Wild, wild Otterfing

Eigentlich hätte er lieber vor 120 Jahren gelebt. In den USA. Da hätte Walter Herzog dann auch perfekt ins Bild gepasst: Hut, Fransenjacke, Stiefel. Im echten Leben ist er ein Otterfinger, 1954 geboren, gelernter Maschinenbautechniker. Und ein Cowboy im Herzen.

Auch bei der Otterfinger Kulturwoche trat Walter Herzog schon einige Male auf.

Angefangen hat alles eigentlich mit „Am Fuß der blauen Berge“, erinnert sich Herzog. Die Westernserie aus den 50ern hätten sie als kleine Jungs nachgespielt, mit Stöcken geschossen und sich gegenseitig gejagt. Wie eben alle kleinen Jungs. Dass daraus mal sein großes Hobby werden würde, hat da sicherlich noch niemand geahnt.

Ist es aber: Walter Herzog lebt seit über 40 Jahren ein Cowboy-Leben – so gut das eben in einem oberbayerischen Dorf geht. Deutlich sichtbar ist die große Leidenschaft bei ihm zu Hause. Da hängen originalgetreue Revolver und Gewehre an den Wänden, Bilder von ihm und seinen Freunden hoch zu Ross, im Cowboy-Outfit oder auch in Kavallerie-Uniform aus dem amerikanischen Bürgerkrieg.

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Auf in die Schlacht

Ein Pferd hat Herzog, der inzwischen Rentner ist, natürlich auch. Mit dem ist er viel unterwegs, wie beispielsweise am vergangenen Wochenende in der Westernstadt Pullman City im Bayerischen Wald. Dort wurde paradegeritten und eine Schlacht nachgestellt. In voller Montur, versteht sich.

Walter Herzog in Uniform bei einer Parade in der Westernstadt Pullman City.

Geübt wird sowas dreimal im Jahr auf Truppenübungsplätzen irgendwo in Deutschland. „Da kommen dann etwa 400 Teilnehmer aus ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland zusammen. Und dann wird Bürgerkrieg gespielt“, so Herzog. Scharf geschossen wird bei diesen Veranstaltungen des „US Cavalry – Historical Club of Germany“ allerdings nicht. „Schließlich soll ja niemand verletzt werden“, meint der 63-Jährige.

Lagerfeuerromantik inklusive

Aber nicht nur der Bürgerkrieg fasziniert den gebürtigen Otterfinger. Es ist das ganze Lebensgefühl jener Zeit. „Natur, Pferde, Männlichkeit, dazu ein bisschen Risiko“, versucht es Walter Herzog zu beschreiben. Schon als junger Mann liebte er Pferde, brachte sich das Reiten größtenteils selbst bei. Er schloss sich dem VFD (Vereinigung der Freizeitreiter und -fahrer in Deutschland) an, unternahm mit anderen Reitfans Wanderritte über hunderte von Kilometern.

Und irgendwann war es dann da, das Cowboy-Feeling. Herzog fing an, in zwei Country-Bands zu spielen, lud zum Lagerfeuer-Abend ein, wurde von anderen eingeladen. Seitdem tingelt er über diverse Trapper-Festivals, nimmt an Paraden teil, tritt mit seinen Bands und den dazugehörigen Line-Dancern auf.

Der einsame Cowboy

Aber auch im Alltag lässt Walter Herzog gerne mal den Cowboy raus: sei es sonntags bei einer Fahrt in der eigenen Kutsche zum Biergarten nach Valley oder einem Besuch in der Westernkneipe.

Und seine Frau? „Die freut sich, dass ich so einen Spaß an der ganzen Sache habe“, erzählt der Otterfinger. Sie selbst sei aber nicht im Cowgirl-Dress unterwegs. Und auch seine beiden Söhne ziehen nicht so richtig mit beim Thema Wilder Westen. Macht aber nichts: „Ich setze mich auch mal alleine mit meiner Gitarre ans Lagerfeuer und genieße die Cowboy-Romantik“, so Walter Herzog.

Walter Herzog zusammen mit einem Freund bei der Einweihung eines Totempfahls in Altkirchen

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