Deshalb luden die Verantwortlichen der Energiewende Oberland (EWO) und Bürgermeister Peter Höß die Wiesseer Bürger gestern zu einem Infoabend ein. Dabei stellten die Gemeindevertreter auch Szenarien für die energetische Zukunft von Bad Wiessee in Aussicht.
Geballte Energiewende-Kompetenz versammelte sich am gestrigen Abend im Wiesseer Gasthof zur Post. Auf Einladung von Bürgermeister Peter Höß kamen Landkreisgruppen-Sprecher Werner Schmid, EWO-Vorstandsvorsitzender Prof. Wolfgang Seiler, Energieberaterin Elisabeth Kohlhauf und Otterfings Energiemanager Paul Pallauf zusammen, um den Zuhörern die Energiewende zu erklären und ihnen konkrete Praxistipps an die Hand zu geben.
“Erstmal ein Kompliment an alle, die heute hier erschienen sind und sich beteiligen wollen. Dass wir das gemeinsam mit der Gemeinde Bad Wiessee machen, zeigt die Verbundenheit bei einem Thema, bei dem es noch viel Nachholbedarf gibt”, eröffnete Werner Schmid die Runde. Danach ergriff Bürgermeister Höß das Wort und machte deutlich, dass man in Wiessee einiges auf den Prüfstand stellen müsse und werde – dahingehend, wie energetisch effizient es ist. Als Beispiel führte er etwa die 1935 gebaute und 1969 erweiterte Schule an. Da sei klar, dass das Gebäude nicht mehr zeitgemäß sei, aber man müsse prüfen, wie der Bedarf sei, so Höß.
Was kann die Gemeinde tun?
Der Bürgermeister sprach von den Vorteilen, die die technische Entwicklung mit sich bringt. Er betonte, dass die Gemeinde bei der Umsetzung nicht immer unter den ersten dabei sein müsse – das sei immer sehr teuer. Aber man könne sich die Erfahrungen anderer Gemeinden anschauen und dann selbst die richtigen Schritte einleiten. “Wir können hier bei uns nicht einfach ein paar Windräder aufstellen, müssen aber trotzdem unseren Beitrag zur Energiewende leisten”, sagte Höß.
Die Notwendigkeit der Energiewende – auch im Tal – machte der EWO-Vorstandsvorsitzende Wolfgang Seiler deutlich: Der Landkreis Miesbach gibt jährlich 250 Millionen Euro für Energie aus, die aus der Ferne kommt. Allein der Verkehr produziert bei uns 40 Prozent des CO2-Austoßes. Für Seiler besteht daher dringender Handlungsbedarf. Die Energieversorgung soll möglichst vor Ort erfolgen und vor allem günstiger werden. Seit 2005 kämpft die Energiewende Oberland für diese Ziele.
EWO sucht Mitstreiter
Stets ist die EWO auf der Suche nach Mitstreitern – und findet auch immer wieder welche, die sich für die Energiewende engagieren. “Es wird so viel gemacht, das glauben Sie gar nicht. Aber es wird nicht darüber gesprochen und das ist sehr bedauerlich. Wir müssen die Energiewende mehr kommunizieren und den Bürgern nahe bringen”, sagte Seiler.
Damit die angesprochenen Bürger zu Hause am besten gleich mit dem Energiesparen anfangen können, gab Energieberaterin Elisabeth Kohlhauf eine Vielzahl an Praxistipps mit auf den Weg. Auch wenn es bei der Energiewende nicht nur um Strom geht, so sei da das Einsparpotential für die Haushalte doch am größen. “Die Strompreise tun weh, aber es ist sehr leicht dort einzusparen. Die Kosten lassen sich im besten Fall halbieren.” Anfangen sollte man demnach damit, den eigenen Bedarf zu messen, indem man sich ein Strommessgerät zulegt. Auf dieser Grundlage kann dann die Suche nach den Stromschleudern im Haushalt losgehen.
Die beste Möglichkeit ist laut Kohlhauf immer noch, alte Elektrogeräte durch neue zu ersetzen. Die Krux bei der Sache: “Inzwischen braucht man fast ein Diplom, um das richtige Gerät zu finden.” Deshalb empfiehlt sie die Plattform Ecotopten.de. Dort kann man die Energiebilanz eines jeden Geräts nachlesen. Weitere Tipps der Energieberaterin: Immer mit Deckel Kochen. Wasser erst salzen, wenn es bereits kocht. Kühlschrank schnell wieder schließen. Waschen mit maximal 40 bis 60 Grad.
Der Otterfinger Energie-Experte Paul Pallauf stellte den Zuhörern auch nochmal die Vision von Energie aus dem Tegernsee vor. Im See würde dabei ein Wasserkraftwerk entstehen, das allein in Wiessee 70 bis 80 Haushalte versorgen könnte. Pallaufs Fazit: “Jede Gemeinde an einem See hat jetzt ganz neue Möglichkeiten vor Ort an Energie zu kommen. Das gilt auch für den Tegernsee.”
Wiessee will’s anpacken
Bürgermeister Höß zeigte sich durchaus überzeugt von der Idee: “Das ist für Wiessee ein sehr interessantes Konzept. Wir wollen das angehen, wenn unsere Großprojekte wie das Jod-Schwefelbad und das ehemalige Spielbank-Areal umgesetzt sind. Es entwickelt sich ja immer alles weiter.” Und überhaupt sieht Höß bei den öffentlichen Gebäuden in Bad Wiessee einiges Potential, das schon bald umgesetzt werden soll. Dazu gehört auch, dass Straßenlaternen künftig mit LED-Technik ausgestattet werden. In Wiessee will die Gemeinde alle neuen Straßen auf diese Weise beleuchten. “Es ist schließlich unser aller Geld, das wir hier verpulvern.”
Im nächsten Schritt will die Gemeinde auf intensivere Information der Bürger setzen. Den Gemeindeboten will der Bürgermeister bedienen, um das Thema immer wieder unter die Leute zu bringen und sie dafür zu sensibilisieren. Höß abschließend:
Wir müssen einfach stetig auf das Thema aufmerksam machen. So können wir unseren Beitrag leisten. Die Energiewende ist heute nicht vorbei, sondern geht morgen weiter.
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