Nur ein halbes Jahr vor dem Beginn der Pandemie gingen am 20.09.2019 allein in Deutschland 1,4 Millionen auf die Straße, um ihren Willen zu bekunden sich gegen den drohenden klimatischen Kollaps zu wehren.
Und alles begann nur Jahre zuvor mit dem Durchhaltevermögen eines kleinen schwedischen Mädchens, das statt zur Schule zu gehen lieber für den Erhalt der Erde demonstrierte. Der Rest ist fast schon Allgemeingut. In jedem Fall entstand ohne große Marketingstrategien und die Unterstützung von Multi Konzernen eine der größten weltumspannenden Bewegungen. In den letzten sechs Monaten ist es wieder still geworden. Die Pandemie beherrscht alles, so scheint es.
Die Aktivisten zeigten sich im Gegensatz zu anderen Bewegungen als äußerst respektvoll im Umgang mit der Krise und nahmen die soziale Verantwortung, die sie immer propagierten sehr ernst. Am 10.03.2020 zum Beispiel wurde die geplante Großdemo aus Respekt vor den pandemiebedingten Folgen abgesagt. Der Protest verlagerte sich in die digitale Welt, aber der Kampf hörte nicht auf.
Ein Stück Vor-Corona Realität kommt zurück auf die Straße
Auch bei uns im Kreis nicht – wer sich heute gegen 14:30 Uhr in der Miesbacher City aufhielt, konnte Forderungen wie “Raus aus der Kohle”, “Klimawandel jetzt” oder “Handeln nicht reden” nicht überhören. Die Rückkehr ist nicht leise, sondern wie immer bunt und richtig laut. Für den heutigen Freitag war weltweit zum “Globalen Klimastreik” aufgerufen worden. Auch wenn sich heute nicht mehr als zirka 50 Menschen vor dem Miesbacher Gymnasium zusammenfanden, war die Rückkehr gelungen. Wie zu erwarten war, hatte die Polizei, die die Veranstaltung begleitete, eine sehr einfache Aufgabe. Auf das Masketragen und den Abstand brauchte keiner der Teilnehmer hingewiesen werden.
Bei der kurzen Auftaktveranstaltungen machten die Redner der Miesbacher Ortsgruppe von Fridays for Future auf die “katastrophalen Folgen der globalen Klimaerwärmung” lautstark aufmerksam. Konkret geht es ihnen dabei um die Einhaltung der Ziele des Pariser Abkommens – des 1,5°C-Ziels. Und speziell für Deutschland wird gefordert die Nettonull 2035 zu erreichen, den Kohleausstieg bis 2030 und eine Energieversorgung aus erneuerbarer Energie 2035. Laura Killer, die Ortsvorsitzende der Bewegung in Miesbach sagt:
Wir fordern das Ende der Subventionen für fossile Energieträger und eine CO2-Steuer auf alle Treibhausgasemissionen. Der Preis für den Ausstoß von Treibhausgasen muss schnell so hoch werden wie die Kosten, die dadurch uns und zukünftigen Generationen entstehen.
Aber auch ein bekannte Lokalpolitikerin aus dem Miesbacher Rathaus nahm das Megaphone in die Hand. “Ihr Kids müsst uns Politiker richtig Druck machen. Wir brauchen das”, bekannte Astrid Güldner (Grüne), Zweite Bürgermeisterin der Stadt Miesbach.
Sie forderte die Zuhörer auf, weiter zu kämpfen gegen den Klimawandel. “Gerade in der Lokalpolitik können wir Veränderungen herbeiführen”, ergänzte sie und verwies auf den gestrigen Beschluss im Stadtparlament für die Errichtung öffentlich zugänglicher Elektro-Ladestationen in der Kreisstadt. Auch ihr Auftritt wurde begeistert von der kleinen Menge beklatscht.
Wir waren nie weg – nur Online
“Die Corona Pandemie ist nicht einfach für unsere Bewegung, aber wir haben alle zusammengehalten. Vieles lief online. Das ist für uns ja ganz normal”, erzählt eine der jungen TeilnehmerInnen, aber schöner sei es schon wenn man richtig Krach machen kann mit den anderen. Weil man man eher wahrgenommen wird, meinte die Schülerin, das Leise werde viel zu leicht überhört.
“Wir waren nie weg, aber wir kommen noch viel lauter wieder!”. Weniger eine Drohung als eine Hoffnung. Für den 14.04.2021 ist die nächste Veranstaltung in Miesbach geplant.
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