Thema war dabei der offene Ideenaustausch zu alternativer Mobilität: Schiffe, Ringbahn, Elektroräder – die Schlagwörter sind bekannt.
In der gestrigen Veranstaltung ging es nicht um die Energiewende, von der man täglich im Fernsehen hört, sondern mehr darum, eine Energiewende direkt mit den Bürgern zu initiieren. Die Energiewende Oberland (EWO) will Gemeinden dabei begleiten und unterstützen und Arbeitskreise und Netzwerke gründen, um alternative Mobilität wie Elektrofahrräder und Elektroautos voran zu treiben.
Energiefortschritte in Rottach
Rottachs Bürgermeister Franz Hafner stellte gleich zu Beginn die Fortschritte seiner Gemeinde vor. So hat Rottach-Egern beispielsweise die Satzung verändert, sodass jetzt nicht mehr nur 25 Prozent einer Dachfläche mit thermischen Modulen bestückt werden dürfen, sondern zwei komplette Dachflächen. Außerdem gibt es auf dem Parkplatz direkt gegenüber des Seeforums inzwischen eine kostenlose Elektrotankstelle. „Leider haben wir bisher viel zu wenig Resonanz“, räumte Hafner aber gleichzeitig ein.
Trotzdem denkt die Gemeinde darüber nach, ein Minifahrzeug auf Elektrobasis für die Gärtner anzuschaffen. „Ich denke, dass man gerade in diesem Bereich auf elektrisch angetriebene Fahrzeuge zurückgreifen kann.“ Dem amtierenden Bürgermeister ist aber auch bewusst, dass man dabei keine Radikalkur machen kann und eine Energiewende nur Schritt für Schritt erreicht werden kann.
„Ein Trend funktioniert, wenn man nicht mehr zurück will“
Stefan Drexlmeier, Leiter der EWO-Geschäftsstelle, erklärte in seinem Vortrag noch einmal ausführlich die Ziele der EWO. Er zeigte sich dabei der festen Überzeugung, dass sich Mobilität in den nächsten Jahren grundlegend verändern wird. „Vielleicht wird schon 2017 die Formel 1 abgeschafft“, meinte Drexlmeier. Außerdem sei das schnellste Fahrzeug längst ein Elektrofahrzeug.
Der EWO geht es vor allem darum, die Bürger für die Thematik zu begeistern und Ideen in der Region zu verankern. „Ein Trend funktioniert dann, wenn man nicht mehr zurück will“, erklärte Drexlmeier. Besonders eindrucksvoll war sein Beispiel zu Smartphones. Früher waren Nokia-Handys die Nummer eins auf dem Handymarkt. Jetzt sind es die Smartphones. Und jeder, der einmal eins hatte, will es sicher nicht mehr gegen ein Nokia eintauschen. „Wir fahren derzeit noch mit Nokia-Handys Auto“, so Drexlmeiers Fazit.
Der EWO geht es vor allem darum, Informationsplattformen zu schaffen, auf denen man sich über Alternativen informieren kann. Auch die Infrastruktur für Elektroautos und -Fahrräder müsse weiter ausgebaut werden, um für mehr Akzeptanz zu sorgen.
E-Bikes auf dem Vormarsch
Die TTT trägt im Umgang mit den Touristen ebenfalls einen großen Teil zur alternativen Energie bei. So empfehlen die Touristiker bereits auf ihrer Internetseite die Anreise mit der Bahn. Und auch am Urlaubsort selbst gibt es diverse Angebote, die die Attraktivität für die Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln und E-Bikes aufzeigen soll. So können Gäste mit der Gästekarte kostenlos mit dem Bus fahren und bekommen ein vergünstigtes Bahnticket, wenn sie eine Unterkunft am See vorweisen können.
Auch der Partner Movelo, der die E-Bikes zur Verfügung stellt, bietet eine weit ausgebaute Infrastruktur. So gibt es im Landkreis mittlerweile 38 Servicestationen, an denen Touristen ihren leeren Akku am Rad einfach und kostenlos gegen einen aufgeladenen Akku austauschen können.
Und auch die Idee einer Ringbahn wurde gestern erneut diskutiert. Hartmut Romanski, Sprecher der Steuerungsgruppe Mobilität der EWO, ging in seinem Vortrag erneut auf die Vision des früheren BOB-Chefs Heino Seeger ein, der bereits vor Jahren die Ringlinie von Gmund über Bad Wiessee und Rottach bis nach Glashütte ins Gespräch gebracht hatte. Dabei soll es, nach den Wünschen Romanskis, nicht bei dem großen Wurf Seegers bleiben. So sei für ihn auch die Integration der Schiffe als Verkehrsmittel, oder auch nur die Fahrrad-Mitnahme in Linienbussen ein erstrebenswertes und realisierbares Ziel. Dazu gehört auch ein landkreisweiter Verkehrsverbund, der es ermöglicht, mit einem Ticket unkompliziert mit allen Verkehrsmitteln fahren zu können.
Am Ende stellte der Rottacher Tüftler Franz Zehendmeier, der schon mit seinem Rosi-Roller bekannt geworden ist, seine neuesten Ideen vor. Im Moment arbeitet er am sogenannten „Z-Mobil“ oder „E-Trans“. Das Ganze soll ein Fahrzeug mit drei Rädern werden, das mit einem Ionen-Wechselakku elektrisch angetrieben wird. Mit dem Akku soll eine Reichweite zwischen 30 und 50 Kilometern möglich sein. Allerdings auch zu einem stolzen Preis zwischen 4.000 und 12.000 Euro.
Derzeit sucht Zehendmeier noch nach „Begleitern“, die ihn durch Ideen oder sogar finanziell unterstützen. Auf Reha-Messen und in Altenheimen kommt seine neueste Erfindung gut an, da durch sie auch Gehbehinderte einfach Dinge transportieren können.
Zu direkten Ergebnissen kamen die Teilnehmer am gestrigen Abend nicht. Das war aber auch nicht das Ziel der Veranstaltung. Vielmehr ging es darum, Möglichkeiten und Richtungen zu entdecken, wie es weitergehen kann mit der Energiewende und der alternativen Mobilität im Tegernseer Tal. Ganz klein und für viele umsetzbar.
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