Euro-Krise. Staatsverschuldung. Inflationsangst. Ständig neue Nachrichten. “Das größte geldpolitische Problem sitzt in Berlin“, schreibt Finanzexperte Frank Wiebe im Handelsblatt zur aktuellen Situation des Finanzmarktes.
Konflikte habe es zwar immer wieder gegeben, auch zu DM-Zeiten. Und auch zwischen den Staaten in der Europäischen Union. Neu sei jedoch das Erpressungspotenzial der Regierungen gegenüber der EZB.
Der Bankrott eines Staates erscheint als schlechteste aller möglichen Alternativen. Man rückt zusammen, um die Euro-Zone beisammenzuhalten. Es gilt das Motto: Mitgehangen – mitgefangen.
Wir sind besonnen
Und damit betrifft die Euro-Krise alle. Natürlich auch uns im Tegernseer Tal. Wir haben Erwin Graf, stellvertretendes Vorstandsmitglied der Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee, gefragt, wie er die Euro-Krise sieht.
„Die Leute sind besonnener, als einzelne Medien es glauben machen wollen“, behauptet Erwin Graf. Zwar sei die Bereitschaft, langfristig anzulegen, gesunken aber die meisten Anleger sehen die derzeitigen Finanzmärkte relativ sachlich und gehen deswegen etwas vorsichtiger an die Sache ran. Geld unter dem Kopfkissen zu bunkern, sei jedenfalls keine Lösung.
Geld im Ausland? Laut Graf ist dabei Vorsicht geboten, zumindest, wenn es sich nicht um ein anderes EURO-Land handele. Dann sei man nicht nur von der Gesetzgebung, sondern auch von der Währungsentwicklung des jeweiligen Landes abhängig.
Betrachtet man beispielsweise die Entwicklung des US-Dollars, wird man feststellen, dass er in den vergangenen zehn Jahren massive Verluste gegenüber dem Euro verkraften musste. Außerhalb Europas ist also längst nicht alles Gold, was glänzt.
Gold gilt gemeinhin als sicherer Hafen in Krisenzeiten. Das zeige auch die aktuelle Preisentwicklung, weiß der Vertriebschef. Der Preis lag im Jahr 2000 noch bei rund 300 $. Inzwischen werden über 1.600 $ bezahlt. In der Spitze waren es sogar rund 1.900 $ pro Feinunze. Der Preis fällt also wieder.
Unsicherheiten in der Zukunft
Wie die weitere Entwicklung verläuft? Darauf weiß natürlich auch Graf keine exakte Antwort. Ob Gold wirklich die richtige Anlageform istk ommt vor allem auf den Kaufpreis an. Momentan ist Gold sehr teuer. Fakt ist auch, dass Gold keine Verzinsung abwirft. Rendite gibt es nur, wenn der Goldpreis auch weiterhin steigt.
Die richtige Geldanlage sollte jeder an seinen persönlichen Erfordernissen ausmachen. Das Wichtigste bei allen Geldanlagen ist laut Graf eine saubere Analyse der eigenen Vermögensverhältnisse. Danach gelte es zu ermitteln welche Ziele man eigentlich mit der Anlage habe.
Anleger die auf Sicherheit Wert legen, sollten auf spekulative Geschäfte weitestgehend verzichten. „Zur Zeit sind die Bewegungen an den Aktienmärkten häufig von Stimmungen und weniger von Fundamentaldaten getrieben“, ist sich Graf sicher.
Also doch das „gute alte Sparbuch“? Ob das die beste Idee ist oder ob es nicht besser wäre, eine Immobilie – die Flucht in einen Sachwert – anzutreten, ist fraglich. In ganz großen Krisen ist das Haus mit eigenem Garten, in dem man sein Gemüse anbauen kann, für manche nach wie vor die gefühlt sicherste Alternative.
Gelassene Bürger
Und der Weg aus der Euro-Krise? Wann man die Talsohle durchschritten habe? Graf kann keine Entwarnung geben. Doch wie schon gesagt, sind die Menschen tendenziell ruhig. Fast schon gelassen.
Warum die Bürger angesichts angesichts der Nachrichtenlage und der ungeheuren Summen, die bei der Euro-Banken-Krise im Raum stehen, so ausgesprochen gelassen reagieren hat der Steuer- und Finanzexperte der CDU Professor Paul Kirchhof vor zwei Monaten auf dem Schlierseer Kulturherbst erklärt: Zwei Billionen Euro, das ist eine Summe, die sich kein Mensch vorstellen kann.
Wenn es heißt, dass der European Financial Stability Facility, kurz EFSF-Rettungsschirm auf 2 Billionen Euro aufgestockt werden soll, dann können wir uns nicht vorstellen, was 2 Billionen Euro bedeuten. 2 Billionen ist eine zwei mit zwölf Nullen dran – 2 000 000 000 000. Das ist trivial. Unvorstellbar wird es erst, wenn dahinter Euro steht.
Doch was, wenn tatsächlich etwas passiert. Was wenn, wie das Handelsblatt schreibt am Ende “doch alles zusammenbricht”? Darauf weiß auch Erwin Graf keine definitive Antwort. Mutmaßungen gebe es viele.
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