Auch zu Beginn diesen Jahres steht die Hanns-Seidel-Stiftung in Wildbad Kreuth wieder im Mittelpunkt des medialen Interesses. Grund ist die Klausurtagung der CSU die heute zu Ende geht. Dort bespricht die Partei unter anderem ihren Kurs für das wichtige Wahljahr 2013.
Auch für das Tegermseer Tal hat die Hanns-Seidel-Stiftung ein große Bedeutung, die wir einmal genauer untersucht haben
Die Parteispitze der CSU zeigte sich zu Beginn der Klausurtagung harmonisch und angriffslustig. Vergessen scheint die Kritik von Parteichef Horst Seehofer an anderen Führungskräften der Landesgruppe. Stattdessen spottete man gemeinsam vor allem gegen SPD Kanzlerkandidat Peer Steinbrück und das Desaster rund um den Berliner Flughafen. Auch die FDP wurde deutlich kritisiert.
Wie stark ist die CSU?
Vor zwei Tagen herrschte dann aber doch so etwas wie Aufregung in den Reihen der Landesgruppe. Der Grund waren Umfrageergebnisse des Allensbach Instituts wonach die CSU nur noch auf 41 Prozent der Wählerstimmen im Bayern kommen würde. Heute indes war die Welt wieder in Ordnung: Eine repräsentative Umfrage von Infratest Diemap kommt auf ganz andere Ergebnisse. Demnach erreichen die Christsozialen 47 Prozent der Wählerstimmen – wenn heute gewählt werden würde.
Wie jedes Jahr, war auch heuer das Medieninteresse am Kreuther Spektakel enorm. Neben den öffentlich rechtlichen Sendeanstallten berichteten unter anderem RTL und Pro Sieben sowie zahlreiche andere überregionale TV, Print und Online Medien in ihren Nachrichten über die Vorgänge rund um die CSU Klausurtagung in Wildbad Kreuth. Eine Öffentlichkeit, die auch für die Gemeinde Kreuth und das Tegernseer Tal einen gewissen Werbeeffekt hat.
Die Bedeutung von Wildbad für das Tegernseer Tal
Was aber bedeutet die Hanns-Seidel Stiftung nun für die Gemeinde Kreuth und das Tegernseer Tal im Allgemeinen. Kritiker könnten anführen, dass die Gemeinde Kreuth keinerlei Kureinnahmen aus den Übernachtungen in Wildbad-Kreuth erhält, da Stiftungen von solchen Abgaben befeit sind.
Das wäre allerdings zu kurz gedacht. Denn genauer betrachtet ist die Bedeutung der Hanns-Seidel-Stiftung für das Tegernseer Tal im Allgemeinen und für Kreuth im Besonderen nicht zu unterschätzen.
Die immer wieder gezeigten Bilder von der Winteridylle am Tegernsee laden sicherlich einige dazu ein, der Region und Kreuth einen Besuch abzustatten. Auch die vielen jährlichen Tagungs- und Seminargäste werden neben dem intensiven Kursprogramm sicher auch einen Blick in die Gemeinden rund um den Tegernsee werfen. Einige kommen wieder, um hier ihren Urlaub zu verbringen.
So liegt die Zahl der Seminarteilnehmer im Bildungszentrum Wildbad Kreuth jährlich bei über 20.000 Personen. Betreut werden diese von insgesamt 30 Mitarbeitern, die bei der Stiftung dauerhaft beschäftigt sind.
Und so ist auch der Kreuther Bürgermeister Josef Bierschneider von den positiven Effekten überzeugt und betonte bereits im vergangenen Jahr, dass die Stiftung als Arbeitgeber sehr wichtig sei, sie aber vor allem als mediales Sprachrohr unschätzbaren Wert besitze.
Das ist einfach eine exzellente Werbung für unsere Region und wir hoffen, dass das auch so bleibt.
Tätigkeitsbereich
Die Hanns-Seidel-Stiftung als parteinahe Organisation der CSU wurde am 7. November 1966 in München gegründet und ist nach dem ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten und CSU Vorsitzenden Hanns Seidel benannt.
Der heutige Aufgabenbereich der Stiftung ist vielschichtig. Zunächst betätigt sie sich im klassischen Feld der Politikberatung. Sie erarbeitet Grundlagen für die politische Entscheidungsfindung, organisiert Konferenzen und veröffentlicht wissenschaftliche Studien im politischen und gesellschaftlichen Bereich.
