“Uns eingestehen, dass wir uns im Krieg befinden”

Die Anschlagsserie in Paris vom Freitagabend erschüttert die Menschen. Bad Wiessee sei in Gedanken bei den Menschen in der Partnerstadt Dourdan, schrieb gestern Bernd Kuntze-Fechner auf Bitte von Wiessees Bürgermeister Peter Höß. Dourdan liegt nur 50 Kilometer südlich von Paris. Und die Antwort der Franzosen ließ nicht lange auf sich warten.

Immer wieder treffen sich die Verantwortlichen der beiden Gemeinden. Hier ein Bild der 50-Jahres-Feierlichkeiten im Oktober 2013.
Immer wieder treffen sich die Verantwortlichen der beiden Gemeinden. Hier ein Bild der 50-Jahres-Feierlichkeiten im Oktober 2013.

Bad Wiessees Partnerstadt Dourdan liegt nur 50 Kilometer von Paris entfernt, wo am Freitagabend mehrere Terroranschläge verübt worden waren. 129 Menschen wurden dabei getötet. Viele weitere verletzt. Um ihre Solidärität zu bekunden, schrieb die Gemeinde einen Brief an ihre Partnerstadt. Bemerkenswert dabei die Antwort der Dourdaner:

sehr geehrte Frau Bürgermeisterin, liebe Maryvonne
sehr geehrte Präsidentin der Partnerschaft, liebe Christiane,

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Bürgermeister Peter Höß hat mich gebeten, dass ich Euch unsere Anteilnahme übermittle, der 2. Bürgermeister hat mich deshalb ebenfalls angerufen, ebenso Thomas Lange als Vorsitzender der Partnerschaft, auch namens der Mitglieder. Wir hoffen, dass kein Dourdaner und keiner der Jugendlichen unter den Opfern ist.

Wir sind in Gedanken bei Euch als Freunde, wir werden Eure und unsere Werte mitverteidigen, zu denen Freiheit, Brüderlichkeit und die Demokratie gehören. Wir müssen auch daran denken, dass wir nicht die Flüchtlinge verdächtigen, die sich vor diesem kriminellem Fanatismus in ihren Ländern zu uns retten wollen.

An diesem Sonntag ist Volkstrauertag, wir ziehen gemeinsam zum ökumenischen Gottesdienst, halten an den Gedenkreuzen der gefallenen Soldaten – der letzte ist ein junger im Kosovo – , und der erschossenen Widerstandskämpfer unseres Ortes inne. Wir gedenken dann am Kriegerdenkmal an alle Opfer der großen und kleinen Kriege, an die Vertriebenen, die Widerstand geleistet haben und auch an die Opfer des aktuellen Terrors. Unsere Gedanken gehen sehr intensiv zu Euch, nach Paris und Europa.

Unsere Freundschaft ist sehr bedeutsam und zeigt, dass die menschlichen Verbindungen stärker als Terror und Zwietracht sind.

Heute antwortete Christiane Paturaud, die Vorsitzende der Partnerschaft aus Dourdan, mit einer drastischen Einschätzung der Lage:

Sehr geehrter Herr Bürgermeister, lieber Peter, Sehr geehrter Herr 2. Bürgermeister, lieber Robert, lieber Partnerschaftspräsident Thomas, lieber Bernd,

Eure Botschaft der Sympathie geht uns direkt zum Herzen und bringt uns eine wirkliche Unterstützung, vielen Dank!

Wir verstehen sehr wohl, dass diese religiösen Verrückten unsere Demokratie destabilisieren wollen, aber auch die einen Franzosen gegen die anderen aufbringen wollen. Wir müssen uns eingestehen, dass wir uns im Krieg befinden, und dass sich leider diese Attentate nochmal in Frankreich, aber auch überall in Europa wiederholen können. Wir brauchen ein stärkeres und einigeres Europa dass wir noch effektiver gegen diese Barbaren kämpfen können.

Lieber Bernd, übermittle unseren herzlichen Dank, Eure Worte bringen uns einen wirklichen Trost.

Zur Geschichte der Partnerschaft

Seit 1963 sind das französische Dourdan und Bad Wiessee Partnerstädte. Kurze Zeit zuvor war auf Initiative des damaligen Bundeskanzlers Konrad Adenauer und dem französischen Präsidenten Charles de Gaulle die Möglichkeit eines Austauschs zwischen Deutschland und Frankreich auf kommunaler Ebene ins Leben gerufen worden.

Seit 1967 finden regelmäßig gegenseitige Besuche statt. Untergebracht ist man stets in Familien im Ort. Auch der aktuelle Wiesseer Bürgermeister Peter Höß besuchte schon in jungen Jahren die Partnerstadt Dourdan. Meist fahren die Wiesseer in den Sommerferien nach Frankreich und die Franzosen kurz vor Weihnachten nach Deutschland. Zudem gibt es einen Austausch zwischen den Bürgermeistern.

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