“Wir haben nichts gegen Biker, aber …”

Die meisten Mountainbiker verursachen keine Probleme. Doch es sind vor allem die schwarzen Schafe, die die Aufmerksamkeit auf sich ziehen: Ein Radler drängt sich auf einer gesperrten Forststraße an einem Seilkran vorbei. Ein Biker fährt quer über bewirtschaftete Viehweiden. Ein Almbauer klagt über zerstörte Zäune. Das Problem: es wird viel geredet, doch meistens über- anstatt miteinander.

Was dürfen Mountainbiker in der Natur? Ein vieldiskutiertes Thema / Archivbild
Was dürfen Mountainbiker in der Natur? Ein vieldiskutiertes Thema / Archivbild

Das Mountainbiken ist mittlerweile zu einem echten Spannungsfeld zwischen Natur und Sporttrend geworden. Bei einem Runden Tisch im Landratsamt Miesbach tauschten sich jüngst Sportler, Veranstalter, Grundeigentümer und Bewirtschafter aus. Dabei ging es um Rechte, Pflichten aber auch um die mögliche Haftung und vor allem darum, Lösungen für die offene Fragen zu finden.

“Die Ansprüche an den Raum Mangfallgebirge sind in den vergangenen Jahren gestiegen“, erklärte Marco Müller, der zuständige Gebietsbetreuer im Landratsamt Miesbach. Die Entwicklung beim Mountainbiking sorge, so Müller weiter, immer mehr für Konflikte. Und Dr. Thomas Eichacker, Leiter der Umweltabteilung machte die rechtlichen Rahmenbedingungen klar:

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Jedermann darf privat die Natur frei betreten, pauschale Sperrungen sind nicht möglich. Hingegen ist Radfahren abseits der Wege in jedem Fall verboten.

Solange sie sich an gewisse Regeln halten würden, hätten Almbauern auch nichts gegen Biker, betonte Georg Mair, Vorsitzender des Almwirtschaftlichen Vereins Oberbayerns. Verbote oder Sperrungen wie beim Holzeinschlag aber würden teilweise einfach ignoriert, so die Vertreter der privaten Waldbesitzer, Michael Lechner und Georg Dießl. Unterstützung bekamen die beiden von Christoph Baudisch, Leiter des Forstbetriebs Schliersee, der beklagte: “Einige Biker fahren abseits der Wege und auch zu jeder Tages- und Nachtzeit”.

Unorganisierten Bikern Angebote machen

Dass Wild verschreckt werde, sei vielen wahrscheinlich gar nicht bewusst. Genau deshalb müsse man diesen oft unorganisierten Mountainbikern im kleineren Rahmen Angebote machen, erklärte Georg Kittenrainer, Bürgermeister von Bayrischzell, selbst Almbauer wie auch leidenschaftlicher Mountainbiker.

Es müssen gemeinsam versucht werden, die Radfahrer aus den sensiblen Bereichen herauszuhalten und ihnen genau abgestimmte Angebote zu bieten, darin war sich die Runde einig. „Die Nachfrage nach Bikeparks und Trails ist groß“, so Harald Gmeiner, Geschäftsführer der ATS. Im Tegernseer Tal etwa, wo in der Langenau bereits ein Trail existiert, werde derzeit mit Gemeinden und Grundstückseigentümern gesprochen, um weitere Strecke zu installieren, erklärte Stefan Niedermaier, Streckenchef des Mountainbike-Festivals Tegernseer Tal.

Mountainbiken als Wirtschaftsfaktor

Niedermaiers Geschäftspartner Florian Hornsteiner hatte im Sommer gegenüber der TS erklärt: „Die Biker kommen sowieso“. Eben, weil das Tal für Biker so attraktiv ist. Darüber hinaus seien die Biker auch ein veritabler Wirtschaftsfaktor, den es zu erhalten gilt. Viele würden ihren Urlaub hier verbringen oder zumindest zum Essen gehen.

Ein geplanter Trail – unter anderem rund um den Tegernsee soll nun auch, zusätzlich zur existierenden Strecke, eine neue sportliche Herausforderung schaffen. So soll er über etwas abseits gelegene Wanderwege führen und auch andere Regionen wie den Schliersee oder das Achental mit einbeziehen.

Dazu braucht es aber zunächst ein generelles „Ja“ zum Mountainbiken im Tal. Die meisten Gemeinden haben dem Projekt mittlerweile zugestimmt. Das Credo in der Politik lautet: Man will auch zukünftig die Biker wegen ihrer touristischen Bedeutung am Tegernsee halten. Zudem könnte das Mountainbike-Festival so jedes Jahr dieselbe Streckenführung nutzen.

Ein Bikepark im “Norden”

Auch im Norden des Landkreises tut sich mittlerweile einiges. So haben der RSLC Holzkirchen sowie die équipe vélo zwischenzeitlich einen Antrag auf die Errichtung eines Bikeparks gestellt, wie équipe vélo-Vorsitzende Barbara Thiel erläuterte. „Auch damit würde sich die zunehmende Zahl der Biker lenken lassen“, ist Sabine Wittmann, Sportreferentin des Landkreises überzeugt.

Klar ist allen: Mountainbiking in einem so intensiv genutzten Raum wie dem Mangfallgebirge braucht Regeln. Hier wollen sich der Deutsche Alpenverein und die Deutsche Initiative Mountain-Bike enger mit den Grundeigentümern abstimmen und das bestehende Regelwerk den lokalen Gegebenheiten anpassen. Der Tenor des runden Tisches: Schwarze Schafe gibt es überall, aber nur wenn alle miteinander reden, könne man auch etwas bewegen.

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