Darüber hinaus veranstalten die Stiftungsmacher Seminare und Tagungen für interessierte Bürgerinnen und Bürger zur Weiterbildung. Neben der Begabtenförderung ist die Hanns-Seidel-Stiftung auch international stark engagiert. Im Rahmen der internationalen Entwicklungszusammenarbeit betreut sie über 90 Projekte auf der ganzen Welt.
Zudem engagiert sie sich auch im Bereich der Außenpolitik und versucht hierfür durch über 30 Projektbüros die Kontakte zu Regierungen, Parlamenten aber auch Nichtregierungsorganisationen zu knüpfen. Als Standorte lassen sich unter anderem Washington, Brüssel, Moskau und natürlich auch Berlin nennen.
Die Hanns-Seidel-Stiftung und Wildbad Kreuth
Wie ist nun aber die Verbindung zu Wildbad-Kreuth entstanden? Das heutige Wildbad-Kreuth geht ursprünglich zurück auf das Jahr 1498. Damals hatte das Kloster Tegernsee an der neu entdeckten Schwefel-Heilquelle ein Badehaus errichtet. Nach wechselvoller Geschichte kam die Anlage an König Max I Josef von Bayern, der das heutige Schloss als Kur und Krankenanstalt baute. 1838 trank der russische Zar Nikolaus vom Kreuther Heilwasser und viele gekrönte Häupter des europäischen Kontinents kamen zur Kur.
130 Jahre stieß die CSU auf der Suche nach einen passenden Domizil für ihre Kaderschmiede schließlich auf Wildbad Kreuth und pachtete den Gebäudekomplex 1974 von Herzog Max in Bayern. 2,4 Millionen DM wurden in die Renovierung und Modernisierung der Gebäude investiert.
Die Parteiakademie sollte ursprünglich vor allem der Förderung und Weiterbildung junger CSU Talente dienen. Diese gingen dort durch eine harte Schule und wurden in ihrer Argumentationsfähigkeit, Redegewandtheit und politischem Fingerspitzengefühl geschult. Zudem dienten die Räumlichkeiten der Abhaltung politischer Tagungen und als Gästehaus der CSU.
Seit 1976 hält die CSU Landesgruppe Klausurtagungen in Wildbad Kreuth ab. Bereits die erste Klausurtagung in Kreuth am 19. November 1976 sorgte bundesweit für Aufsehen. Die CSU kündigte im „Beschluss von Kreuth“ zunächst die Fraktionsgemeinschaft mit der CDU im Bundestag auf, bevor man sich schließlich am 12. Dezember des selben Jahres dann doch mit der CDU auf eine Fortführung der politischen Zusammenarbeit und der Fraktionsgemeinschaft unter der Bedingung einer Stärkung der CSU Landesgruppe verständigte.
Bis heute ist Wildbad Kreuth immer wieder der Schauplatz brisanter politischer Entscheidungen. Erst wurde hier im 2002 die Kanzlerschaftskandidatur von Edmund Stoiber verkündet, dann wurde eben jener Edmund Stoiber 2007 in Wildbad Kreuth kurzerhand abgesetzt.
Viel mehr als “nur” der bekannteste CSU-Treffpunkt
Das Tätigkeitsfeld der Hanns-Seidel-Stiftung in Wildbad Kreuth geht jedoch weit über den CSU-internen Bedarf hinaus. So ist die Tagungsstätte in aller erster Linie ein Bildungszentrum.
Interessierte Laien besuchen hier Seminare über Europapolitik, Senioren lassen sich am PC schulen, Führungskräfte absolvieren Kreativitätstrainings. Jugendliche befassen sich mit Ethik in „Staat und Gesellschaft“.
Alles in allem finden hier Jahr für Jahr 200 zwei- bis fünftägige Seminare mit insgesamt 5.000 Teilnehmern statt. Zudem kann man das Wildbad auch für Hochzeiten und andere private Veranstaltungen mieten. Auch der Abiturball des Gymnasiums Tegernsee wird bis heute im dortigen Festsaal abgehalten und im Rahmen des Oleg Kagan Musikfestivals beherbergt Wildbad-Kreuth alljährlich Musiker von Weltrang.
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