Im August 2014 wurde der Stein ins Rollen gebracht, damals gründete die Gemeinde den Arbeitskreis Verkehr. Im Sommer dieses Jahres soll nun endlich ein breites Konzept stehen. Als wichtiges Ziel gilt seit langem die Reduzierung des motorisierten Straßenverkehrs im Ort und Erleichterungen für Fußgänger und Radfahrer.
Dafür ist es höchste Zeit: „In Holzkirchen wird schon viel getan“, meint Harmut Romanski, Vorstand des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) in Holzkirchen, „aber es gibt auch noch enorm viel anzupacken.“ Die Unterstützung seitens Gemeinde und Landkreis sei aber da, vieles brauche einfach noch Zeit. Zudem sei die Bausubstanz vielerorts nunmal nicht zu ändern: „Die Münchner Straße kann man nicht einfach breiter machen“.
Der Radl-Ring als Alternative-Route
Aufgrund seiner Topographie habe Holzkirchen im Vergleich zu anderen Gemeinden wie Miesbach bereits einen verhältnismäßig hohen Radverkehrsanteil, so Romanski. So gibt es schon seit einigen Jahren den Radlring, der die wichtigsten Einrichtungen verbindet. Schulen, Kindergärten, BATUSA, aber auch Rathaus und Einkaufsmöglichkeiten sind so über wenig befahrene oder sogar verkehrsberuhigte Straßen erreichbar. Fahrradfahrern bietet sich so eine exzellente Alternativ-Route.
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Die Begeisterung für die Freizeitbeschäftigung auf zwei Rädern ist überall zu beobachten. Es werden nicht nur Bikeparks geplant, auch E-Bikes erfreuen sich vor allem bei älteren Radlern zunehmender Beliebtheit. Und man trifft Mountain-Biker auf allen Spazier- und Wanderwegen. Allerdings fehlt es an Trainingsmöglichkeiten.
Für MTB-Training im Verein, vor allem kleinerer Kinder, wird es immer schwieriger geeignetes Gelände in Ortsnähe von Holzkirchen zu finden, auf dem dies tatsächlich erlaubt ist.
Das sagt Georg Smolka vom RLSC. De facto sei es so, dass in verschiedenen Waldstücken eigentlich unerlaubt trainiert werde, mit zumeist stillschweigender Duldung der entsprechenden Waldbesitzer. Bei den Radlern von équipe vélo Oberland hofft man sehr, dass die bereits bei der Gemeinde beantragte und diskutierte Errichtung eines Bikeparks am Moarhölzl umgesetzt wird. Damit soll vor allem den jüngeren Radsportlern aus den Landkreisvereinen eine zusätzliche Möglichkeit zum gezielten Training geboten werden, die aber grundsätzlich allen Radfahrern offen stehen solle, so Barbara Thiel, Vorstand des Vereins.
Regionales Radsportkonzept: Der Landkreis wächst zusammen
Gemeinsam mit der Standortmarketinggesellschaft Landkreis Miesbach (SMG) und allen Gemeinden erarbeitet die Alpenregion Tegernsee Schliersee (ATS) im Rahmen ihres LEADER-Programms ein umfassendes Radwegekonzept. So wurde bisher eine Bestandsliste mit vorhandenen Radwegen und deren Zustand angefertigt. „Jetzt wird eine Wunschliste erstellt und geprüft, was davon realistisch und sinnvoll ist“, so Florian Brunner, Regionalmanager bei der SMG. „So können die Gemeinden ungefähr im Herbst mit der Begutachtung der Vorschläge beginnen“.
Ein konkretes Projekt sei derzeit der Ausbau der Rad- und Fußwegeverbindung zwischen Weyarn und Darching. Zum einen, um den Weyarnern den Anschluss an die BOB zu erleichtern und andersherum, um den Darchingern zukünftig den Weg zum Supermarkt zu ermöglichen.
Das Rad wird nicht neu erfunden – aber aufpoliert
Während der Interessenschwerpunkt der SMG auf den Anwohnern im Landkreis liegt, unterstützt die ATS naturgemäß den Ausbau des Radl-Tourismus in der Region. Bereits heute verlaufen große, regionale und überregionale Fahrrad-Wanderwege durch den Landkreis: Da sind etwa der Radweg Holzkirchen – Bayrischzell, der Freundschaftsradweg München – Venedig und die Verbindung Bodensee-Königssee.
„Radfahren ist ein festes Standbein im Tourismus und wir möchten das noch weiter ausbauen, mit gezielten Investitionen in Infrastruktur, Produkt und Angebot“, stellt Sebastian Freund, Produktmanager Rad bei der ATS fest. „Ein Vorteil des Radfahrens ist auch die relative Unabhängigkeit von der Witterung.“ Harmut Romanski glaubt ebenfalls an das große Potenzial des Landkreises:
Fahrradreisende sind solvent, können nur bedingt Proviant und Ausrüstung mitnehmen und konsumieren daher auf ihren Reisen mehr als andere Touristen.
Dabei stehen vor allem Ausbau der Radwege entlang der Flüsse im Landkreis und die Erweiterung des E-Bike-Angebots im Fokus. Barbara Thiel sieht noch einen weiteren Aspekt: „Nicht nur die kürzer werdende Ski-Saison, sondern auch neue Trends im Radsport, wie zum Beispiel die Fat-Tire-Bikes, führen dazu, dass immer mehr Radfahrer auch im Winter auf zwei Rädern unterwegs sind.“ So gebe es in einigen Wintersportorten bereits „Bike- und Snow-Festivals“, die viel Anklang fänden.
Aus gutem Grund erinnert jedoch Birger Nemitz, Pressesprecher des Landratsamt Miesbach: „Planungen sollten schon relativ früh mit der Naturschutzbehörde abgestimmt werden.“ Im vergangenen Jahr wurden Pläne für die bikerfreundliche Nutzung des Holzkirchner Kogls vom Gemeinderat verworfen – das Gebiet ist ein Naturdenkmal.
In der équipe vélo habe man keine Probleme mit der Entwicklung, meint Barbara Thiel. „Uns liegen die Natur und ihr Schutz am Herzen und wir beachten die Regeln.“ Schwarze Schafe gebe es jedoch leider überall, auch unter Mountainbikern.
ATS-Vertreter Sebastian Freund meint: „Respektvoller Umgang miteinander in der Natur und im Straßenverkehr sollte selbstverständlich sein unter allen Beteiligten.“ Und wie bei allen Herausforderungen hilft das gemeinsame Gespräch: Das Landratsamt hat bereits einen „Runden Tisch Mountainbiken“ organisiert, an dem sich Fahrer, Geländeeigentümer und Naturschützer getroffen haben und dem Vernehmen nach zu guten Ergebnissen gekommen sind.
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