Es begann eher zufällig. Durch eine Reise einer Holzkirchnerin. Sie begab sich 2003 auf einen Trip durch Palästina. Dort entdeckte sie die „Women in Black“ (WiB), Frauen in schwarzer Kleidung, die auf dem Jerusalemer Hagar Square standen. Es waren Israelinnen und Palästinenserinnen. Gemeinsam hielten sie Schilder mit einer schwarzen Hand, auf denen „Stop the occupation“ in drei Sprachen zu lesen war, empor.
Die Geschichte der WiB begann im Januar 1988. Zwanzig Jahre nachdem Israel im Sechstagekrieg 1967 die Westbank, Gaza und Ostjerusalem besetzt hatte, brach im Dezember 1987 die erste Intifada, der erste palästinensische Aufstand, aus. Seit dieser Zeit stehen jede Woche Mütter, Ehefrauen, Töchter, Schwestern mit ihren Schildern da – eine schweigende Mahnwache.
Solidarität mit Kriegs- und Gewaltopfern
Die Holzkirchnerin Angelika Starkulla war nicht nur beeindruckt, sie wollte auch selbst etwas gegen die Besetzung und die Gewalt tun. Vor allen Dingen wollte sie informieren. Zusammen mit engagierten Freundinnen gründete sie die Holzkirchner Kerntruppe der „Frauen in Schwarz“ (FiS).
Anlass für die Frauen war die „völkerrechtswidrige Irak-Invasion“ im Jahr 2003, erinnert sich Christa Ortmann. Die Ex-Professorin und dreifache Mutter war von Anfang an dabei. Ihr persönlicher innerer Motor war, dass sie als Kriegskind und damit Gewaltopfer aktiv etwas gegen Gewalt tun wollte.
Die „Women in Black“ breiteten sich schnell in aller Welt aus: USA, Argentinien, Madrid, Wien, Hamburg, Köln – und Holzkirchen. Der damalige Bürgermeister, Josef Höß, ließ sich von dem Anliegen überzeugen und gab sein Okay zu den geplanten Mahnwachen. So stehen die „Frauen in Schwarz“ seit über zehn Jahren regelmäßig samstags mit ihren Schildern auf dem Marktplatz. Anfangs wöchentlich, später alle vierzehn Tage.
Erste Veranstaltungen im Fools
Grund für die Veränderung des Modus war, dass die Frauentruppe anfing, Veranstaltungen im alten Fools zu planen. In unregelmäßigen Abständen organisierten die kämpferischen Damen immer mehr Referate, Vorträge und Filme als politische Matineen zu aktuellen Themen.
Wie andere Ortsgruppen auch, griff das oberbayerische Netzwerk lokale oder politische Missstände aus verschiedenen Bereichen auf. Zwar agieren die regionalen Gruppen individuell, aber gemeinsam ist ihnen, dass sie sich immer dem Frieden, der Gerechtigkeit und der Gewaltlosigkeit verpflichtet haben.
Neben dem Palästina-Engagement gab es Lesungen und Konzerte zu Iran oder Informationstage zu Rüstung und Waffengeschäften. Seit knapp zwei Jahren, besonders seitdem die Flüchtlingsproblematik zugenommen hat, widmen sie sich verstärkt Asyl-Fragen.
„Wir wollen Präsenz zeigen“, fasst Christa Ortmann aus Otterfing zusammen, „und wir stehen für stummen Protest, Trauer für die Opfer und Gewaltfreiheit als Alternative“. Sie tritt häufig als Sprecherin auf, betont aber, dass es sich bei den FiS um eine Bewegung, keine Organisation und keinen Verein handelt.
Matineen finden in Holzkirchen Anklang
Mit dem Umzug des Fools vor fünf Jahren ins „Kultur im Oberbräu“ schlug Kulturmanagerin Ingrid Huber vor, die Veranstaltungen regelmäßig anzubieten. Seit 2007 wurden insgesamt über 80 Events angeboten, rund elf Themen pro Jahr. Meist sind die Matineen gut besucht. Veranstaltungen wie das Forum mit den Asylbewerbern mit über hundert Besuchern gehören aber noch zu den Ausnahmen.
Obwohl die Besucher Eintritt bezahlen, rechnen sich die Veranstaltungen im Durchschnitt nicht. „Wir zahlen oft drauf“, gesteht Ortmann. Neben Reisespesen wie Fahrtkosten und Übernachtung legen die Frauen Wert darauf, dass Honorare bezahlt werden. Und natürlich, dass anspruchsvolle, das bedeutet auch teurere, Referenten auftreten.
Warum setzen sich die Holzkirchnerinnen trotzdem für diese weltweite Bewegung ein? Ihr Ziel ist es, ein politisches Statement abzugeben. Ortmanns Protest richtet sich massiv gegen die Verdrängung der Kriegserfahrungen, das „tödliche Schweigen“ in den 50-er Jahren. „Ich schweige nicht“, ruft die ehemalige Professorin aus, denn „Schweigen heißt Zustimmen“.
Wenn einer eine Reise macht, dann kann er was erzählen. Diese Frauen reden nicht nur, sie handeln.
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