei Wind und Wetter, manchmal bei Schnee und Regen von Haus zu Haus zu gehen. Oft sind es aber auch die Eltern, die dies nicht wollen. Und je weniger Kinder wir haben, umso mehr müssen die anderen “arbeiten”.

Tegernseer Stimme: Wird an den sechs Tagen das komplette Gemeindegebiet abgedeckt?

Conny Aust: Wir haben schon den Ehrgeiz, ganz Bad Wiessee abzudecken. Auch weil die Wiesseer Bürger das wollen und oft schwer enttäuscht sind, wenn doch nicht alle besucht werden. Das ganze Gemeindegebiet ist dabei in Gruppen aufgeteilt, pro Gruppe sind es meist drei Könige, ein Sternträger und ein erwachsener Begleiter.

Tegernseer Stimme: Werden es in den letzten Jahren mehr Menschen, die spenden?

Anna-Kristina Stekl: Ich würde sagen, über Jahre hinweg hatten wir einen massiven Anstieg, was Summe und Anzahl der Spender anbelangt. Inzwischen ist es eine Aktion, die seit knapp zehn Jahren sehr stabil von einer großen Anzahl Wiesseer Bürge aber auch Gäste getragen wird. Das bedeutet Anzahl und Summe bleibt inzwischen recht konstant.

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