Zustimmung ohne viel Herzblut

In der gemeinsamen Sitzung von Wirtschafts- und Kreisausschuss in Miesbach diskutierten die Politiker des Landkreises am Mittwoch nicht nur über die umstrittene Informationsfahrt. Es ging dabei vor allem um den geplanten Zusammenschluss von TTT und ATS.

Der Tenor war klar: Eine Zusammenführung der beiden Verbände wollen die meisten. Offenkundig wurde allerdings auch: Es fehlt vor allem an Leidenschaft und Begeisterung für das Projekt.

Der Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Der Zusammenschluss soll unter anderem die Vermarktungsmöglichkeiten verbessern.
Der Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Durch die Fusion soll auch die Vermarktung verbessert werden.

Am Mittwoch ging es um die Zukuft des Tourismus’ im Landkreis Miesbach: Auf der vom stellvertretenden Landrat Arnfried Färber geleiteten Sitzung standen die Zustimmung zur Satzung sowie zum Integrationsvertrag der Alpenregion Tegernsee Schliersee GmbH (ATS GmbH) auf dem Programm.

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Der Integrationsvertrag soll dazu dienen, die Fusion zu regeln und die Gemeinden gegen Risiken abzusichern. Dabei spiegelte die Sitzung das wider, was viele Teilnehmer an den zähen Verhandlungen um die Vereinigung monieren: viel Gerede, wenig Tatkraft. SPD-Landratskandidat Robert Huber brachte die genervte Stimmung vieler auf den Punkt: „Ich sehe kein Herzblut dabei.“

Ein polarisierendes Projekt

Dass sich der Zusammenschluss von TTT und ATS in die Länge zieht, liegt nicht zuletzt auch daran, dass in den vergangenen Monaten viel Gegenwind aus der Bevölkerung kam. Das Problem fußt dabei vor allem auf den oftmals gegensätzlichen Interessen der Bürger und Anwohner gegenüber den Tourismusbetreibern. Eine Distanz zwischen „dem Tourismus“ und „den Einheimischen“ war deutlich spürbar.

Während sich viele Bürger eher kleinere und umweltverträgliche Hotels wünschen, die sich in die (Kultur-)Landschaft einfügen, scheitert dies oft an der Realität, sagen zumindest die Experten. So stellte TTT-Chef Georg Overs vor einigen Monaten im Rahmen einer Veranstaltung der Schutzgemeinschaft fest, dass der Tourismus heutzutage ein knallharter Wirtschaftszweig sei, bei dem am Ende die Hoteliers entscheiden, wie sie sich ausrichten.

Dieses „Größer-gleich-besser“-Prinzip findet sich allerdings auch im Masterplan Tourismus des Landkreises wieder. Folgerichtig fanden dann auch die Probleme ihre Fortsetzung im Streit um die geplante Fusion der beiden Tourismusorganisationen TTT und ATS. Durch den Zusammenschluss soll eine schlagkräftige Organisation entstehen, mit der man der wachsenden Konkurrenz aus dem In- und Ausland entgegentreten will. So stellen es sich zumindest die Vertreter der zuständigen Gremien vor.

„Die Leute wollen Ergebnisse sehen“

Nun aber soll endlich etwas vorwärts gehen – und das war auch das Ziel der letzten Sitzung im Kreisausschuss. „Die Leute wollen Ergebnisse sehen“, appellierte Hans Schönauer aus Irschenberg. „Visionen ohne Aktionen sind Illusionen.“ Und auch der Kreuther Bürgermeister Josef Bierschneider betonte:

Wir müssen uns wieder um den Gast kümmern, anstatt uns mit uns selbst zu beschäftigen.

Geredet und diskutiert wurde trotzdem viel. Auch wenn eigentlich klar ist: Ja, man will die Fusion. Allein, es gab da noch ein paar Fragen. Für Verwirrung sorgte am Mittwoch beispielsweise, dass es für den fusionierten Verband eine Doppelspitze geben soll – gebildet aus den derzeitigen Geschäftsführern von TTT und ATS, Georg Overs und Harald Gmeiner. Diese sollen auf drei Jahre befristete Verträge erhalten. Fischbachaus Bürgermeister Josef Lechner, der auch Mitglied der Steuerungsgruppe und daher mitverantwortlich für den Zusammenschluss ist, verteidigt die Fusion und die Lösung mit den beiden gleichberechtigen Geschäftsführern in der Sitzung am deutlichsten.

Eine Doppelspitze sei absolut gerechtfertigt, so Lechner. „Es ist genügend Arbeit da. Es ist sinnvoll, beide zu halten.“ Außerdem betonte er die klare Aufgabentrennung der beiden Geschäftsführer. Denn wie ATS-Chef Gmeiner in einer Präsentation zuvor erläuterte, soll sein Pendant Overs von der TTT für die Außenrepräsentation, die Interessenvertretung sowie das Marketing zuständig sein. Er selbst hingegen für Infrastruktur, Ortsentwicklung, Gäste- und Anbieterwesen sowie Angebots- und Produktentwicklung.

Budget – aber für was?

Nachgehakt wurde auch bei der Frage, wofür das veranschlagte Vermarktungsbudget von drei Millionen Euro eigentlich ausgegeben werden soll. Der Betrag soll sich aus dem bisherigen Bestand, also der Summe, die die Gemeinden derzeit für den Tourismus ausgeben, errechnen. Miesbachs Zweiter Bürgermeister, Paul Fertl, monierte das Fehlen eines ausgearbeiteten Wirtschaftsplans. Doch auch hier beschwichtigte Lechner: Das noch nicht gewählte Gremium werde zu gegebener Zeit einen genauen Budgetplan erstellen.

Bis dahin bittet er um Geduld: „Ein bisschen Vertrauen müssen wir schon haben.“ Dass die GmbH großen Gewinn machen wird, ist ohnehin unwahrscheinlich. Lechner erklärte, dass die Gemeinden beim Tourismus bereits jetzt draufzahlen. Vermutlich werde man auch mit der neuen GmbH bei plus/minus null herauskommen. Trotz der Skepsis, die viele Sitzungsteilnehmer nach wie vor hegen, stimmten letztlich alle bis auf Paul Fertl der Satzung und dem Integrationsvertrag zu.

Die weiteren Schritte sind ebenfalls schon klar definiert: Stichtag für die Fusion ist der 1. Januar 2015. Damit das auch gelingt, müssen schnell die Detailbeschlüsse aus den 17 Kommunen her. Bereits Anfang April soll es daher Informationsveranstaltungen für die alten und neuen Gemeinderäte geben. Bis 30. Juni sollen die Entscheidungen – entweder im alten oder neuen Gemeinderat – über die Bühne gehen. Der Startschuss für die letzte Phase auf dem Weg zur Tourismus-Fusion ist nun gefallen.

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