„Leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass Sie aktuell auf der Warteliste für einen Hortplatz stehen. Sie werden von uns benachrichtigt, sobald ein Platz für Ihr Kind frei ist. Uns ist bewusst, dass diese Situation für Sie eine große Belastung darstellt…“ – Das Ende eines Schreibens, das vergangene Woche Holzkirchner Eltern von der Caritas, dem Träger der beiden Holzkirchner Horte in der Frühlingsstraße und der Probst-Sigl-Straße, zugestellt wurde.
Laut Wolfgang Leonti, selbst betroffener Vater, macht sich unter den Eltern Wut und Hilflosigkeit breit. „84 Eltern haben sich um einen der freien Hortplätze in Holzkirchen beworben“, sagt er. Doch angesichts der momentanen Absage seien sie gezwungen, sich anderweitig um eine Lösung zu bemühen.
Betreuung ist ein Problem
Seit Jahren stehen berufstätige Eltern und Alleinerziehende vor dem Problem „Betreuung“. Nach der meist schwierigen Krippenplatzsuche beginnt mit dem Schuleintritt die Suche von vorne. Nur handelt es sich diesmal um einen Platz in einem der örtlichen Horte. So auch in der Marktgemeinde.
Hier unterhält die Caritas zwei Horte, einen in der Probst-Sigl-Straße, den anderen in der Frühlingsstraße. Wie im Elternschreiben aufgeführt, gibt es in der Probst-Sigl-Straße zwei Hortgruppen und zwei Mittagsbetreuungen. In der Frühlingsstraße sind derzeit vier Hortgruppen und zwei Mittagsbetreuungen untergebracht, wobei die vierte Gruppe als kurzzeitige Lösung angedacht war.
Laut Caritas-Mitteilung war die Gründung der vierten Gruppe abhängig von der geplanten Auslagerung der Holzkirchner Tafel, die ebenfalls ihren Standort in der Frühlingsstraße hat. Dies habe sich jedoch mangels geeigneter neuer Räume zerschlagen. Für die Caritas entsteht dadurch ein Raumproblem. Sie ist der Träger des Angebots und stellt das Personal. Für die passenden Räumlichkeiten ist die Gemeinde zuständig.
Kein Rechtsanspruch auf Hortplatz
Und die steht laut Leonti unter keinem Handlungsdruck. „Auf einen Kitaplatz hat man ja inzwischen einen gesetzlichen Anspruch“, sagt er. Für einen Hortplatz dagegen gebe es keine Legitimation. Alternative Ganztagesklasse? „Viele Eltern nehmen das Angebot nicht an“, weiß Leonti. Der Grund ist seiner Ansicht nach die mangelnde Flexibilität.
„Holzkirchen hat im Gegensatz zum neuen Konzept in Valley die gebundene Form.“ Heißt: Die Eltern können ihr Kind nicht abholen, wann es ihnen zeitlich passt, sondern müssen sich an feste Zeiten halten, da auch am Nachmittag Unterricht stattfindet, den man nicht so einfach ausfallen lassen könne. „Bei einem Hort sind Eltern viel flexibler.“
Leonti versteht nicht, warum sich die Gemeinde dieses Thema „nicht genauer anschaut“. „In Hartpenning steht das alte Schulhaus leer“, sagt er. Gerade für Hartpenninger Eltern die ideale Hortlösung: „Die Hartpenninger Kinder könnten alle gemeinsam nach der Schule in einem Bus fahren“, so sein Vorschlag. Nach der Arbeit könnten die Eltern ihre Kinder vor Ort abholen, was sich auch günstig auf den Verkehr auswirken würde.
Die Gemeinde bemüht sich um eine Lösung
Die Gemeinde weiß um die Sorgen und sucht nach einer Lösung: „Wir sind bemüht, die Situation zu entspannen“, sagt Robert Haunschild, Geschäftsführer der Marktgemeinde. Doch die Gemeinde könne nicht in Eigenregie handeln: „Die Räumlichkeiten müssen vom Landratsamt abgenommen werden.“
Das alte Schulhaus in Hartpenning stehe dabei jedoch nicht zur Diskussion. Viele Räume seien vermietet und würden auch von der Gemeinde als Lagerräume genutzt. Planungen in Richtung Hortausbau seien „zu schwierig und zu teuer“. Den Gemeindeverantwortlichen ist klar: „Der Bedarf steigt“, so der Geschäftsführer und versichert: „Wir sind an einer Lösung dran und sind sehr zuversichtlich, dass für alle das Passende dabei ist.“
Für Leonti in Bezug auf die Sorgen der Eltern kein Trost: „Wenn sich keine Lösung findet, müsste ein Elternteil seine Arbeit aufgeben, um die Kinder nach der Schule zu betreuen“, klagt er. Das aber könnten sich viele angesichts der hohen Mieten und Lebenshaltungskosten im Raum Holzkirchen schlichtweg nicht leisten.
“Kein nennenswerter Fortschritt”
Er ist der Meinung: „Das Thema wurde verschlafen und aufgrund mangelnder gesetzlicher Zwänge zur Schaffung eines attraktiven Angebots ignoriert.“ Die Zahlen der vergangenen fünf Jahre sprächen für sich: 2009 habe es in Holzkirchen 104 Hortplätze gegeben, 2014 seien es 119. Für ihn in den vergangenen fünf Jahren „kein nennenswerter Fortschritt“.
Auch durch den geplanten Neubau einer Kita mit Hort in der Erich-Kästner-Straße erwartet er sich keine Entzerrung und merkt in einer Mail an die Redaktion an: „Sofern man seitens der Gemeinde also auf den Neubau verweist, so dürfte das allenfalls den bis zur Fertigstellung dieser Einrichtung in ein bis zwei Jahren zusätzlich aufkommenden Bedarf durch Zuzug etc. decken. Die Situation in der Frühlingsstraße wird dadurch in keiner Weise verbessert.“
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