„Wir brauchen kein Schwarzer Peter-Spiel“

Christian Schreyer, Geschäftsführer vom BOB-Mutterkonzern Veolia, musste heute den Gemeindevertretern Rede und Antwort stehen. So standen unter anderem die ständigen Führungswechsel in der Kritik. Doch hier soll bald Abhilfe geschaffen werden: Nächste Woche werden gleich zwei neue Geschäftsführer für die BOB bestimmt.

BOB-Krisentreffen im Holzkirchner Rathaus.
BOB-Krisentreffen im Holzkirchner Rathaus.

Im Landkreis Miesbach ist man mit der Leistung der Veolia Verkehr GmbH, Mutterkonzern der BOB und des Meridian, nicht mehr zufrieden. Dabei hatten sich doch gerade die Kommunalpolitiker vor geraumer Zeit für die BOB eingesetzt. Als der Streckenabschnitt europaweit neu ausgeschrieben wurde, plädierte man für die Veolia als Betreiber. Seit dem Zuschlag lasse der Konzern es aber auf sämtlichen Ebenen gehörig „schleifen“, so der Vorwurf des Bundestagsabgeordneten Alexander Radwan (CSU).

Dieser und die bayerische Wirtschaftsministerin und Stimmkreisabgeordnete, Ilse Aigner (CSU), luden daher den Landrat und sämtliche Bürgermeister aus dem Landkreis Miesbach zum Gespräch in das Holzkirchner Rathaus. Christian Schreyer, der Vorsitzende der Veolia-Geschäftsführung, musste sich der Kritik stellen.

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„Wir brauchen hier kein ‚Schwarzer Peter‘-Spiel, sondern klare Lösungsansätze“, findet Radwan. Eine Zeitlang würde er die Verbesserungsmaßnahmen des Streckenbetreibers noch beoabchten. Stelle sich keine Verbesserung ein, müsse er die negativen Erfahrungen mit der Veolia auch in zukünftige Ausschreibungen auf Bayern- sowie Bundesebene mit einbeziehen, drohte der Bundestagsabgeordnete im Gespräch an.

Doppelt hält besser?

Selbstredend wäre es, wenn der Lokführer die Durchsage á la „schon wieder einmal haben wir…“ beginnt. So würden viele Pendler eine Verspätung von zehn bis zwanzig Minuten schon als Normalfall hinnehmen, berichtet Ingrid Pongratz (CSU), Bürgermeisterin von Miesbach. Doch so könne es nicht weitergehen, stellt sie klar. Mal abgesehen von inkompetenter Fahrgastbetreuung, benutzerunfreundlichen Kassenautomaten und überfüllten Triebwägen. Auch stünden bei Verspätungen oder gar Ausfällen für Fahrgäste meist nur wenige Informationen bereit.

Christian Schreyer, der extra aus der Berliner Zentrale angereist war, gibt sich in der Höhle des Löwen diplomatisch. „Zugegeben“ hätte es Anfang letzten Jahres „massive Probleme“ gegeben. Sowohl an den Integral-Zügen, als auch an den neueren Talent-Zügen haderte man mit der Technik. Die habe man aber jetzt soweit in den Griff bekommen. Fahrgastinformationen und das Infrastrukturnetz müssten jedoch nach wie vor verbessert werden. „Wir müssen nach vorne schauen und angreifen“, so Schreyer weiter:

Kai Müller-Eberstein wird uns voraussichtlich im zweiten Quartal des Jahres verlassen. Nächste Woche wollen wir die Nachfolger bestimmen. Eine Neuerung wird es geben: Zukünftig werden es zwei Geschäftsführer sein. So sind die Aufgaben auf zwei Schultern verteilt.

Die Namen der Nachfolger will Schreyer noch nicht verraten. Einer wäre in Bayern jedoch recht bekannt, stellt er in Aussicht. Viele der anwesenden Bürgermeister sehen aber gerade die vielen Führungswechsel als Manko. Einige wünschen sich vor allem Heino Seeger als BOB-Chef zurück. Mit ihm habe zumindest die Kommunikation mit den betroffenen Gemeinden gestimmt. Davon, Seeger als Geschäftsführer zurück ins Boot zu holen, zeigt sich Schreyer jedoch wenig begeistert – betriebsintern wäre „zu viel Porzellan zerbrochen“ worden.

In der nächsten Zeit will Schreyer vor allem an der „hardware“ arbeiten. Zwar könne er auf die Schnelle keine neuen Triebwägen für rund 100 Millionen Euro beschaffen, aber dafür arbeite man besonders an der Instandhaltung der Integral-Züge. Zudem stünden Gespräche mit der DB-Netz an, um das Infrastrukturnetz zu verbessern. Beispielsweise müssten Baumrückschnitte erfolgen, Stellwerkstechniken erneuert werden – generell die Rückstände der vergangenen Jahren aufgearbeitet werden, so Schreyer.

Auf ein Neues Vertrauen schöpfen

Johannes Hagn (CSU), der Bürgermeister von Tegernsee, sieht neben der Unzuverlässigkeit der BOB vor allem die Serviceleistungen des Zugunternehmens als großes Problem. Er fordert Schreyer dazu auf, „gutgeschultes und adäquates Personal“ zu finden und einzusetzen. Viele Touristen oder „ungeübte“ Bahnfahrer hätten immer wieder Probleme mit dem Umsteigen. So manch einer wäre zwar gerne nach Tegernsee gefahren, ende jedoch in Bayrischzell, so Hagn.

Bessere Kommunikation schaffe auch wieder „mehr Vertrauen“ in das Unternehmen selbst, erklärt Hagn. Ein einvernehmliches Ziel, wie sich auf dem Treffen herausstellte. Nur tatsächliche Verbesserungen in der Infrastruktur und dem Kundenservice können letztendlich das Misstrauen der Bürger beseitigen. Schreyer scheint am weiteren Dialog mit den Gemeindevertretern interessiert. Das Vertrauen von „vor der Ausschreibung“ will er zurückerlangen.

Aigner schließt die Sitzung und kündigt an, dass man immer noch auf „Verbesserung der Verhältnisse“ warte. Die BOB sei nach wie vor wichtig für die Region. „Wir bleiben weiter dran“, stellt sie hartnäckig klar. Schreyer verteilte am Ende noch seine Visitenkarten. Vorerst wird er für viele hier direkter Ansprechpartner bleiben – bis die neuen Geschäftsführer ihr Amt angetreten, sich eingearbeitet haben und die Gemeindevertreter zu ihnen Vertrauen gefasst haben.

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