“Wir leiden, das geht so nicht”

Gerade die Gastronomie leidet schwer unter dem erneuten Lockdown. Den Verantwortlichen des Gasthauses am Galaun reichte es nun. Sie initiierten am gestrigen Nachmittag eine Demo. Sie protestierten gegen die generelle Schließung von Gaststätten. Die Sprecher fanden deutliche Worte.

Die Initiatoren der Demo Lenka Staudacher und der Wirt des Gasthauses Riederstein am Galaun, Franz Wagner.

Der Wind fegt kalt vom See Kuranlage Rottach-Egerns. Am Pavillon, wo in Pandemie-freier Zeit die Blasorchester spielen, flattern zwei selbstgemalte Plakate. “Rettet die Gastro” und “Die Türen müssen offenbleiben”. Aus dem zweiten F hat jemand einen Galgen gemalt, an dem jemand hängt, dringlicher Hinweis auf die existenzielle Gefahr einzelner Berufsgruppen im Gastrobereich. Zwei Dutzend Unterstützer sind an diesem kalten Novembertag gekommen. Sie wurden über Telefonketten und Aufrufe in den sozialen Medien gebeten, dabei zu sein, ihre Wut über die Maßnahmen öffentlich zu machen.

Lenka Staudacher, Initiatorin dieser Demo, ist sichtlich aufgeregt. Wie fast alle ihre nachfolgenden Redner betont sie, “keine Corona-Leugnerin” zu sein. Aber die Aushilfe von der Galaun am Riederstein will nicht stumm zusehen, wie “Menschen ihre Jobs verlieren.”

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Wir können das nicht so lassen. Es können nicht alle einfach zu Hause sitzen und schimpfen, wir müssen etwas tun.

Sie sagt uns: “Die Hygienekonzepte funktionieren. In der Gastro hat sich kaum jemand angesteckt, trotzdem wurde zugemacht und Friseure haben beispielsweise weiterhin geöffnet.” Sie selbst arbeitet als Aushilfe auf der Galaun. Die festen Angestellten seien alle in Kurzarbeit gegangen. Lenka hat gar nichts bekommen, ist aber auf den Lohn in Kombination mit Trinkgeld angewiesen, sie ist eine Mutter von drei Kindern.

“Natürlich ist es auf einen Monat gerechnet ertragbar. Aber das Virus wird auch noch nach dem November bestehen. Was dann?“, fragt sie. Andere ergreifen spontan das Mikro. Der Betreiber der Hotels Luitpold, Alexander Sego, weist auf die Doppelstandards hin.

Morgens steigen in die Busse die Kinder, eingepfercht, und wir mit unserem Hygienekonzept sollen für Ausbrüche verantwortlich sein?

Er bedauert, dass so wenige Hoteliers auf der Demo seien. Ein anderer Redner vermutet, dass die durch die Ausgleichszahlungen gut abgefedert seien, während die Servicekräfte, die Spüler und Kellner die volle Härte des Ausfalls spüren.

Vertreterin des Bräustüberls zeigt sich enttäuscht

Dann tritt Monika Silvestri vom Bräustüberl auf, und sie bringt eine Gruppe ins Spiel, die auch in wenigen Wochen massiv unter den Schließungen leidet. Die Servicekräfte, die so dringend auf die Einnahmen des Trinkgelds angewiesen seien, die jetzt putzen gehen müssen, wenn der Lockdown noch länger andauert. Sie weiß um die Gefahr durch das Virus, hat Verwandte in Bergamo, die ihr von dem Schrecken aus dem Frühjahr berichten. Und dennoch: “Wir leiden, das geht so nicht.”

Die Geschäftsführerin des Bräustüberls zeigte sich enttäuscht über die geringe Teilnahme.

Umso enttäuschender findet sie es , dass doch relativ wenige an der Demo teilnehmen. “Alle sitzen zu Hause und jammern, aber dann sie tun nichts”. Sie habe bei ihren Bemühungen Teilnehmer für die Demo zu finden oft den Satz gehört “das bringt ja eh nichts”. Ihrer Meinung nach eine völlig falsche Einstellung.

Es ist erst der Beginn des November-Lockdown. Aber in einer touristischen Region leiden zuallererst und sehr schnell eben jene Berufsgruppen wie Köche, Spüler oder Kellnerinnen.

Lenka Staudacher ist nicht nur Opposition. Sie hat auch eine Idee: “Lasst die Gaststätten mit Biergarten geöffnet, dort sind Sicherheitsabstände gewahrt. Dann könnten diese Lokale einen Solidaritätsbeitrag an alle zahlen, die tatsächlich geschlossen bleiben müssen, weil nur Innenräume zur Verfügung stehen.”

Es ist kalt geworden. Nach einer guten Stunde ist die Demo vorbei. Die Wut, das Unverständnis der Menschen bleiben.

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