Wo die Tegernseer Weine herkommen

Bei uns wird zwar kein Wein angebaut. Trotzdem gibt es Wein, der nach unserer Heimat, dem Tegernsee, benannt ist. Die Geschichte dazu ist spannend. Und die Männer, die dahinter stehen, kommen jetzt alle gemeinsam ins Tal.

Constanze Glemnitz und Robert Gerg lieben ihren Job und die Zusammenarbeit mit den Winzern / Quelle: Nina Häußinger

Drei Winzer aus verschiedenen Regionen in der Nähe von Bayern. Was sie vereint? Etwas sehr Besonderes – sie alle stellen Weine her, die den Namen unserer Heimat tragen. Woher diese Tradition kommt, obwohl im Tegernseer Tal doch nie Wein angebaut wurde? Dazu blicken wir zurück auf die Geschichte des Klosters Tegernsee. In den altbayrischen Klöstern bestand im Mittelalter großer Bedarf an Wein – zum einen aus liturgischen, zum anderen aus kulinarischen Gründen. Nicht zuletzt war Wein in dieser Zeit oft reiner als das Trinkwasser, das den Menschen zur Verfügung stand.

Da das oberbayrische Klima auch damals keinen Weinbau ermöglichte, kultivierten die Benediktiner des Klosters Tegernsee den Anbau von Wein in Südtirol und in der Wachau. Aufgrund des Wissens der gelehrten Mönche erreichte der Weinbau in diesen Regionen einen enormen Aufschwung. Besonders aufwändig und schwierig war natürlich zu damaliger Zeit der Transport des Traubenmostes zum Kloster Tegernsee. Die ausgefeilte Logistik mit getreidelten Schiffen über die Donau und den Inn sowie mit Fuhrwerken über die Alpen kann uns auch heute noch zum Staunen bringen.

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Durch die Säkularisation im Jahre 1802 und die dadurch erfolgte Auflösung der Klöster sowie der Übereignung ihrer Besitztümer an den bayrischen Staat geriet dieser regionale Bezug in Vergessenheit. „Zur 1250-Jahr-Feier der Stadt Tegernsee wurden diese Beziehungen dann aber wieder erneuert“, erklärt Robert Gerg vom gleichnamigen Weinhandeln in Rottach-Egern. Heute können wir deshalb Weine aus den historischen Lagen des Klosters Tegernsee genießen, die noch heute unseren Namen tragen. Dazu zählen die Kellereien der Tegernseerhof in Unterloiben in der Wachau, der Lesehof der Tegernseer von 1424 in Krems und das Weingut St. Quirinus in Oberplanitzing, Südtirol.

Martin Mittelbach aus der Wachau

Die früheste urkundlich belegte Erwähnung führt in die Wachau, es handelt sich um die Schenkung eines Weinberges in Unterloiben von König Heinrich II. an das Kloster im Jahre 1002. Hier wurde 1176 der Tegernseerhof erbaut.

Dort wohnte einst der Lesemeister – ein Mönch, der einige Male im Jahr in die Wachau reiste, um die Pflege der Weinberge und vor allem die Weinlese zu beaufsichtigen. Heute produziert am Weingut Tegernseerhof die Familie Mittelbach nunmehr in der 5. Generation.

Urban Stagård aus Krems

In Urkunden wird der Lesehof der Tegernseer in Krems an der Donau ab dem Jahr 1424 erwähnt. Dominique und Urban Stagård betreiben das Weingut in diesem Anwesen heute. Es ist bereits seit dem 18. Jahrhundert in Familienbesitz. Den schwedischen Namen „Stagård“ erhielt es durch Einheirat von Urbans Vater.

„Die Qualität der Weine des sympathischen jungen Winzerehepaars überzeugt von Jahr zu Jahr mehr“, findet Gerg, der keinen Wein verkauft, den er nicht vorher auch probiert hat. Die Familie Stagård hat sich schließlich in Abstimmung mit Gerg bereiterklärt, auch weiterhin noch zwei Weine mit dem Namensbezug zum Tegernsee zu führen.

Auch in Südtirol hatte das Kloster Tegernsee Besitz

Auch in Südtirol hatte das Kloster Tegernsee bereits im 11. Jahrhundert Besitz erworben. Im Mittelalter gehörten die Mönche des Klosters Tegernsee dann bereits zu den größten Weinproduzenten Südtirols. Der damalige Besitz des Klosters, der Anwalthof, produziert heute keinen eigenen Wein mehr.

Robert und Michael Sinn aus Südtirol

Seit dem Jahr 2013 betreibt die Familie Sinn in diesen historischen Lagen unter dem Namen Weingut St. Quirinus biologischen Weinbau. „In ihrem modern konzipierten Anwesen erzeugen Vater und Sohn Robert und Michael Sinn sowohl traditionelle Südtiroler Weine wie „Kalterer See“ aus der Rebsorte Vernatsch, Blauburgunder und Merlot als auch Sauvignon Blanc und zwei Cuvées unter dem Namen „Planties““, erklärt Gerg.

Es hat lange gedauert bis Gerg auch dieses dritte Weingut ausfindig machen konnte. Er wusste aus den Aufzeichnungen, dass es eines geben musste. In Südtirol hatten er und seine Frau keinen Erfolg. „Irgendwann standen die beiden dann hier bei uns im Laden und haben gefragt, ob wir ihren Wein verkaufen wollen“, freut sich Gerg.

Alle drei Winzer kommen an den See

Die Geschichte der Weine ist faszinierend und spannend und doch kennen sie nur die Wenigsten. Umso mehr freuen sich Robert Gerg und Constanze Glemnitz jetzt erstmals alle Winzer, die eine so intensive Bindung zum Tal haben, gemeinsam herholen zu können.

Am kommenden Wochenende findet deshalb am Freitag eine Weinprobe im Tegernseehof mit Sechsgänge-Menü statt. Am Samstag kommen die drei Winzer dann noch in die Weinhandlung nach Rottach. Jeder, der mag, kann vorbeischauen, die drei Winzer kennenlernen, ihre Weine probieren und mehr erfahren über diese faszinierende Beziehung zum Tegernseer Tal.

Auch Robert und Conny Gerg freuen sich riesig auf den Besuch. „Wir haben einen ganz tollen Beruf und haben mit tollen Leuten zu tun“, findet Gerg. Mit den Winzern, die im Grunde Bauern und sehr bodenständig und nett sind, und den Kunden, die gerne guten Wein trinken und deshalb auch ein ganz besonderes Klientel ausmachen.

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