Zielkonflikt Solarenergie

Die Energiewende anschieben oder die Optik der Stadt behüten? Mit diesem Zielkonflikt setzte sich gestern der Tegernseer Stadtrat zum Thema Solarenergie auseinander.

Die Solarzellen-Satzung sollte geändert werden. Dafür fand sich unter den Räten eine große Mehrheit. Nur einer hielt dagegen.

Optik hin oder her - der Stadtrat hat die Satzung für Solarzellen gelockert.
Optik hin oder her – der Stadtrat hat die Satzung für Solarzellen gelockert.

Wie die anderen Talgemeinden auch hat die Stadt Tegernsee eine Satzung, die das Anbringen von Solarzellen auf Hausdächern regelt. Bisher besagte diese Satzung, dass nur ein Drittel der Fläche je Dachseite mit Solarmodulen bestückt werden darf – alles, was darüber hinaus gehe, schade der Optik des Ortsbildes, so die Erläuterungen von Bauamtsleiterin Bettina Koch.

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Doch inzwischen sei die Stadt zum Umdenken gezwungen – und das hat Gründe. “Der Druck durch die Energiewende wird immer größer”, so Koch auf der gestrigen Sitzung des Stadtrates. Hinzu kommt, dass Bauherren, die ganzflächig Solarzellen errichten wollen, in jüngster Zeit gegen die Satzung geklagt haben – so geschehen bei Grundstücken in der Otkarstraße und am Spengerweg.

Zielkonflikt zwischen Optik und Nutzwert

Der Beschlussvorschlag lautete also: Die Größenbeschränkung aufheben und Erfahrungen sammeln. Thomas Mandl (SPD) begrüßte den Vorschlag und verwies darauf, dass die Solarenergie ein wichtiger erster Schritt bei der Energiewende sei.

Wir haben schon immer einen Zielkonflikt zwischen Tourismus und Energiewende. Dabei hat die Energiewende durchaus touristischen Nutzwert, wenn wir es schaffen, dass unsere Haushalte energieautark werden. Das kann unser Alleinstellungsmerkmal werden. Und wir können den Leuten nicht verbieten, dass sie ihren eigenen Strom produzieren.

Dem stimmten die meisten Stadträte zu. Heino von Hammerstein (BürgerListe) sagte, es gebe eigentlich auch gar keine Begründung für die bestehende Drittel-Regelung. “Ich bin dafür, dass diese Regelung fällt. Wir kommen immer mehr unter Druck durch die Gerichte, die häufig pro Solarenergie entscheiden. Unser Ziel sollte die Selbstversorgung der Haushalte sein.” Er plädierte aber dafür, dass es sich um eine geneigte Dachfläche handeln müsse, damit am Ende nicht auch auf Dachterrassen Solarmodule installiert würden.

Thomas Maban (Parteifrei/SPD), selbst Experte aus der Energiebranche, erklärte, dass nichts dagegen spreche, wenn auch auf Flachdächern Solarzellen angebracht würden. Denn dann seien sie noch weniger sichtbar, was nur im Sinne der Ortsgestaltung sein könne.

Einer ist dagegen

Unter den Stadträten fand sich mit Florian Kohler (BürgerListe) auch ein überzeugter Gegner der Satzungsänderung. “Tegernsee ist deshalb so ein schöner Ort, weil wir bis jetzt besonders streng waren, was Solarzellen angeht. Wir sollten uns dem öffentlichen Druck nicht beugen”, so Kohler. Er argumentierte neben der Optik auch mit den Kosten für Solaranlagen. Er sei zwar kein Experte, so der Unternehmer, aber er könne sich nicht vorstellen, dass Solarenergie so viel bringe – “Peanuts” im Vergleich zu anderen Energiequellen.

Statt jetzt in Aktionismus zu verfallen, plädierte Kohler dafür, lieber noch ein paar Jahre technischen Fortschritts abzuwarten. Die Energiewende werde allzu häufig als willkommenes Argument missbraucht. Thomas Maban erwiderte: Solarenergie sei sehr wohl effektiv und rentabel – und deshalb unterstützenswert. Ob ein Dach nun zu einem Drittel oder ganz bedeckt sei, sei auch schon egal – am Ende womöglich sogar die schönere Lösung.

Talweite Regelung

Bernhard Mayer (CSU) gab noch zu bedenken, dass man die Zusammenarbeit mit den anderen Talgemeinden suchen und die Satzung abstimmen müsse. Nur so sei ein einheitliches Erscheinungsbild möglich. Dabei kam unter den Stadträten auch noch der Wunsch auf, sich bei der Gestaltung der Solarzellen abzusichern. Schließlich gebe es die inzwischen auch in verschiedenen Farben.

Deshalb wurde in den Satzungsbeschluss ein Passus aufgenommen, der da lautet: “Solaranlagen müssen einheitlich gestaltet werden.” Dieser sowie die Aufhebung der Drittel-Regelung wurden vom Stadtrat beschlossen – mit einer Gegenstimme, der von Florian Kohler.

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