Vor allem vergangenes Jahr machten einige Hartpenninger mit einer Guerilla-Aktion auf die für sie katastrophale Verkehrssituation in ihrem Ortsteil aufmerksam. Doch wie ist Stimmung jetzt? Wie stehen die Hartpenninger zu den Erkenntnissen und dem bisherigen Vorgehen der von der Gemeinde engagierten Verkehrsplaner? Für Mitte des Jahres hat Bürgermeister Olaf von Löwis auf der Bürgerversammlung schon ein Treffen versprochen, um die Interessen der Hartpenninger erneut abzuklopfen.
Max Bacher von der Bürgerinitiative „Hartpenning muckt auf“ ist bisher mit der Arbeit der Verkehrsexperten „grundsätzlich zufrieden“. Viele der Gefahrenpunkte, die bereits vorher Mitglieder der Bürgerinitiative in einer umfassenden Analyse ermittelt hatten, hätte nun auch das Stadt- und Verkehrsplanungsbüro Kaulen bestätigt. Fuß- und Radverkehr müssten mehr berücksichtigt, sowie verkehrsberuhigende Maßnahmen geschaffen werden – da stimmen „Hartpenning muckt auf“, das Straßenbauamt und das Büro Kaulen überein.
Hoffen auf zeitnahe Reaktion
„Man muss gar keine utopischen Dinge machen“, meint Bacher zuversichtlich. Ob nun Umgehungsstraße hin oder her, gerade verkehrsberuhigende Maßnahmen, wie Verkehrsinseln oder Fußgängerampeln, ließen sich schließlich schnell umsetzen. Ganz im Gegensatz zu Veränderungen in der Bahntaktung oder sogar dem Einrichten von neuen Haltestellen, wie es private Gespräche der Initiative mit der Bahn oder auch der offizielle Runde Tisch Verkehr erst kürzlich bewiesen haben.
Auf derartige Maßnahmen setzt Bacher und hofft, dass sie schon dem „Mobilitätsgesamtkonzept“, den das Büro Kaulen gerade noch arbeitet, „vorgezogen“ und zeitnah umgesetzt werden können. Als „sehr positiv“ bewertet er, dass im Haushaltplan der Gemeinde bereits 350.000 Euro dafür vorgesehen sind.
Sein Mitstreiter Markus Hoppmann ist hingegen von den bisherigen Ergebnissen ernüchtert: „Wir halten gerade die Füße still und mucken nicht auf“, meint er auf Nachfrage.
Es ist schon einmal schön zu wissen, dass etwas passiert. Wir sind eingebunden und bekommen die Infos, die die Gutachter erarbeiten. Unsere zwölf Punkte hat auch Herr Kaulen bestätigt. (…) Dennoch, auch nachdem wir sehr intensiv gesprochen haben, malen die Gemeindemühlen langsam.
Die konstruktiven Ansätze des Büro Kaulen will Hoppmann jetzt noch abwarten, dennoch hofft auch er darauf, dass beispielsweise Querungshilfen für die Hartpenninger Ortsdurchfahrt „vorgezogen“ werden. An beiden Ortsausgängen von Großhartpenning wünscht sich die Bürgerinitiative Querungshilfen, die „im optimalsten Fall schräg versetzt gebaut werden und dadurch Auto- und Lastwagenfahrer zwingen abzubremsen“, so Hoppmann.
Nach wie vor sei beispielsweise die Situation an der ehemaligen Grundschule besorgniserregend – „die Bushaltestelle muss richtig ausgebaut werden“, erklärt Hoppmann weiter. Auch wäre es wichtig, am Ortsausgang in Richtung Bad Tölz einen Übergang für die Kinder zu schaffen, die im Sommer zum Sportplatz gehen und im Winter zum Langlaufen. Eine Fußgängerampel oder eine Verkehrsinsel wäre an dieser Stelle schon „der erste Schritt in die richtige Richtung“, so Hoppmann, da sie „das Tempo von der Straße nehmen“.
Auch bei Robert Haunschild, Geschäftsleiter der Marktgemeinde Holzkirchen, sind die Sorgen der Hartpenninger angekommen. Besonders ist man sich – auch nach den Analysen der Stadt- und Verkehrsplaner – darüber einig, dass eines der größten Probleme vor allem die Beschaffenheit der Straße ist, die durch Großhartpenning führt: für viele Autofahrer ist nicht erkenntlich, dass sie „innerorts“ unterwegs sind. Mit 65 bis 70 Stundenkilometern „heizen“ und überholen sie hier, wie Verkehrsmessungen zeigen, wie auf einer Bundesstraße.
Auch für Haunschild könnten die von den Hartpenningern gewünschten Inseln eine Alternative sein – aber erst dann, wenn Stadtplaner „Kaulen auch signalisiert, dass die Maßnahmen im erarbeiteten Konzept sinnvoll sind“. Die 350.000 Euro im Haushalt wären da, müssten aber richtig eingesetzt werden. Da helfe es nichts willkürlich verkehrsberuhigende Maßnahmen einfach vorzuziehen, wenn sich am Ende herausstelle, dass sie nicht hilfreich sind, dämpft Haunschild die Erwartungen der Bürgerinitiative.
Die Angst bleibt
Letztendlich gibt der Geschäftsführer auch zu bedenken, dass die Straße beispielsweise, im Falle des Baus einer Verkehrsinsel, versetzt werden müsse. Die Grundstücksverhandlungen laufen zwar, gestalten sich aber auch schwierig: „Es geht hier für die Besitzer um relativ viel Grund und auch die nahe Bebauung zur Straße spielt eine wesentliche Rolle“, so Haunschild.
Ein Treffen mit den Hartpenningern soll dann im Mai oder Juni stattfinden, wenn die Möglichkeiten für die verkehrsregulierenden Maßnahmen von den Straßen- und Verkehrsplanern erarbeitet wurden. Zunächst führt das Büro Kaulen noch ein Bürgergutachten mit per Zufallsprinzip ausgewählten Holzkirchnern durch.
So bleibt man in Hartpenning – trotz „schönen Veranstaltungen“ und „einem kompetenten Kaulen“ – noch immer misstrauisch: „Am Ende bleibt die Angst, dass das Büro Kaulen den Maßnahmenplan veröffentlicht und für Hartpenning kein Geld mehr da ist“, erklärt Hoppmann seinen „Worst-Case“.
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