Beurteile ein Buch nicht nach dem Cover und Menschen nicht nach ihrem Aussehen. Immer wieder sagen wir uns das mantramäßig. Aber es fällt schwer. Der Mann vom Landratsamt – schwarze Sonnenbrille, Milieu-Bart und selbstbewusstes Auftreten könnte auch ein Fahrgeschäft betreiben. Die Dame mit den weißen Pumps – nun ja…
Es ist eine lustige Runde, die sich am Mittwoch Nachmittag in Tegernsee Süd zusammengefunden hat. Das Thema finden die Anwesenden aber vermutlich nur mäßig amüsant. Zwei Villen mit vier bis acht Wohneinheiten und einer Tiefgarage mit maximal 30 Stellplätzen sollen auf dem Grundstück neben der Villa am See entstehen. Das jedenfalls plant die De Lago GmbH als neuer Eigentümer des Hotels mit angrenzendem Grundstück. Der Vorbescheid wurde im Oktober vergangenen Jahres von der Stadt Tegernsee und vom Landratsamt abgesegnet.
Die Anlieger freut das nicht. Sie befürchten durch den Neubau verschiedene Nachteile zu haben. Insgesamt drei Anwohner mit ihren Anwälten und der Anwalt der De Lago GmbH fanden sich deshalb auf dem Grundstück mit Richterin Cornelia Dürig-Fiedl zu einer mündlichen Verhandlung ein.
Was stört die Anwohner?
Konkret stören die Anwohner die Größe der Tiefgarage und der Gebäude, dass es sich eigentlich um Mehrfamilienhäuser handle und nicht um Villen. „Mehrfamilientürme und Zoo-Effekt“, las die Richterin aus den Vorwürfen der Anwohner vor. Das Ausmaß der Gebäude füge sich nicht ein und führe zu Verschattung. Die Liste war lang.
Grundsätzlich sei ein „villenartiger Charakter“ ein weites Feld, so Dürig-Friedl. Bei der Tiefgarage verstehe sie allerdings nicht, inwiefern die Nachbarn betroffen sein sollen. „Das ist unter der Erde. Das ist doch egal“, sagt sie, „sie leben hier in der Stadt und haben einen Höllenlärm von der Straße.“
Trotzdem versuchte die Richterin zu vermitteln. Was die Anwohner sich denn wünschen würden, fragte sie in die Runde. Aber die Diskussion wurde in der fast zweistündigen Verhandlung immer emotionaler. „Wir befinden uns hier in einem Brei von Befindlichkeiten“, resignierte Dürig-Friedl. Der Traum, dass hier gar nichts passiere, sei ein Traum.
Am Ende gebe es hier nur das Gebot der Rücksichtnahme. Im Hinblick auf Abstände und Lärmbelastung lasse sich hier noch nichts sagen. Eine Tiefgarage an sich sei aber beispielsweise keinesfalls rücksichtslos, sondern sogar ein Gebot der Rücksichtnahme. Über die Villen müsse wenn sowieso ein Zivilgericht verhandeln. „Und da werden sie viel Geld los“, betont sie und fügt hinzu:
Es sieht zappenduster aus.
Am Ende konnten sich die Parteien immerhin soweit verständigen, dass alle gemeinsam einen Termin mit dem Anwalt der De Lago GmbH wahrnehmen. Dann will man an verschiedenen Vorschlägen arbeiten. Trotzdem hielten die Anwohner an ihrer Forderung fest, den Vorbescheid aufzuheben.
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